Fliegerhorst Erding:Die letzte Übergabe

Von Oberst Markus Alder geht die Verantwortung für den Fliegerhorst auf Oberst Stefan Schmid-Schickhardt über. Seine Aufgabe wird es sein, den Umzug des Stabs nach Manching umzusetzen

Von Antonia Steiger, Erding

Einen solch starken Besucherandrang hat es in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten bei einer Kommandoübergabe am Fliegerhorst Erding selten gegeben. Am Dienstag hat die Bundeswehr Oberst Markus Alder von seiner Verantwortung für das Waffensystemunterstützungszentrum 1 und für den Fliegerhorst entbunden, er wechselt nach Berlin. Fast bis auf den letzten Platz gefüllt waren die Sitzreihen in der Halle 3 bei der Zeremonie mit Marschmusik und Fahnenübergabe. Es war dies wohl die letzte große Kommandoübergabe am Standort Erding. Anfang 2018 zieht der Stab nach Manching um, dann werden auch dort die Kommandos übergeben. Den Umzug zu regeln, ist nun Aufgabe von Alders bisherigem Stellvertreter, Oberst Stefan Schmid-Schickhardt.

Hochrangige Soldaten, die nach Erding kommen, nutzen diese Gelegenheit nicht nur für einen Rückblick, sondern auch für eine Standortbestimmung und einen Ausblick. Was die Zukunft bringt, das ist in Erding jedoch schon lange allen klar: Der Abschied der Bundeswehr rückt näher. Einen harten Einschnitt wird dabei der Wechsel des Stabes nach Manching darstellen, ihm folgt die Auflösung des Materialdepots ebenfalls noch im Jahr 2018.

Bis 2022 wird es jedoch dauern, bis alle Einheiten abgezogen sein werden. Brigadegeneral Stefan Lüth betonte jedoch, wie schwierig die Aufgabe des Fliegerhorstkommandeurs dabei ist, war und sein wird: In einer in immer kürzeren Intervallen sich wandelnden Welt müsse die Bundeswehr auch ihre Kernaufgabe erfüllen: die Einsatzbereitschaft wahren. Dabei kommen den Einheiten in Erding, in Manching und in den anderen Bereichen des Waffensystemunterstützungszentrums 1 große Bedeutung zu: Sie müssen die Soldaten im Einsatz täglich unterstützen. "Auch unter Druck effektiv arbeiten zu können", das habe man am Fliegerhorst jedoch eindrucksvoll bewiesen. Optimistisch blickt der Brigadegeneral daher in die Zukunft: Schmid-Schickhardt sei "einer der erfahrensten Truppenführer der Luftwaffe" und in seinen bisherigen Dienstposten "stets erfolgreich" gewesen. Alder verabschiedete sich bei der Truppe mit den Worten, dies sei seine "allerschönste und erfüllendste Verwendung" gewesen.

Fliegerhorst Erding: Eine Kommandoübergabe ist eine ernste und feierliche Angelegenheit. Am Dienstag waren die Soldaten in einer Halle des Fliegerhorstes angetreten.

Eine Kommandoübergabe ist eine ernste und feierliche Angelegenheit. Am Dienstag waren die Soldaten in einer Halle des Fliegerhorstes angetreten.

(Foto: Renate Schmidt)

Ebenso begeistert übernimmt Schmid-Schickhardt nun das Kommando: Für ihn gehe ein Traum in Erfüllung, sagte er. Für alle fliegenden System der Bundeswehr die Geräte instand zu halten, sei eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. "Und das macht auch ihren Reiz aus." Der Fliegerhorst werde sich in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Und deswegen wollen sich die Soldaten am 20. Mai 2017 mit einem feierlichen Appell bei Fackelschein in der Innenstadt von Erding verabschieden.

Dass die Besucher in so ungewöhnlich hoher Zahl zu diesem Führungswechsel gekommen sind, hat aber wohl auch etwas mit der Beliebtheit des scheidenden Kommandeurs zu tun. Viel Lob gab es vom Brigadegeneral Lüth, der so alt wie Alder ist, wie er verriet, und der in ihm offenbar stets einen Untergebenen hatte, auf dessen Loyalität und Mut zur offenen Aussprache er sich habe verlassen können. Das größte Lob kam aber vom Spieß-Sprecher, Oberstabsfeldwebel Horst Strobel: "Hätten Sie die richtige Laufbahn gewählt, wäre aus Ihnen auch ein brauchbarer Spieß geworden", sagte er zu dem ranghöheren Oberst Alder. Beifall und Gelächter.

Fliegerhorst Erding: Brigadegeneral Stefan Lüth (rechts) übergibt die Fahne als Symbol der Verantwortung für das Waffensystemunterstützungszentrum 1 dem neuen Kommandeur, Oberst Stefan Schmid-Schickhardt.

Brigadegeneral Stefan Lüth (rechts) übergibt die Fahne als Symbol der Verantwortung für das Waffensystemunterstützungszentrum 1 dem neuen Kommandeur, Oberst Stefan Schmid-Schickhardt.

(Foto: Renate Schmidt)

Man kennt sich und man mag sich. Das trifft auch auf Lüth und Schmid-Schickhardt zu. In Memmingen gehörten beide vor 21 Jahren dem Jagdbombergeschwader 34 an. Und deswegen freue er sich ganz besonders, sagte Lütz, dass er Schmidt-Schickhardt das Kommando übertragen und dessen Frau einen Blumenstrauße überreichen dürfen: "Wer hätte das gedacht - damals in Memmingen?" Den größten Applaus bekam jedoch die Vorzimmerdame Ingrid Daiber, von der sich Alder mit einer festen Umarmung verabschiedete. Alder geht nun ins Verteidigungsministerium und wird Büroleiter des Parlamentarischen Staatssekretärs Markus Grübel (CDU). Damit sitzt er an der Schnittstelle zwischen Bundeswehr und Parlament, wie Lüth sagte. Er werde sich anpassen müssen, fügte Alder an. "Ich muss vielleicht auch mal den Mund halten."

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