Erfolgreiches Seminar:Nicht trotz, sondern wegen des Kindes

Erfolgreiches Seminar: Wer das Kind gut aufgehoben weiß, kann sich besser auf sich konzentrieren. Wenn es nebenbei mit Messer und Gabel essen lernt - umso besser.

Wer das Kind gut aufgehoben weiß, kann sich besser auf sich konzentrieren. Wenn es nebenbei mit Messer und Gabel essen lernt - umso besser.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Jobcenter Aruso kümmert sich in besonderem Maße um Alleinerziehende ohne Arbeit - mit Erfolg

Von Antonia Steiger, Erding

Der Anteil an Alleinerziehenden unter den Arbeitslosen liegt im Landkreis Erding mit 18,3 Prozent nicht nur über dem bayerischen Durchschnitt (13,8 Prozent). Er ist auch der höchste in den vier Landkreisen Erding, Freising, Ebersberg und Dachau, die von der Agentur für Arbeit in Freising betreut werden. Warum das so ist, das wisse sie nicht, sagt Monja Rohwer, der Geschäftsführerin des Jobcenters Aruso Erding. Aruso bemüht sich ihr zufolge in besonderem Maße um diese Gruppe, damit die allein erziehenden Mütter und Väter wieder den Sprung ins Berufsleben schaffen. Jetzt hat eine Gruppe von 19 Teilnehmern sogar ein sechswöchiges Seminar abgeschlossen, in dem sie neues Selbstbewusstsein schöpfen und lernen sollten, dass und wie sie Kind und Arbeit unter einen Hut bringen können.

Es gibt mehr Hilfen und Möglichkeiten, als viele Alleinerziehende denken, sagt Rohwer. Die Erfahrung zeige aber, dass es vielen Eltern schwer falle, sich abgesehen von finanzieller Unterstützung durch staatliche Stellen helfen zu lassen. Wer keine Hilfe annehme, stelle eigene Interessen zurück. Und irgendwann seien die Energien aufgebraucht. Eine Möglichkeit sind zum Beispiel Tagesmütter, wie Rohwer sagt. Sie betreuen Kinder auch an den Randzeiten, wenn Alleinerziehende in Schichten arbeiten und Kindergärten dann nicht mehr - oder noch nicht - geöffnet sind. Es geht aber bei den Alleinerziehenden ohne Arbeit um noch viel mehr: um ihre Verantwortung sich selber gegenüber und um ihre Vorbildfunktion gegenüber ihrem Kind.

"Kinder lernen viel durch Nachahmung, dies passiert unbewusst", teilt dazu der Trainer Jannik Mühe mit. Dies gelte nicht nur für Mimik und Gestik, sondern auch für die Lebensgestaltung und die Werte. Wenn sich Eltern für das Berufsleben ihrer Kinder Eigenständigkeit wünschten, müssten sie dies auch vorleben "und sich nicht langfristig von einem Amt abhängig machen". Ein Grund zu arbeiten sei daher, es "für die Zukunft des eigenen Kindes" zu tun. Neue Lebensenergie, eine positive Ausstrahlung und ein gestärktes Selbstbewusstsein, so sollen die Teilnehmer aus seinem Seminar gehen, das wünscht sich Mühe. Und so ist es ihm zufolge auch gekommen. Eine Teilnehmerin gehe wieder motivierter auf Arbeitssuche, eine andere habe nun eine neue Wohnung und könne sich nun wieder auf die Arbeitsuche konzentrieren. Andere hätten ihr Netzwerk aufgebessert und wieder Termine für Vorstellungsgespräche.

Monja Rohwer ist überzeugt davon, dass das Seminar etwas gebracht hat, sie möchte es in diesem Jahr wieder anbieten. Die Alleinerziehenden ohne Arbeit machen fast ein Fünftel aus, "da muss man einen Fokus setzen", sagt sie. Die intensive Betreuung bringe oft mehr, zumal in einer Gruppe mit Menschen mit gleichen Problemlagen. Alleinerziehende seien oft noch jung, sie hätten fast ihr ganzes Arbeitsleben noch vor sich. "Wenn dann eine Erwerbstätigkeit in Aussicht steht, dann lohnt sich das durchaus." Denn der Aufwand war nicht gerade gering: Alle Alleinerziehenden wurden zunächst angeschrieben. Wer Interesse hatte, mussten sich dazu verpflichten, die Teilzeitmaßnahme in vollem Umfang zu absolvieren: sechs Wochen von Montag bis Donnerstag, jeweils von 8.30 bis 14 Uhr. Für eine endgültige Bilanz ist es jedoch noch zu früh. Sie kann erst in einem halben Jahr gezogen werden.

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