FC Bayern in Dorfen:Vom Ochsen lernen

FC Bayern in Dorfen: Gar nicht so leicht: Lucas Scholl ist den Dorfenern um Marc Obermeier (re.) zwar überlegen. Doch Torwart Bernhard Schoeberl (li.) überwindet er nicht.

Gar nicht so leicht: Lucas Scholl ist den Dorfenern um Marc Obermeier (re.) zwar überlegen. Doch Torwart Bernhard Schoeberl (li.) überwindet er nicht.

(Foto: Renate Schmidt)

Fußball-Bezirksligist TSV Dorfen gewinnt im Freundschaftsspiel gegen die zweite Mannschaft des FC Bayern viel Prestige.

Von Sebastian Fischer, Dorfen

Lucas Scholl ist im Sommer 19 geworden, seine Karriere als Fußballspieler ist noch jung, und es ist ganz normal in seinem Alter, dass er als Spieler des FC Bayern München täglich dazulernt. Doch dass Scholl, der gemeinhin als großes Talent gilt, eines Tages aus dem großen München ins kleine Dorfen fahren würde, um dort Entscheidendes zu lernen, das hätte der Sohn des früheren Nationalspielers Mehmet Scholl wohl auch nicht gedacht. War aber so, sagt Michael Kostner, der Trainer des Bezirksligisten TSV Dorfen.

Der TSV hat am Dienstag die zweite Mannschaft des FC Bayern für ein Freundschaftsspiel empfangen. Einerseits trennen beide Mannschaften nur drei Ligen, andererseits die Perspektive auf eine Karriere als Profi - die haben nur noch die Regionalligaspieler des deutschen Meisters. Scholl hat bereits einen Profivertrag unterschrieben, und Angreifer Sinan Kurt, der am Dienstag ebenfalls in Dorfen auflief, haben die Bayern im Sommer 2014 für mehr als eine Million Euro bei Borussia Mönchengladbach ausgelöst. Doch die Bayern trafen trotzdem nur zweimal, 0:2 stand es am Ende, ein Erfolg für den Außenseiter.

Nach dem Spiel stand Scholl auf dem Rasenplatz in der Ludwig-Thoma-Straße noch mit Özgür Kart zusammen, dem Dorfener Stürmer. Scholl habe Kart gefragt, ob er schon mal höherklassig gespielt habe, so erzählt es Kostner. Kart, 33, war früher Zweitligaprofi in der Türkei und stand in Deutschland beim damaligen Zweitligisten Burghausen unter Vertrag, das sieht man seinem Spiel an. Kostner beschreibt das so: "Er hat einen Körper wie ein Ochse. Wenn er den vor den Ball stellt, kommt niemand so leicht drum herum. Da kann auch jemand wie Scholl noch etwas lernen."

Vorrangig sollten aber die Dorfener lernen, und zwar, wie es sich anfühlt, gegen zukünftige Profis zu spielen. Sie lernten das so erstaunlich gut, dass Dorfens Teammanager Markus Listl gar nicht glauben konnte, was ihm Kostner am Dienstagabend per SMS schickte. Listl hatte das Spiel organisiert, war aber aus beruflichen Gründen in Bremen. In der SMS stand das Halbzeitergebnis: 0:0.

Kostner hatte seine Mannschaft defensiv eingestellt, doch die Dorfener kamen auch selbst zu Chancen: Einmal zögerte Michael Friemer vor dem generischen Tor zu lange mit dem Abschluss, einmal hielt Bayern-Keeper Leo Weinkauf einen Schuss von Matthias Szczuka. Auch in der zweiten Halbzeit hatten die Dorfener durch Kart und Ali Bircan weitere Gelegenheiten, doch auch die Bayern trafen: Steeven Ribéry per Strafstoß und Valentin Micheli nach einer gelungenen Kombination.

Bayerns Trainer Heiko Vogel ärgerte sich nach dem Spiel über die mäßige Leistung seiner Mannschaft, doch er lobte den Gegner und den Platz: Selten habe er bei einem Bezirksligisten auf so feinem Rasen gespielt. Kostner hatte dagegen gar nichts auszusetzen: Er freute sich für die mehr als 600 Zuschauer, die ein abwechslungsreiches Spiel gesehen hatten, und für seine Spieler, die nun etwas zu erzählen haben. Er lobte auch die Bayern, die geduldig Autogramme schrieben, keine Spur von Arroganz. Leichte Bedenken hat Kostner lediglich vor dem nächsten Ligaspiel am Samstag gegen Raubling. Denn er erinnert sich noch an das letzte große Ereignis in Dorfen: 2013 warf der TSV Dorfen den Regionalligisten TSV Buchbach aus dem Pokal: "Das Spiel danach war grottenschlecht."

Teammanager Listl hat am Dienstag noch etwas ferner in die Zukunft gedacht, in Bremen schrieb er auch mit den Münchner Verantwortlichen SMS hin und her. Das Ergebnis: Die Veranstaltung ist gelungen, die Bayern waren zufrieden.2016 kommen sie wieder.

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