Erding/Ingolstadt:Leichter Anstieg bei den Straftaten

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Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord ist auf seine Aufklärungsquote bei Verbrechen stolz. Sie liegt bei 64,9 Prozent

Von Susi Wimmer, Erding/Ingolstadt

Zahlenwerk lässt sich immer drehen und wenden und unterschiedlich auslegen. Das Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, das auch für den Landkreis Erding zuständig ist, zählte 2015 in seinem Bereich 62 838 Straftaten, ein Anstieg um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für Polizeipräsident Walter Kimmelzwinger trotzdem eine Erfolgszahl. Nach einem Jahr mit G-7-Gipfel, der Zuwanderung von Flüchtlingen und der angespannten Terrorlage am Ende des Jahres habe man ein "fast schon historisches Jahr" gemeistert, sagte der Präsident. Rechnet man die Straftaten auf die Zahl der Bevölkerung um, so leben die Menschen im Präsidiumsbereich Ingolstadt am sichersten in ganz Bayern. Und: Endlich ist es auch gelungen, die Einbruchsserie in den Landkreisen zumindest einzudämmen.

Die Einbrecherbanden, die in den vergangenen Jahren in den Landkreisen auf Beutezug gingen, und sogar große Mietshäuser in Städten nicht scheuten, scheint man nun etwas abgeschreckt zu haben. Zwar ist die unter der Rubrik "Diebstahl" subsumierte Deliktzahl mit 17 138 immer noch relativ hoch, aber erstmals seit Jahren im Sinken begriffen. Die Polizei habe viel Zeit und Personal investiert in Prävention, in Schwerpunkteinsätze und auch in die Sachbearbeitung, so Kimmelzwinger. Bei so vielen Einbrüchen wie möglich übernahm die Spurensicherung der Kriminalpolizeien den Tatort, um möglichst hohe Qualität zu erreichen und beispielsweise Serieneinbrüche schneller zu registrieren. "Die Zahl der Einbruchsversuche ist nach wie vor konstant hoch", sagte Kimmelzwinger, "aber in der Hälfte der Fälle scheitern die Täter". Was auch darauf zurückgehen könnte, dass sich viele Bürger bei der Polizei Rat holen und Häuser und Wohnungen entsprechend sichern.

Der Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord zieht sich von der Stadt Ingolstadt und Eichstätt im Norden bis Starnberg, Fürstenfeldbruck im Südwesten und Erding und Ebersberg im Südosten. In einigen Landkreisen gab es besondere Auffälligkeiten. Der Landkreis Fürstenfeldbruck war beispielsweise im vergangenen Jahr ins Visier sogenannter Enkeltrickbetrüger geraten. Die Gauner geben sich am Telefon als Verwandte aus, gaukeln eine Notlage vor und schicken dann einen Geldabholer zu den ahnungslosen, meist hochbetagten Opfern. 322 Mal schlugen sie im Brucker Raum zu, es kam zu acht Geldübergaben, der Schaden belief sich auf 173 243 Euro. In Erding erzwangen die Betrüger zwei Geldübergaben und erbeuteten 35 000 Euro. Die Vermögens- und Fälschungsdelikte schlugen insgesamt im Präsidiumsbereich enorm zu Buche: 2566 Straftaten und ein Schaden von mehr als 111 Millionen Euro.

Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord ist auf seine Aufklärungsquote stolz. Sie liegt bei 64,9 Prozent. Maßgeblich an dem Erfolgsergebnis beteiligt sind die Mordermittler. Sie klärten 2015 14 Mordfälle auf, darunter acht Versuche, weiter gab es 22 Fälle des versuchten Totschlags. Ungeklärte Fälle: null.

Besonders im Landkreis Starnberg sorgten im vergangenen Jahr diverse Unglücksfälle für Schlagzeilen: Im April ertrank ein 13-jähriger Schüler aus München bei einem Bootsunfall im Starnberger See. Im September überfielen Einbrecher ein Ehepaar in ihrem Haus in Meiling. Sie prügelten auf die alten Leute ein, der Ehemann erlag seinen Verletzungen. Eine Woche später wurden sieben Tatverdächtige in Österreich festgenommen. Im September griff eine ausländerfeindliche Gruppierung einen Döner-Budenbesitzer in Ebersberg mit Baseballschlägern an. Ungewöhnlich war der Fall von Baby Franziska: Das Neugeborene wurde Ende Juli auf der Damentoilette eines Parkhauses am Terminal II des Münchner Flughafens halbtot aufgefunden. Das Mädchen konnte reanimiert werden. Die Kindsmutter wurde ausfindig gemacht, das Baby kam in eine Pflegefamilie.

© SZ vom 09.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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