Ewald Schurer:Trauer um einen Unermüdlichen

Schurer
(Foto: Bauersachs)

Der Erdinger und Ebersberger SPD-Bundestagsabgeordnete stirbt am Sonntagvormittag völlig überraschend. Seit 1998 hatte der Haushaltsexperte den Landkreis in Berlin vertreten. Er wurde 63 Jahre alt

Von Wieland Bögel

Der Landkreis Erding und der Landkreis Ebersberg verlieren eine Stimme in Berlin. Der langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer ist tot. Wie Familie und Partei bekannt gaben, starb Schurer überraschend am Sonntagvormittag. Erst bei der Wahl im September war Schurer erneut ins Parlament gewählt worden. Über die Todesursache gab es aus seinem Umfeld am Sonntag keine Auskünfte. Schurer wurde 63 Jahre alt.

Im Landkreis Eberberg gab es wohl kaum einen bekannteren Politiker als Ewald Schurer, und auch im Landkreis Erding hatte er sich einen erheblichen Bekanntheitsgrad erarbeitet. Und das lag nicht nur an seinem langjährigen Engagement im Bundestag. 1998 wurde er das erste Mal ins Parlament gewählt, das damals noch in Bonn tagte. Mit einer Unterbrechung 2002 bis 2005 gehörte er dem Gremium an. Im Bundestag galt er über die Parteigrenzen hinaus als Finanz- und Gesundheitsexperte. Der gelernte Kaufmann im Groß- und Außenhandel und Diplom-Betriebswirt, der unter anderem bei BMW gearbeitet hatte, war Mitglied des Haushaltsausschusses. Schurer war lange Jahre stellvertretender Vorsitzenden der Bayern-SPD, 14 Jahre lang hatte er den Vorsitz im SPD-Bezirksverband Oberbayern inne.

Den Ebersbergern dürfte der engagierte Genosse aber vor allem als das Gesicht der SPD in ihrem Landkreis bekannt sein - wenn nicht der Politik allgemein. Nicht von ungefähr hatten ihm seine Genossen in Ebersberg schon vor einiger Zeit den Spitznamen "Ewiger Ewald" verpasst, ein Scherz, in dem auch eine Portion Respekt mitschwingt, denn kaum einer war so lange politisch aktiv, kaum einer war in der Ebersberger Öffentlichkeit so präsent wie Ewald Schurer. Ob beim Kampf gegen die B 15 neu durch die Landkreise Erding und Ebersberg, ob beim Bündnis "Bunt statt Braun", ob bei den Verfechtern eines anliegerfreundlichen Bahnausbaus, einfach überall konnte man auf Ewald Schurer treffen, es gab nahezu kein Thema, in dem er nicht bewandert war, nichts, zu dem er nichts zu sagen wusste. In Erding engagierte er sich intensiv für die Ausbildungswerkstatt, er verfolgte und begleitete die Diskussionen über die Auflösung des Bundeswehrstandortes aktiv wie auch die Entwicklung zum S-Bahn-Ringschluss.

Dass es keine Lösung ist, den Mund zu halten, war gewissermaßen das Credo von Ewald Schurer. Er bewunderte die Sozialdemokraten, die im Dritten Reich Widerstand geleistet hatten, wegen deren Vorbild sei er in die SPD eingetreten, erzählte er oft. Einer der Widerständler - Willy Brandt - war da gerade Kanzler. Dessen Charisma motivierte Ewald Schurer zusätzlich, sich für die SPD zu engagieren. Seit 1972 war er Mitglied, wenig später wurde er Juso-Kreisvorsitzender, und auch in der DGB-Jugend war Schurer seit den 1970er Jahren aktiv. Das erste Mandat gab es für Ewald Schurer dann 1984, da zog er für die SPD in den Ebersberger Kreistag ein, dem Gremium gehörte er bis zu seinem Tod an.

Geschont hatte sich Schurer nie, weder im Wahlkampf noch in seiner sonstigen politischen Arbeit. Es sich zwischen den Wahlkämpfen auf seinem Parlamentssitz in Berlin gemütlich zu machen, war seine Sache nicht: "Man muss ständig Fleißarbeit leisten, um wahrgenommen zu werden", sagte er einmal - was für einen SPD-Abgeordneten in Bayern wohl doppelt gilt. Seine Arbeit in Berlin sei ein "Knochenjob", der viel Disziplin erfordere, so hat er es immer wieder beschrieben, eine Woche mit 60 Arbeitsstunden und mehr keine Seltenheit.

Die Politik, der Austausch mit Bürgern und Parteifreunden, das Reden über wichtige, interessante Themen war aus Ewald Schurers Leben nicht wegzudenken. Noch bis kurz vor seinem Tod hatte er zahlreiche Termine absolviert wie die Nominierungsveranstaltung seiner Partei für Land- und Bezirkstag. Eine Arbeit, die Ewald Schurer nach eigenem Bekunden meist gerne machte: "Als Abgeordneter kann ich eben an Entscheidungen mitwirken, die alle Bürger unmittelbar betreffen. Diese große Verantwortung übt noch immer einen ungebrochenen Reiz auf mich aus."

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