Erding:Wählerischer als Zivis

Mitarbeiter im Bundesfreiwilligendienst setzen Präferenzen und lehnen mitunter eine Tätigkeit ab. Autowaschen wollen manche nicht.

Giuseppe Paletta

Vom bundesweiten Boom beim Bundesfreiwilligendienst profitieren die Träger im Landkreis Erding momentan noch nicht. Es mangelt an neuen vom Bund geförderten Stellen, monieren die Geschäftsführer der Sozialverbände. Außerdem könnten die Bundesfreiwilligen nicht so flexibel eingesetzt werden wie früher die Zivildienstleistenden. Problematisch seien die Präferenzen der Bundesfreiwilligen, sagte Stephan Klauert, Kreisgeschäftsführer des Roten Kreuzes in Erding. "Es gibt zwar ein reges Interesse an unseren Stellen, aber im Gegensatz zu den ehemaligen Zivis sind die Bufdis wählerischer."

Erding: Reges Interesse an den Stellen des Bundesfreiwilligendienstes registriert das Rote Kreuz, aber die Mitarbeiter sind manchmal wählerisch.

Reges Interesse an den Stellen des Bundesfreiwilligendienstes registriert das Rote Kreuz, aber die Mitarbeiter sind manchmal wählerisch. 

(Foto: FRS)

Wer als Bundesfreiwilliger arbeitet, suche eine Stelle, die für seinen beruflichen Werdegang von Vorteil sein könne, sagt Klauert. "Uns fehlen Interessenten im Bereich des Behindertenfahrdienstes und der Kindergärten. Wir sind gezwungen, diese Stellen mit Praktikanten zu kompensieren." Früher hatte der Kreisverband des Roten Kreuzes 18 Zivildienstplätze und mehrere Leute, die ein freiwilliges soziales Jahr absolvierten, sagte Klauert. Mittlerweile seien es nur vier Bundesfreiwillige und vier FSJ-ler. Außerdem sei das Verhältnis zu den Bundesfreiwilligen anders als zu den Zivildienstleistenden: "Wenn die Bufdis Aufgaben übernehmen sollen, wie ein Auto sauber machen, und sie wollen das nicht, dann kommt es schon vor, dass sie sich weigern. Das hatten wir bei den Zivis nicht", sagte Klauert.

Ähnlich geht es den Erdinger Maltesern. "Wir wollen nicht jammern. Es war uns klar, dass es nach der Umstellung anders laufen würde. Früher hatten wir zehn bis zwölf Zivildienstleistende. Heute haben wir drei Bundesfreiwillige und ein paar FSJ-ler. Das Defizit meistern wir durch eine Umstellung der Beschäftigungsverhältnisse", erklärte Christian Gmeiner, Bezirksgeschäftsführer der Malteser Ost-Oberbayern. Seine Einrichtung habe Menschen zwischen 20 und 60 Jahren als geringfügig Beschäftigte eingestellt, so Gmeiner weiter.

Barbara Gaab, Geschäftsführerin der Erdinger Caritas, hat ebenfalls Bedenken: "Die Hoffnung, mit dem Bundesfreiwilligendienst ältere Menschen anzuziehen, haben sich nicht erfüllt. Außerdem ist ja bekanntlich der Fördertopf ausgeschöpft. Wir würden gerne Bundesfreiwillige einstellen, können es aber nicht, da auf Bundesebene ja keine Stellen mehr gefördert werden. In der ambulanten Pflege hatten wir früher zwei Zivildienststellen geschafft, die wir jetzt nicht mehr besetzt haben."

Das Kreiskrankenhaus Erding beklagt zu wenig Bewerber für den Bundesfreiwilligendienst. "Viele Tätigkeiten, die früher Zivildienstleistende erledigt haben, mussten durch Vollpflegekräfte und Hilfsdienste wie Bringdienste ergänzt werden", sagte die Krankenhaussprecherin Daniela Fritzen. Wegen fehlender Fördermittel könne man keine weiteren Bundesfreiwilligenstellen finanzieren. Außerdem finde das Kreiskrankenhaus Erding für die Bereiche Technik und Hauswirtschaft überhaupt keine Bewerber für den Bundesfreiwilligendienst, sagte Fritzen weiter.

Ende des vergangenen Jahres waren die 35 000 vom Bund geförderten Stellen für den Bundesfreiwilligendienst schon gedeckelt. Im Landkreis Erding gibt es aktuell insgesamt 30 aktive Stellen", teilte das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben auf Anfrage mit. Außerdem sei der Bundesfreiwilligendienst nicht mit dem Zivildienst gleichzusetzen, so das Bundesamt, dauerten doch schon die beiden Dienste unterschiedlich lang.

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