Erding:Vorsorgen und schützen

Fachberater Jakob Deischl von der Kripo Erding rät, es Einbrechern so schwer wie möglich zu machen - mit Sicherheitstechnik und einfachen Verhaltensregeln

Von Regina Kirschner

Wohnungseinbruch

Das Aufhebeln von Fenstern und Türen geht bei Profis schnell und verursacht erstaunlich wenig Lärm. In jedem siebten Fall dringt ein Einbrecher aber mit einem Originalschlüssel ins Haus ein - den er vorher unter einem Blumentopf oder Fußabstreifer gefunden hat.

(Foto: Silas Stein/dpa)

Drei bis fünf Minuten. So viel Zeit nehme sich ein Blitzeinbrecher maximal, um sich Zugang zu einer Wohnung zu verschaffen, sagt Kriminalhauptkommissar Jakob Deischl. Gelinge ihm der Einbruch in dieser kurzen Zeitspanne nicht, breche der Täter sein Vorhaben ab und verschwinde lieber schnell wieder. Deswegen sei das Argument, "wenn einer rein will, kommt er sowieso rein", falsch, sagt der Fachberater der Kripo Erding: Man kann sich schützen, in dem man es einem Einbrecher so schwer wie möglich macht. Gibt es keine Schwachstellen am Haus, kann er sie auch nicht nutzen.

Das Thema Einbruchsicherheit interessiert viele Menschen. Zu Deischls Vortrag in Dorfen waren etwa 100 Zuhörer gekommen. Der große Saal des Kulturzentrums Jakobmayer war gut gefüllt. Kriminalhauptkommissar Ulrich Milius, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Dorfen, zeigte sich "begeistert, dass bei einer Präventionsveranstaltung so viele Zuhörer anwesend sind". Für weitere Termine mit Deischl in Steinkirchen am Montag, 9. Oktober, und eine Woche später in Taufkirchen am 16. Oktober haben sich schon viele vorangemeldet. Deischls Vorträge sind Teil der "Aktion Einbruchschutz" des bayerischen Innenministeriums.

Seit fünf Jahren arbeitet er als Fachberater für Einbruchschutz bei der Kriminalpolizei. Er und sein Kollege, Kriminalhauptkommissar Peter Schollerer, beraten Opfer von Wohnungseinbrüchen in den Landkreisen Erding, Ebersberg und Freising. Aber auch wer vorsorgen möchte, ist bei ihnen an der richtigen Stelle. Nach einer Terminvereinbarung kommen die Fachberater direkt in die Wohnung der Interessierten. Dort weisen sie an Ort und Stelle auf Sicherheitsmängel hin. "Dieses Angebot werde ich auf jeden Fall nutzen", erklärt eine Zuhörerin aus St. Wolfgang nach dem Vortrag.

"Verhaltensbezogene Sicherheitsmaßnahmen" zu ergreifen, sei trotzdem wichtig, findet Deischl. Das beginne schon damit, einen Ersatzschlüssel nicht draußen zu verstecken. Laut einer Polizeistatistik dringt in jedem siebten Fall der Einbrecher mit einem Originalschlüssel ins Haus ein - den er vorher unter einem Blumentopf oder Fußabstreifer gefunden hat. Deischl weiß noch mehr: In Erding habe es bereits einen Fall gegeben, in dem ein Post in einem sozialen Netzwerk einen Einbruch zur Folge hatte. Fotos und Beiträge auf Facebook oder Instagram sind für Einbrecher willkommene Hinweise, ob sich jemand gerade in seiner Wohnung befindet oder nicht. Ein aktuelles Selfie mit Känguru aus Australien zeigt Einbrechern ziemlich deutlich an, dass sie ungestört agieren könnten.

Ein weiterer Tipp: Bevor man die Wohnung verlässt, sollten alle Fenster geschlossen. Denn: "Ein gekipptes Fenster ist ein offenes Fenster", betont Kriminalhauptkommissar Deischl. Laut der Kriminalstatistik verwenden Einbrecher am häufigsten einen massiven Schraubenzieher als Einbruchswerkzeug. Das Aufhebeln von Fenstern und Türen verursache wenig Lärm. In seinem Vortrag führt Deischl verschiedene Möglichkeiten einfacher Sicherheitsmaßnahmen auf, zum Beispiel abschließbare Fenstergriffe.

Allen, die ihre Wohnung baulich sicherer machen wollen, empfahl Deischl die Internetseite k-einbruch.de. Auf ihr ist ein Rundgang in einem interaktiven Haus möglich und Produkte, die zur Nachrüstung geeignet sind, finden die Besucher der Seite dort ebenfalls. "Ich werde auf jeden Fall im Internet nachschauen", sagte Josef Jagra aus Unterseebach.

Von No-Name-Produkten riet Deischl allerdings ab. Das entscheide Kriterium seien EU-Richtlinien, nach denen die Produkte getestet und zertifiziert würden. Wer seine Wohnung mit besseren Schlössern, solideren Fenstern und Türen schützen möchte, kann dafür Zuschüsse beantragen. Über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gibt es bis zu 20 Prozent.

Ein Besucher der Veranstaltung war am Ende nachdenklich. Die Entscheidung für eine Nachrüstung beruhe auf einer Abwägung zwischen den hohen Kosten und dem Gefühl der Verunsicherung, das ein Einbruch auslöse. Das Eindringen in die Privatsphäre, wenn die eigene Wohnung verwüstet und durchwühlt werde, sei doch eine schreckliche Vorstellung.

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