Erdinger Schiaßn:Nicht sehr glücklich

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Die Schiaßn in Erding (Foto: Peter Bauersachs)

Vieles liege "im Argen": Vor zwei Jahren hat die Erdinger Schiaßn den letzten Pächterwechsel erlebt, Gastronom Matthias Stangier betreibt den Laden nun alleine. Aber richtig rund läuft es nicht

Von Mathias Weber

Kunst, Kultur, Kulinarisches" steht groß auf dem Schild über dem Eingang der Schiaßn, aber richtig aktuell ist das Motto nicht mehr. Ab und zu gibt es noch ein wenig Kultur in der ehemaligen Schießstätte am Erdinger Volksfestplatz; Kunst aber hat dort schon lange keine Heimat mehr, der Veranstaltungskalender auf der Homepage ist verwaist. Und auch die Küche bleibt kalt, ein regelmäßiger gastronomischen Betrieb wird dort nicht mehr angeboten. "Es ist schwierig, einen guten Koch zu finden", sagt Matthias Stangier dazu, der derzeit die Schiaßn leitet.

Die Schiaßn ist eingeschlafen - wieder einmal. Stangier hat es in den vergangenen beiden Jahren nicht geschafft, neues Leben in den Veranstaltungsraum zu bringen. Vor fast genau zwei Jahren hat Stangier zusammen mit seinem Partner Markus Weber die Schiaßn als Pächter übernommen. Die beiden kommen aus der Gastronomie: Stangier, der in Augsburg wohnt, betreibt dort die Whiskey-Bar Sputnik. Weber wohnt in Mauggen und ist Geschäftsführer des Unikums in Dorfen. Übernommen haben die beiden, die sich damals zur Weber & Stangier Veranstaltungs GmbH zusammengeschlossen hatten, die Schiaßn von Börnie Sparakowski und Gastronom Uwe Pianka.

Den Fokus auf Kultur setzen wollten die neuen Pächter damals. Aber mittlerweile gibt es nur noch eine regelmäßige Veranstaltung in der Schiaßn: Walter Riedl ist dort jeden ersten Freitag im Monat zu Gast und veranstaltet einen Jazz-Abend mit bekannten Künstlern aus der Region. Einmal im Monat versucht er auch, eine Jam-Session zu organisieren. Er zeigt sich zwar zufrieden mit der Resonanz auf seine Jazz-Veranstaltungen, sagt aber auch vorsichtig, dass man aus dem Veranstaltungsort mehr heraus holen könnte.

Andere werden da deutlicher: Insider, die ihren Namen nicht in der Presse lesen möchten, sagen, dass in der Schiaßn "vieles im Argen" liege. Denn Matthias Stangier ist mittlerweile der einzige Pächter. Von seinem Partner Martin Weber hat er sich getrennt. Wie es heißt, würde sich Stangier zu wenig um den laufenden Betrieb der Schiaßn kümmern: "Das Publikum ist nicht glücklich, wenn die Räumlichkeiten nicht in Ordnung sind." In Erding wird bemängelt, dass sich Stangier eher auf private Veranstaltungen, nicht so sehr auf den laufenden Betrieb konzentriert - der daher mittlerweile zum Erliegen gekommen ist.

Im Sinne des Vermieters der Schiaßn, der Fischers Stiftung, kann das nicht sein. Matthias Vögele, der Geschäftsführer der Stiftung, kann aus Datenschutzgründen nicht viel zum Fall sagen. Auch nicht, ob die Pacht regelmäßig gezahlt wird. Aber es wird klar, dass auch er nicht allzu glücklich über die Umstände draußen am Volksfestplatz ist. Persönlichen Kontakt haben die beiden nicht, es sei schwierig, Stangier zu erreichen. Man kommuniziert per Brief.

Die Erdinger SZ erreicht Matthias Stangier am Handy. Er bestätigt, dass es keine Gastronomie mehr in der Schiaßn gibt. Hochzeiten und Geburtstage aber seien kein Problem, zwei Küchen stünden im Gebäude zur Verfügung, Staniger habe eine guten Caterer an der Hand. Dass gar nichts mehr los sei in der Schiaßn, das will er so nicht stehen lassen: Neben den Jazz-Abenden gäbe es ab und zu Rockveranstaltungen, und auch einzelne Gruppen würden reservieren; kommenden Freitag treffe sich zum Beispiel die Flüchtlingshilfe in der Schiaßn.

Stangier gibt aber auch zu, dass die Grundidee, wieder mehr in Kultur zu investieren, nicht aufgangen ist. Er sagt, dass ihm bei der Pachtübernahme nicht bewusst gewesen sei, welchen schweren Stand die Schiaßn in Erding hat. "Betriebswirtschaftlich", sagt der Gastronom, "ist die Schiaßn nichts, womit man sich sanieren kann."

Immerhin: Matthias Stangier will sich nicht unterkriegen lassen. "Es gilt, den Kampf aufzunehmen", verspricht er und sagt, dass er den Willen habe, aus dem Laden das beste zu machen. Gelegenheit dazu gibt es Ende Oktober: Da will Stangier sein Zweijähriges in der Schiaßn feiern.

© SZ vom 15.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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