Feuerwehr Erding:Probleme beim Rettungseinsatz

Rettungsorganisation moniert Behinderungen und Beleidigungen am Beispiel des Badeunfalls am Kronthaler Weiher

Von Thomas Daller, Erding

Die Mai-Bilanz der Erdinger Feuerwehr schlüsselt nicht allein die Zahl der Einsätze auf, sondern widmet sich auch einem brisanten Thema: Es geht um Zuschauer, die die Rettungskräfte bei einem Einsatz behindern, Anweisungen nicht befolgen und die Feuerwehr auch noch massiv beleidigen. Anlass war der Einsatz am Kronthaler Weiher, bei dem Ende Mai ein 31-Jähriger im Wasser untergegangen war. Er konnte geborgen werden, starb dann aber unter laufender Reanimation im Krankenhaus.

Es sei vereinzelt sehr schwierig gewesen, berichtet Andreas Jäckel von der Erdinger Feuerwehr, die Badegäste vom Einsatzort fernzuhalten beziehungsweise sie vom Landeplatz des Hubschraubers zu entfernen. Teilweise seien auch Beleidigungen gefallen: "Der Einsatzort war auf der FKK-Seite", sagte Jäckel der SZ. "Dort befanden sich etwa 30 bis 35 Leute. Denen war es anfangs völlig egal, dass dort ein Rettungseinsatz stattfand. Die haben weiter gebadet, sich gesonnt und rübergeschaut. Wir haben sie dann gebeten, den Badeplatz zu räumen, damit der Hubschrauber landen kann. Manche haben sich dafür unfassbar lange Zeit gelassen und andere sind renitent geworden: Sie seien deutsche Staatsbürger und würden sich nicht bevormunden lassen", berichtet Jäckel.

Immer wieder seien Badegäste gekommen und hätten den Einsatz gestört: "Einer kam mit den Paddelboard und fuhr in das Einsatzgebiet, dann kam auch noch ein Schwimmer, dem wir es untersagt haben, näher zu kommen. Der wollte erst mit uns diskutieren und hat uns dann beleidigt." Ein weiterer Mann habe behauptet, er sei Berufstaucher und wolle sofort mit dem Einsatzleiter der Wasserwacht sprechen.

Etwa fünf bis zehn Prozent der anwesenden Badegäste hätten auf solche Weise Probleme bei dem Einsatz bereitet. Und es seien gar nicht die jungen Leute gewesen, die sich so unvernünftig verhalten hätten, erläuterte Jäckel: "Die waren komplett verständnisvoll." Der Ärger sei überwiegend von Männern im Alter zwischen 30 und 50 Jahren ausgegangen. Eine Gruppe, die auch bei Einsätzen der Feuerwehr im Straßenverkehr immer wieder unangenehm auffalle. "Wenn wir bei einem Unfall eine Straße sperren müssen, versuchen die einfach an uns vorbeizukommen. Ein Porschefahrer ist mir einmal sogar direkt unter der Kelle durchgefahren. Das sind oftmals Geschäftsleute um die 40."

Die Polizeiinspektion Erding weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass eine Behinderung der Rettungskräfte schnell in den Bereich einer Straftat gelangen könne. Nötigung, Beleidigung, unterlassene Hilfeleistung oder gar Handyfotos zu machen und sie dann auch noch ins Netz zu stellen, könne Geld- oder Freiheitsstrafe nach sich ziehen. Bei Einsätzen im Straßenverkehr seien auch Fahrverbote möglich. Außerdem sei man mitverantwortlich, wenn sich ein Rettungseinsatz verzögere und Menschenleben dadurch in Gefahr gerieten.

Feuerwehrmann Jäckel sagte, es sei normal und liege auch in der Natur des Menschen, dass man neugierig sei und schnellstmöglich wissen wolle, was sich zugetragen habe. "Jedoch freut sich jede Einsatzkraft, egal ob Polizei, Rettungsdienst oder Feuerwehr, wenn ein paar einfache Regeln eingehalten werden: Abstand zur Einsatzstelle - halten Sie genügend Abstand und bleiben Sie hinter der Absperrung. Versuchen Sie nicht, alles besser zu wissen. Das wird meistens falsch verstanden - auch wenn Sie vielleicht recht haben. Und nehmen Sie es den Einsatzkräften nicht übel, wenn diese manchmal nicht ganz so freundlich reagieren. Seien Sie freundlich zu den Einsatzkräften. Diese machen nur ihre Arbeit und machen das bestimmt nicht, um Sie zu ärgern", betonte Jäckel.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: