Am Klinikum Erding soll ein weiteres neues Angebot eingerichtet werden: eine Tagesklinik für psychisch Kranke. Bezirksrat Franz Hofstetter (CSU) und der Vorstand des Klinikums Erding, Sándor Mohácsi, haben entsprechende Planungen der Kliniken der Bezirks Oberbayern (KBO) bestätigt. Die Erdinger Tagesklinik wäre später dann eine Filiale der psychiatrischen Klinik Taufkirchen und dürfte analog zu der in Freising dort bereits seit sechs Jahre bestehenden Tagesklinik konzipiert werden. Ein Eröffnungstermin ist allerdings noch nicht absehbar, da die Tagesklinik nur in einem Anbau Platz finden kann.
Eine stärkere Dezentralisierung der psychiatrischen Kliniken ist grundsätzlich bereits vor Jahren vom Bezirkstag Oberbayern beschlossen worden, sagt der Taufkirchener Bürgermeister und langjährige Bezirksrat Franz Hofstetter. Die Umsetzung brauche jedoch viele Jahre. Es sei erfreulich, sagte Hofstetter, dass nun bald wenigstens eine Entscheidung über die Einrichtung einer Tagesklinik in Erding getroffen werde: "Fakt ist, dass in Erding mehr Menschen leben als in Taufkirchen. Und es ist richtig und gut, wenn Patienten wohnortnah behandeln werden können."
Zudem ist das alte Konzept, psychiatrische Behandlung an wenigen Standorten zu konzentrieren, aus medizinischen Gründen nicht mehr zeitgemäß. Moderne Behandlungen setzen verstärkt auf Tageskliniken, die gewissermaßen ein Bindeglied zwischen einer vollstationären Aufnahme und einer ambulanten Behandlung sind. In der Freisinger Tagesklinik können beispielsweise je 20 Patienten behandelt werden, die den Tag in der Klinik verbringen, die Abende und Wochenenden über aber zu Hause sind. Behandelt werden Erwachsene mit psychischen Störungen wie Depressionen, Psychosen, Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen, Angst- und Zwangsstörungen oder psycho-sozialen Überlastungsreaktionen, aber keine Suchtkranken, verwirrte, desorientierte oder weglaufgefährdete Patienten. An die Tagklinik ist außerdem eine psychiatrische Ambulanz für chronisch kranke Patienten angegliedert. In der Selbstbeschreibung der Freisinger Tagesklinik heißt es: "Die Ziele einer tagesklinischen Therapie liegen in der körperlichen, psychischen und sozialen Stabilisierung. Vollstationäre Behandlungen können so, wenn möglich, vermieden oder zumindest abgekürzt und ambulante Behandlungen eingeleitet werden. Durch den Verbleib im gewohnten häuslichen Umfeld bleibt die soziale Integration erhalten."
Margitta Borrmann-Hassenbach ist im KBO-Vorstand unter anderem für die Planungen der Tageskliniken zuständig. In diesem Sommer hat eine solche in Dachau eröffnet, Tageskliniken in Wolfratshausen und im Münchner Stadtteil Berg am Laim sind schon genehmigt. Als nächstes, sagte Borrmann-Hassenbach der SZ, stünde nun eine Entscheidung über den Bau einer psychiatrischen Tagesklinik in Erding an.
Das bedeutet jedoch nicht, dass alles ganz schell gehen wird. Aus dem Klinikum Erding heißt es, dass die gewünschte KBO-Tagesklinik nicht in den bestehenden Gebäuden untergebracht werden kann. Da "wir aber eh definitiv einen Erweiterungsbau brauchen", so die Pressesprecherin der Klinikums Erding, Daniela Fritzen, könnte die Tagesklinik dann dort einziehen. Darüber werde aktuell verhandelt. Der Bau eines weiterer Kliniktrakts ist schon seit Jahren vorgesehen, um weitere Behandlungsangebote wie Strahlentherapie für Krebskranke unterzubringen. Die psychiatrische Tagesklinik gibt den Anbauplänen nun zusätzlichen Schub. Ein Förderantrag werde von der Klinikleitung bereits vorbereitet, sagte Fritzen.