Erdinger Stadtwehr:"Es ist kurz vor knapp"

Erdinger Stadtwehr: Das Erdinger Stadtwehr

Das Erdinger Stadtwehr

(Foto: Renate Schmidt)

Mehr als zwei Millionen Euro wird die Sanierung des maroden Erdinger Stadtwehrs kosten. Die Rechnung bezahlt der Freistaat, weil die Sempt ein Gewässer übergeordneter Bedeutung ist.

Von Antonia Steiger, Erding

Das Erdinger Stadtwehr im Stadtpark ist in einem erbarmenswerten Zustand. Die Bausubstanz sei desolat, ebenso die Ufermauern. Die Technik sei veraltet, und wie es innen mit der Korrosion aussieht, könne man nicht genau sagen. "Meist ist es innen noch dramatischer." Das erklärte Andreas Haisch vom Büro Bau und Plan aus München dem Erdinger Stadtrat, der aber keineswegs geschockt reagierte. Denn dass das Wehr sanierungsbedürftig ist, war bekannt. Mehr als zwei Millionen Euro wird die Maßnahme insgesamt kosten. Die Rechnung bezahlt der Freistaat, weil die Sempt ein Gewässer übergeordneter Bedeutung ist. Nicht nur darüber freut sich die Erdinger Stadtpolitik: Ein repariertes Wehr sei auch ein ganz wichtiger Baustein im Hochwasserschutzkonzept der Stadt Erding, betonte OB Max Gotz (CSU).

Eine einfache Reparaturmaßnahme wird die Sanierung nicht werden. Zunächst müssen erst einmal zehn Bäume gefällt werden, das machte Marianne Glanzer vom Wasserwirtschaftsamt München den Stadträten klar. Dies muss bis Ende Februar passieren, die Rodung sei bereits beantragt. Dann wird das Wehr in zwei Abschnitten repariert, weil eine der beiden Klappen immer betriebsbereit sein muss. Die Baumaßnahmen sollen sich von März bis Dezember 2016 hinziehen. In dieser Zeit wird auch die Brücke am Wehr für Fußgänger nicht zu benutzen sein. Der Kreuzweg durch den Stadtpark wird jedoch immer geöffnet bleiben. Die Bauarbeiter verschaffen sich über den Dr. Ulrich-Weg Zugang zum Wehr - auch das wird für beträchtliche Unruhe sorgen. Während der Bauarbeiten muss ein Bypass eingerichtet werden, über den das Wasser abfließen kann.

Das jetzige Erdinger Stadtwehr wurde von 1941 bis 1943 gebaut. Es teilt die Sempt in Sempt und Fehlbach. Was die Sempt nicht schlucken kann, werde über zwei Klappen in den Fehlbach abgeleitet, sagte Haisch. Das können bis zu 650 Liter pro Sekunde sein - etwa zwei Badewannen voll in jeder Sekunde. Zwar funktionierte das Wehr beim Hochwasser 2013 problemlos, die Schäden an den Klappen sind jedoch gewaltig, das hatten Untersuchungen schon im Jahr 2013 ergeben. Taucher hatten den Beton auch unter Wasser untersucht. Es sei nun "kurz vor knapp", sagte Haisch. Bei der Sanierung im kommenden Jahr wird auch gleich der Antrieb der Klappen erneuert, der alte wandert ins Museum. Wo der Beton kaputt ist, wird er erneuert.

Verzichten wird der Freistaat Bayern vorerst auf den Bau einer Fischtreppe, das sagte Marianne Glanzer auf Nachfrage von Hans Balbach (Erding jetzt). Diese Fischtreppe würde nochmals "einen Haufen Geld" kosten, sagte sie. Priorität habe nun die Funktionalität des Wehrs und der Hochwasserschutz für die Stadt Erding. Glanzer beteuerte aber, dass eine Fischtreppe problemlos auch noch später gebaut werden könne. Laut den FFH-Richtlinien müssten Fließgewässer erst von 2029 durchgängig für Fische sein, sagte Haisch.

Gotz zeigte sich zufrieden mit dem Fortschritt der Planungen. Man müsse nun auf die Umsetzung drängen, sagte er. Zuletzt wurde die Anlage vor etwa zwanzig Jahren saniert, damals war das Wehr noch im Eigentum der Stadt Erding. Dass nun wieder saniert werden muss, weiß man seit Jahren. Die Arbeiten sind aber nie in Angriff genommen worden, weil man zunächst einmal geklärt haben wollte, wer für das Stadtwehr eigentlich zuständig ist: die Stadt oder der Freistaat. Die Verhältnisse klärten sich 2011: Damals ist das Stadtwehr per Vertragsunterzeichnung in den Besitz des Freistaats übergegangen, weil die Sempt ihrer Größe nach ein Gewässer zweiter Ordnung ist. Um solche Flüsse muss sich der Freistaat kümmern, nicht eine Kommune.

Die allererste Wehranlage stammt bereits aus der Zeit um den Dreißigjährigen Krieg und fällt geschichtlich in die Epoche der Befestigung der Stadt Erding. Seither diente das Wehr dem Hochwasserschutz der Innenstadt und leitet das Wasser der Sempt in den Fehlbach ab. Im Jahr 1940 wurde das alte Wehr durch Hochwasser zerstört und anschließend neu errichtet. Der Neubau wurde jedoch 1945 von acht Bomben so stark beschädigt, dass die ersten Ausbesserungsarbeiten schon kurz nach Errichtung stattfinden mussten.

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