Flüchtlinge in Taufkirchen:Voller Motivation

Flüchtlinge in Taufkirchen: Kontakt zu den Flüchtlingen hält der Taufkirchener Bürgermeister Franz Hofstetter, hier beim Jahresfest der Jugendwohngemeinschaft Puerto.

Kontakt zu den Flüchtlingen hält der Taufkirchener Bürgermeister Franz Hofstetter, hier beim Jahresfest der Jugendwohngemeinschaft Puerto.

(Foto: Renate Schmidt)

"Das Thema wird uns noch Jahre beschäftigen": Die Taufkirchner Politik und der Integrationskreis haben in Wambach Bilanz gezogen. Und die fällt nicht schlecht aus

Von Philipp Schmitt, Taufkirchen

Große Herausforderungen in der Flüchtlingsfrage hat auch die Gemeinde Taufkirchen zu bewältigen; und hat bei einer vom CSU-Ortsverband organisierten Gesprächsrunde im Gasthaus Kronseder in Wambach doch eine positive Zwischenbilanz gezogen. 220 Flüchtlinge leben derzeit in Taufkirchen, um sie kümmern sich dort die ehrenamtlichen Helfer des "Taufkirchener Integrationskreises" (TIK).

Nachdem sehr viele Flüchtlinge 2015 in die Region gekommen waren, habe sich dieses Jahr die Lage beruhigt, hieß es vom TIK. "Wir ziehen an einem Strang, die Zusammenarbeit mit dem TIK funktioniert sehr gut", sagte der Taufkirchener Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU), der den derzeit 30 ehrenamtlichen Helfern rund um TIK-Sprecher Thomas Reger, Manfred Degener, Christa Tenter, Veronika Purschke und SPD-Gemeinderätin Sosa Balderanou-Menexes Anerkennung für ihre ehrenamtliche Arbeit zollte. Er signalisierte weiterhin wohlwollende Unterstützung für den TIK durch die Gemeinde. Die Initiative konzentriert sich inzwischen auf die Integration der in der Gemeinde lebenden Flüchtlinge. TIK-Sprecher Reger begrüßte das positive und motivierende Feedback der Lokalpolitiker zur Arbeit des TIK: "Wir brauchen den Dialog und müssen darüber diskutieren, wie wir mit Integration in Taufkirchen umgehen sollen, denn das Thema wird uns noch Jahre beschäftigen", sagte er. Seit 2013 leben Flüchtlinge in Taufkirchen in den 15 als Unterkünfte genutzten Häusern. "Es geht jetzt um Ausbildung, Berufseinstieg und um Wohnungen", hieß es. Der TIK selbst sucht dringend zusätzliche Helfer und will auch die Zusammenarbeit mit den mehr als hundert Taufkirchner Vereinen intensivieren; denn die derzeit 30 TIK-Mitarbeiter könnten die erforderliche flankierende Integrationsarbeit nicht alleine bewältigen, so Reger. "Wir müssen mit den geflüchteten Menschen besser in Kontakt kommen, Ansprechpartner sein, unsere Kultur erklären, andere Kulturen verstehen, Veranstaltungen und Ausflüge organisieren, Kontakte zu Vereinen vermitteln - sonst klappt das nicht." Die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt als ausführende Behörde sei nicht immer einfach gewesen und der TIK oft in Prozesse nicht richtige eingebunden worden. Inzwischen habe sich die Abstimmung aber verbessert: "Gute Zusammenarbeit ist wichtig, denn Integration ist mehr, als Gesetze umzusetzen", sagte Reger. Die Gemeinde hingegen unterstütze den TIK aktiv, stellt Räume etwa für den Treffpunkt "Teestube" im Mehrgenerationenhaus, kostenfreies WLan am Rathausplatz oder Mittel für den Aufbau der TIK-Homepage und Facebook-Seite zur Verfügung. Taufkirchen sei Rerger zufolge auf einem guten Weg: Von den 220 Flüchtlingen besuchen 20 junge Leute inzwischen die als Vorbereitung für den Berufseinstieg geschaffenen Klassen der Berufsschule in Erding. 35 ältere Menschen haben Hilfsjobs gefunden, 50 sind in kurzfristigen Beschäftigungen tätig. 52 Kinder sind in das Schulsystem eingebunden. Vieles klappe "mit Pragmatismus schon ganz gut", doch realitätsferne Sozialromantiker seien die TIK-Helfer nicht. Manchmal, räumten sie ein, gäbe es auch Probleme und Konflikte mit traumatisierten Menschen oder aufgrund der engen Wohnverhältnisse und der mitunter unpassenden Zusammensetzung in den Häusern. Wichtig sei auch, Gerüchten harten Fakten entgegenzusetzen, denn die kursierten sowohl bei den Flüchtlingen als auch in der Bevölkerung; Gerüchte meist ohne viel Wahrheitsgehalt, die diffuse Ängste auf beiden Seiten schüren könnten und deshalb ausgeräumt werden müssten, hieß es vom TIK-Team. Der frühere zweite Bürgermeister Gottfried Traber wollte wissen, ob die Flüchtlinge haftpflichtversichert seien, was offenbar oftmals nicht der Fall sei. Ein anderer Besucher sprach an, dass neue Trampelpfade an Wohngebieten vorbei entstanden sind und Straßen an gefährlichen Stellen in Taufkirchen von Flüchtlingen wild überquert würden und sie damit Autofahrer und sich selbst gefährden. "Wir bräuchten Verkehrserziehung, einen Verkehrsclub, denn viele Flüchtlinge kennen unsere Regeln gar nicht", sagte Claudia Tenter dazu. Ungeklärt sei etwa auch, wie Flüchtlinge als Übungsleiter in Vereinen zum erforderlichen Führungszeugnis kommen könnten. Viele Fragen seien noch nicht gelöst, das räumte auch Thomas Reger ein. Neben den Erfolgen und Fortschritten gibt es eben nach wie vor Probleme bei der Kommunikation, Wohnungssuche, Berufseinstieg, Rechtsfragen, aber auch bei Details wie dem Kommunalpass.

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