Erdinger Grüne:Grüne Aversion gegen Olympia

Helga Stieglmeier lehnt die Münchner Olympiabewerbung ab - und erklärt dies unter anderem mit den negativen Folgen für die Infrastruktur.

Vinzenz Martlreiter

Beim Bundesparteitag der Grünen hat sich die Mehrheit gegen Olympia 2018 in München ausgesprochen. Daraufhin legte die Olympia-Befürworterin und Parteichefin Claudia Roth ihren Sitz im Olympia-Kuratorium nieder. Helga Stieglmeier, Vorstandssprecherin der Grünen in Erding, spricht über die Entscheidung gegen die Winterspiele.

Erdinger Grüne: Helga Stieglmeier ist nicht generell gegen Olympia, betont sie. "Wir sind nur dafür, sie dort veranstalten werden, wo kein Kunstschnee benötigt wird." (Archiv)

Helga Stieglmeier ist nicht generell gegen Olympia, betont sie. "Wir sind nur dafür, sie dort veranstalten werden, wo kein Kunstschnee benötigt wird." (Archiv)

(Foto: Peter Bauersachs)

SZ: Haben Sie für oder gegen Olympia 2018 gestimmt?

Helga Stieglmeier: Dagegen. Dies entspricht auch der Meinung des Kreisverbandes und der Entscheidung auf dem Landesparteitag.

SZ: Ist es Verrat an der grünen Sache, wenn man für die Winterspiele in München ist?

Stieglmeier: Verrat ist doch etwas drastisch. Ich kann mich nicht daran erinnern, das Wort gehört zu haben. Es ging ja allen darum, grüne Spiele auszurichten. Doch nachdem alle Umweltverbände aus der Planung ausgestiegen sind, haben sich auch die Grünen gegen Olympia entschieden. Es ist ökologisch nicht tragbar, die Spiele in Bayern zu organisieren, wo es keine Schneesicherheit gibt. Wir sind nicht gegen die olympischen Winterspiele generell; wir sind nur dafür, sie dort veranstalten werden, wo kein Kunstschnee benötigt wird. Außerdem wäre es sinnvoll, wenn nicht die meisten Sportanlagen erst neu gebaut werden müssten.

SZ: Welche Auswirkungen hätte die Olympiade auf die Region Erding?

Stieglmeier: Die Infrastrukturmaßnahmen würden alle dafür vorhandene Gelder auffressen. Für infrastrukturelle Projekte in der Region würde da nichts mehr übrig bleiben, wie der Ringschluss, die Walpertskirchener Spange oder die dringend benötigten Umgehungsstraßen vieler Gemeinden. So etwas wird auch immer teurer als erwartet und das Risiko trägt am Ende der Steuerzahler.

SZ: Die Grünen erleben gerade bessere Umfragewerte als je zuvor. War es sinnvoll, die Einheit der Partei wegen Olympia 2018 aufs Spiel zu setzten?

Stieglmeier: Eine solche Kontroverse gefährdet unsere Einheit nicht. Im Gegenteil: Hart und viel diskutieren, könnte man als grünes Markenzeichen bezeichnen. Wir schielen bei unseren Entscheidungen auch nicht auf Umfragewerte. Daraus besteht unsere Glaubwürdigkeit. Der sofortige Ausstieg von Claudia Roth aus dem Kuratorium zeigt außerdem, dass wir am Ende weiterhin eine Einheit sind. Und was die momentane Popularität der Grünen angeht: Umfrageergebnisse sind keine Wahlergebnisse. Keiner in der Partei ruft: Wir sind die neue Volkspartei. Doch prüfen wir unser Programm genau, wie tragfähig es zum Regieren ist. Wir wollen keine Wunschfantasien einer Oppositionspartei in unserem Programm.

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