Erding:Zwei Kreuzchen fehlen noch

Am Sonntag entscheiden 95 000 Erdinger über ihren Abgeordneten im Berliner Bundestag. Nur einer der elf Direktkandidaten kommt auch aus dem Landkreis

Von Robert Gast

Erding: Noch zwei Kreuzchen, dann ist wieder Ruhe: Zwei Bürger stimmten am vergangenen Sonntag in Erding ab.

Noch zwei Kreuzchen, dann ist wieder Ruhe: Zwei Bürger stimmten am vergangenen Sonntag in Erding ab.

(Foto: Renate Schmidt)

Am Sonntag können mehr als 95 000 Erdinger den 18. Deutschen Bundestags mitwählen. Wie in der Vergangenheit werden die Landkreise Ebersberg und Erding zum Wahlkreis 214 zusammengefasst. Die insgesamt knapp 194 000 Wahlberechtigten können elf Direktkandidaten ihre Erststimme geben; 20 Parteien bewerben sich in Bayern um die Zweitstimme. Als klarer Favorit für das Direktmandat gilt der 32-jährige Diplom-Betriebswirt Andreas Lenz aus dem CSU-Kreisverband Ebersberg. Neben ihm hat der Ebersberger SPD-Kandidat Ewald Schurer gute Chancen, seinen Sitz im Bundestag zu behaupten - dank des siebten Platzes auf der Landesliste seiner Partei.

Nur einer der elf Direktkandidaten kommt aus dem Landkreis Erding: Raphael Bablick tritt für die Freien Wähler an. Grünen-Kandidat Stefan Kisters und Rosi Reindl von der ÖDP haben bereits vor vier Jahren für den Bundestag kandidiert. Erstmals stellen sich Frank Hansen (FDP), Markus Bannert (Linke), Harold Amann (BP), Steffen Schäfer (AfD), Erhard Bolz (Bündnis 21/RRP) und Marius Augustin (NEIN!) zur Wahl. Anfang des Jahres sah es noch so aus, als würde auch der CSU-Kandidat aus Erding kommen: Der leitende Ministerialrat im Landtagsamt Josef Widmann sollte eigentlich die Nachfolge des Bundestagsabgeordneten Max Lehmer antreten. Im Februar hatte sich jedoch der Ebersberger Neuling Lenz bei einer Kampfabstimmung durchgesetzt - auch mit Stimmen aus dem Erdinger CSU-Kreisverband.

Am Sonntag dürfte die maßgeblich mit den Zweitstimmen ermittelte Sitzverteilung im Bundestag manche Überraschung bringen. Die CDU/CSU liegt mehreren Prognosen zufolge bei knapp 40 Prozent der Stimmen, die SDP bei 25 bis 28 Prozent, die Grünen bei knapp zehn, die Linke bei neun und die FDP bei fünf bis sechs Prozent. Die AfD und die Piratenpartei scheitern voraussichtlich an der Fünf-Prozent-Hürde. Offen ist, ob die Wahlbeteiligung erneut niedrig ausfällt. Im Landkreis Erding war sie bei den drei zurückliegenden Bundestagswahl immer weiter gesunken: Gingen 2002 noch 83 Prozent der Erdinger Wahlberechtigten an die Urnen, waren es 2005 noch 79,5 und 2009 gar nur 73,2 Prozent. Damit lag der Kreis trotzdem 2,5 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Dieses Mal könnten im Landkreis wieder mehr Bürger ihre Stimmen abgeben, dafür spricht zumindest die Zahl der Briefwähler in der Stadt Erding: Gut 27 Prozent der 25 407 Wahlberechtigten haben Briefwahl beantragt - ein Plus von vier Prozent im Vergleich zu 2009.

Vor allem für FDP und Grüne könnte die Wahl dennoch deutliche Einbußen bringen. Die Freien Demokraten konnten bei der vergangenen Bundestagswahl im Landkreis Erding mit 14,7 Prozent der Zweitstimmen sogar die SPD hinter sich lassen, die mit 12,5 Prozent eine große Niederlage einfuhr. Anders die Grünen: Sie erzielten mit 11,9 Prozent ein überraschend gutes Ergebnis; in Dorfen, Lengdorf, Isen und Ottenhofen waren sie sogar zweitstärkste Kraft. Die FDP hingegen punktete besonders deutlich in den Gemeinden in Flughafennähe, dank eines klaren Bekenntnisses zur Dritten Landebahn.

Im Landkreis Erding machten Tausende Wähler auch vom dieser Tage viel diskutierten Stimmen-Splitting zwischen Union und Liberalen Gebrauch: Die FDP bekam in allen Gemeinden mehr Zweitstimmen als ihr damaliger Direktkandidat Erststimmen. Letztere gingen in vielen Fällen an den CSU-Direktkandidaten. Eine Strategie, die der Union 24 Überhangmandate brachte und die Zahl der schwarz besetzten Bundestagssitze dementsprechend erhöhte. Aufgrund einer Änderung des Wahlrechts werden ab dieser Bundestagswahl Überhangmandate einer Partei bei den anderen Parteien ausgeglichen. Unionspolitiker wiesen daher darauf hin, dass ihre Partei keine Zweitstimmen zu verschenken habe. Die ersten verlässlichen Wahlergebnisse der Region will das Landratsamt Erding von 19 Uhr an auf seine Homepage stellen.

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