Die Betriebe im Landkreis Erding haben auch in diesem Jahr große Mühe, genügend Auszubildende zu finden. Davon geht zumindest die IHK aus. Bereits drei Monate vor Beginn des Ausbildungsjahrs sei absehbar, dass in den Unternehmen im Landkreis viele Lehrstellen unbesetzt bleiben.
Momentan sind im Landkreis noch 305 Lehrstellen frei. Es gibt jedoch gleichzeitig nur 221 mögliche Bewerber, wie aus der Statistik der Arbeitsagentur hervorgeht. "Die Betriebe wollen angesichts der guten Wirtschaftslage und des drohenden Fachkräftemangels eigenen Nachwuchs ausbilden, es fehlen aber immer häufiger die Bewerber", sagt Otto Heinz, Vorsitzender des IHK-Gremiums Erding-Freising.
Heinz begründet die Misere mit dem Trend zu höheren Schulabschlüssen und Studium sowie mit sinkenden Schulabgängerzahlen durch den demografischen Wandel. So ist die Zahl der Abgänger von Haupt- und Mittelschulen in Bayern seit Beginn der achtziger Jahre um zwei Drittel geschrumpft. Der Bewerbermangel gehe quer durch alle Branchen: "In Produktion und Fertigung, im Einzelhandel, in der Logistik, praktisch überall sind noch Ausbildungsplätze zu haben." Der IHK-Gremiumsvorsitzende appelliert erneut an die Politik, den Fachkräfte-Aderlass in der Berufsausbildung zu stoppen und die zunehmende Akademisierung auf den Prüfstand zu stellen.
Außerdem fordert Heinz die vollständige Umsetzung des "3+2"-Modells für junge Flüchtlinge. Nach dem Vorschlag der bayerischen IHKs sollen Asylbewerber, die eine Lehre aufnehmen, in den drei Jahren der Berufsausbildung sowie in den folgenden zwei Jahren zum Sammeln von Berufserfahrung nicht abgeschoben werden dürfen. An der Berufsschule Erding befinden sich derzeit etwa 40 jugendliche Flüchtlinge in zwei berufsvorbereitenden Berufsschulklassen. "Viele Unternehmen sehen in diesem Personenkreis eine große Chance", sagt Heinz, "aber noch scheitern viele an mangelnder Planungssicherheit und der Bürokratie".