"Europaweit einzigartige Einrichtung":Neuer Forschungscampus

Grub - Kompetenzzentrum Tier Einweihung.

Der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß, der Landtagsabgeordnete Thomas Huber und Staatsminister Helmut Brunner (v.l.) freuen sich über den neuen Forschungscampus in Grub.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Im Kompetenzzentrum in Grub soll Arbeit von Forschungsinstitutionen und Züchterverbänden gebündelt werden

Von Anselm Schindler, Poing

Das Dienstauto des Ebersberger Landrats Robert Niedergesäß parkt vor dem Festzelt im Schatten, der Elektromotor läuft - wegen der Klimaanlage, es hat mehr als 30 Grad an diesem Mittwochnachmittag. Drinnen im Zelt, auf dem Gelände des neuen Kompetenzzentrums Tier in Grub, einem Ortsteil von Poing, haben sich Vertreter von diversen Organisationen aus dem Bereich Tierzucht und Nutztierforschung versammelt. Auf der Bühne steht Helmut Brunner (CSU). Der bayerische Landwirtschaftsminister ist nach Grub gekommen, um bei der Eröffnung des Kompetenzzentrums dabei zu sein. Und er spart nicht mit großen Worten, bezeichnet das Zentrum als "europaweit einzigartige Einrichtung" - sein Ministerium bezuschusst das Projekt mit 400 000 Euro.

Im vorderen Teil des Gebäudes an der Senator-Gerauer-Straße ist schon seit vielen Jahren der Tiergesundheitsdienst Bayern untergebracht. Durch die Räume dringt das Dröhnen eines Schlagbohrers, Kabel hängen von der Decke. Seit einigen Monaten wird das Gebäude umgerüstet, auch einige neue Gebäudeteile sind dazugekommen. Bislang arbeiteten in dem Gebäude nur Mitarbeiter des Tiergesundheitsdienstes und der Tierzuchtforschung München, jetzt haben neun weitere Verbände, die im Bereich Tierzucht- und Haltung tätig sind, ihre Büros von München nach Grub verlegt, damit man künftig effektiver zusammenarbeiten kann. Darunter die Landesverbände für Rinder-, Schaf-, Ziegen- und Geflügelzucht. Etwa 370 Experten werden künftig im Kompetenzzentrum arbeiten.

Zwei Drittel aller bayerischen Landwirtschaftsbetriebe halten Nutztiere, mehr als zwei Drittel dessen, was die Bauern in Bayern verdienen, kommt aus dem Verkauf von Eiern, Milchprodukten und Fleisch. Und mit den Anforderungen, die Verbraucher und Staat an die Haltungsbedingungen stellen, nicht zuletzt aber auch wegen dem Druck der auf den Landwirten lastet, immer schneller und günstiger zu produzieren, werden seit Jahren immer mehr Geld und Ressourcen für die Erforschung von Tierzucht- und Haltung aufgewendet. In Grub kennt man das: Blickt man vom neuen Kompetenzzentrum über die Senator-Gerauer-Straße, fällt der Blick auf die Versuchsställe der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Dort versucht man seit Jahren, in der Tierzucht neue Wege zu gehen, man probiert beispielsweise, wie Kuhduschen und neue Ventilationssysteme für Ställe effizient betrieben werden können.

Architekt Andreas Stammberger war federführend für die Um- und Anbauten des neuen Gebäudekomplexes zuständig. Prüfend blickt er auf die Fassade des Gebäudes, passend zur Ökologisierung von Teilen der Landwirtschaft hat man auch dort auf den Umweltschutz geachtet: Die Platten der Fassade bestehen aus einem Material das aus Reishülsen hergestellt wird, wie Stammberger erklärt, also wiederum aus einem Abfallprodukt der Landwirtschaft. Schlendert man am Kompetenzzentrum entlang, dann erinnert das Gelände eher an einen Uni-Campus, auch Minister Brunner verwendet diesen Vergleich. Das Kompetenzzentrum ist ja vor allem ein Wissenschaftsbetrieb, in dem nicht nur auf aktuelle Fragen der Tierzucht reagiert, sondern auch vorausgedacht werden soll.

Es geht dabei auch um Themen, die nicht selten die öffentliche Meinung gegen die Landwirte aufbringen, Stichwort Antibiotika oder Kastration von Ferkeln. Forschungsbedarf gibt es auch in Bereichen, in die Laien kaum Einblick haben, die Genomanalyse ist eines dieser Felder, auf die Minister Brunner Bezug nimmt. Sie wird in der Landwirtschaft benötigt, um das Erbgut von Rindern oder Schweinen zu analysieren um daraus Informationen für die weitere Zuchtarbeit zu gewinnen. Durch den Eingriff in das Erbgut von Nutztieren sollen sie besser an die Haltungsbedingungen angepasst werden - beispielsweise durch höhere Resistenz gegen Bakterien oder Keime.

Ein sensibler Bereich, die Wissenschaftler stoßen bei der Genomforschung schnell auf Grauzonen, weil sich Zuchtforschung und Gentechnik teilweise überschneiden. Deshalb stellt Minister Brunner in Grub klar: Man werde "sorgfältig prüfen, welche Risiken mit der Forschung verbunden sind".

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