Erding/Neufahrn:Viel Wassergefühl und Teamgeist

Die beiden Bundespolizisten Cornelia Schmidt und Nicolas Hänsch gehören zu Deutschlands besten Drachenbootsportlern. Trainieren müssen sie wegen der fehlenden Vereinsstrukturen in Bayern aber meist allein

Von Matthias Weinzierl, Neufahrn

Durch den gemeinsamen Sport haben sich Nicolas Hänsch und Cornelia Schmidt vor einiger Zeit kennengelernt und bei dieser Gelegenheit auch gleich festgestellt, dass sie beide ziemlich bald zusammenarbeiten werden: Als Bundespolizisten am Münchner Flughafen sind die beiden vor zweieinhalb beziehungsweise eineinhalb Jahren aus Berlin und Sachsen in Neufahrn und Erding gelandet.

Nur wie gesagt kannten sich die beiden schon vorher. Sie gehören zu Deutschlands besten Drachenbootsportlern. Die 33-jährige Cornelia Schmidt trainierte die vergangenen zwei Jahre komplett ehrenamtlich das Frauennationalteam und gewann vergangenes Jahr auf den "World Dragon Boat Racing Championships" in Kanada zwei Bronzemedaillen: "Das war eigentlich die erfolgreichste WM für den Verband seit zehn Jahren. Insofern bin ich da durchaus zufrieden!", sagt sie und lacht.

Hänsch, 25 Jahre alt und jetzt Neufahrner, gibt ein bisschen weniger froh Auskunft: "Bei mir war das letzte Jahr nicht ganz so erfolgreich. Wir sind dreimal Vierter und einmal Fünfter geworden." Aber auch er kann schon einiges vorweisen: "Davor waren wir 2012 bei den Europameisterschaften mit und haben dort zweimal Gold und einmal Silber geholt. Und bei der Weltmeisterschaft 2013 waren es einmal Silber und einmal Gold."

Drachenboote sind offene, lange Paddelboote, die ursprünglich aus China kommen und für ihre dekorativen Bemalungen und Schnitzarbeiten bekannt waren. Den Namen "Drachenboot" tragen sie, weil vorne am Boot ein Drachenkopf und hinten ein Drachenschwanz angebracht waren. "In China gibt es auch Festboote, auf denen 50 Menschen Platz haben", erklärt Hänsch, "Die heutigen Wettkampfklassen sind aber 20er- oder 10er-Boote. Die sind rein für den Sport und haben kein bisschen Verzierung, nur der Drachenkopf und der Schwanz sind geblieben. Und man hat noch einen Trommler, der die Frequenz der beiden Schlagleute vorne akustisch weitergibt. Das ist nicht unbedingt notwendig, aber bei Wettkämpfen macht man es eben."

Erding/Neufahrn: Cornelia Schmidt und Nicolas Hänsch, beschäftigt bei der Bundespolizei am Flughafen, gehören zu den besten Drachenbootsportlern in Deutschland.

Cornelia Schmidt und Nicolas Hänsch, beschäftigt bei der Bundespolizei am Flughafen, gehören zu den besten Drachenbootsportlern in Deutschland.

(Foto: Marco Einfeldt)

Vor ihrer Drachenboot-Karriere haben die beiden Bundespolizisten lange Kanusport betrieben. "Es ist relativ gängig, wenn man aus diesem Bereich kommt und seine aktive Laufbahn beendet, sich aber nicht ganz vom Wassersport entfernen will, im Drachenboot zu landen. Das ist kein Leistungssport, aber ein leistungsorientierter Sport, weil man eben noch sein Training im Kanurennsport weitermachen und im Drachenboot internationale Wettkämpfe bestreiten kann", führt Schmidt aus. Hänsch ergänzt: "Allerdings ist es, wenn man es mit dem Kanusport vergleicht, nicht ganz so schwer zu fahren. Es ist nicht so kipplig, man paddelt nur und man steuert nicht selber."

Als guter Paddler brauche man Kraft, Ausdauer, Motivation, Wassergefühl, Ehrgeiz, sich aufzuraffen und alleine Sport zu machen, aber auch Teamgefühl. Gerade in diesem Sport mit 20 Individuen sei das besonders wichtig. Es ist laut Hänsch aber auch ein Problem: "Es ist sehr schwierig, etwas aufzubauen. Man braucht bei einem normalen Boot 25 Leute Minimum. Man kann im Notfall natürlich auch mit 16 oder 18 Mann trainieren, aber es ist natürlich besser, wenn das ganze Team da ist. So viele Leute zur gleichen Zeit am gleichen Ort zu haben, wenn alle arbeiten müssen und ein Privatleben haben, ist eben schwierig."

Erding/Neufahrn: Versetzungen führten beide jetzt am Flughafen zusammen.

Versetzungen führten beide jetzt am Flughafen zusammen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Um auf diesem Niveau fit zu bleiben, müsse man mindestens fünf Mal pro Woche trainieren, meint Schmidt: "Im Sommer ist man eben mehr auf dem Wasser unterwegs, im Winter macht man mehr unspezifisches Training, das heißt Lauf, Krafttraining, Schwimmen, Skifahren oder allgemeine Athletik. Aber auf jeden Fall fünf Mal die Woche."

Wegen der schwachen Vereinsstruktur in Süddeutschland - die beiden trainieren meist allein oder höchstens Mal mit zwei Trainingspartnern und paddeln für Vereine in Baden-Württemberg, mit denen sie sich vielleicht drei Mal pro Jahr treffen - sei es notwendig, sich allein fit zu halten. "Sich einfach nur ins Boot zu setzen und loszulegen, klappt nur, wenn wirklich alle etwas getan haben", meint Hänsch dazu.

Dass hinter ihrem Sport eben kein ganzer Apparat steht, sei natürlich einerseits schade, aber andererseits werde dadurch alles familiärer. Bei den großen Wettkämpfen lernt man über die Jahre viele Leute kennen und weil man alles selber organisiert, wird laut Cornelia Schmidt nach den Wettbewerben gern mal gefeiert: "Sport ist Sport, der wird knallhart durchgezogen, da gibt es kein Wenn und kein Aber. Man opfert aber schon relativ viel auf und dafür muss man etwas zurückbekommen und auch Spaß haben. Aber davor steckt eben eine Menge Arbeit drin."

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