Wasser, Hopfen, Malz und Hefe - etwas anderes soll nicht in den Sudkessel. Die Beschränkung bei der Bierherstellung auf diese vier Zutaten ist mittlerweile ein halbes Jahrtausend alt: Am 23. April 1516 verkündete der bayerische Herzog Wilhelm IV. das Reinheitsgebot; eine Regel, an die sich deutsche Braumeister bis heute halten. Zum 500. Jubiläum haben sich drei Brauereien aus dem Landkreis Erding etwas einfallen lassen. Das Eittinger Fischerbräu hat den Jubiläumsbock "1516" gebraut, Fischers Stiftungsbräu stellt ein neues Helles vor und auch das Airbräu am Flughafen wartet eigens mit einem Weizenbock auf. Das Erdinger Weißbräu feiert zudem gleich einen ganzen Monat lang sein 130-jähriges Bestehen mit einem dafür errichtetem "Dorf" in den Hopfengärten in der Hallertau.
Vor vier Jahren fassten die Besitzer des Fischerbräus in Eitting, die Familie Vincenti, den Entschluss, der Geburtstag des Reinheitsgebots muss gefeiert werden. Und was wäre da für eine Brauerei naheliegender als ihr Können mit einem speziellen Bier zu zeigen - streng nach Reinheitsgebot hergestellt, versteht sich. Noch im gleichen Jahr begann man in Eitting mit dem Brauen eines Bocks, genau 1516 Liter sollten es werden. Die Wahl auf ein Starkbier ist nicht etwa gefallen, um den historischen Tag mit einem besonders kräftigen und alkoholreichen Schluck zu begehen, sondern aus Gründen der Haltbarkeit. "Der Bock wurde stärker eingebraut als üblich und vier Jahre lang gelagert, das wäre mit einem Hellen nicht möglich", sagt Tobias Vincenti, Brauer in dem Familienbetrieb. Die Lagerzeit wirkt sich auf den Geschmack aus. Eine gewünschte Folge seien die "intensiven Aromen nach Pflaume", sagt Vincenti. Doch das Getränk hat während der Lagerung ein Eigenleben entwickelt. So sei eine "leicht hölzerne Note" entstanden, als ob es wie ein Whisky im Fass gereift wäre. "Wir waren davon selbst ganz überrascht." Dem Geschmack schade es aber nicht, sagt Vincenti. Am kommenden Samstag, 23. April, stellt das Eittinger Fischerbräu seinen Jubiläumsbock von 14 Uhr an in der Abfüllhalle vor. Wer sich von den Aromen überzeugen lässt, kann das Starkbier im Anschluss kaufen oder bereits jetzt in der Brauerei vorbestellen. Da lediglich 3032 Flaschen produziert wurden, sei noch nicht sicher, ob das "1516" auch in den regulären Getränkehandel komme, so Vincenti.
Am Münchner Flughafen feiert man das Reinheitsgebot bereits seit eineinhalb Wochen. Die Brauerei Airbräu hat für das Jubiläum einen Weizenbock gemacht, der noch bis kommenden Samstag in der Gaststätte am MAC-Forum ausgeschenkt wird. Philipp Kopp, Brauer am Flughafen, erklärt, dass man Karamellmalz verwendet habe, das dem Festbier seinen charakteristischen, "sehr süßen" Geschmack gebe und es im Glas bernsteinfarben schimmern lasse. Am 23. April kann man hinter die Kulissen des Airbräus blicken. Braumeister René Jacobsen gibt von 11 bis 15 Uhr zu jeder halben Stunde Führungen. Der Eintritt ist frei.
Am Donnerstag präsentiert das Fischers Stiftungsbräu ein neues helles Vollbier. Seit einem Vierteljahrhundert gehört die Stiftungsbrauerei nun zum Erdinger Weißbräu, das vor 130 Jahren gegründet wurde. Aus diesem Anlass hat vom 5. bis 29. Mai ein Hüttendorf zwischen Rohrbach und Wolnzach geöffnet. An den vier Wochenenden, jeweils donnerstags bis samstags, wird mit Livebands und Partyabenden gefeiert. Am Montag, 16. Mai, und Sonntag, 29. Mai, sind bei freiem Eintritt Familien zu Aktionstagen eingeladen. Am Mittwoch, 25. Mai wird es zünftig bei einem "bayerischen Abend". Parallel zu allen Veranstaltungen gibt es Ausstellungen zum Reinheitsgebot, dem Brauhandwerk und der Firmengeschichte.
Die anderen Brauereien im Landkreis verzichten auf Aktionen zum Jubiläum des Reinheitsgebots. In Grünbach feiert man aber Ende Mai groß 1200 Jahre Bestehen. Die beiden Dorfener Brauereien, Bachmayer und z'Loh, schenken am Sonntag, 24. April, beim Grasmarkt in Dorfen aus, der unter dem Motto "Bier, Trachten und Tradition" steht.