Therme Erding:Türkisfarbene Wellenlagune

Therme Erding eröffnet 9000 Quadratmeter großen Anbau und wird damit zur größten überdachten Badelandschaft der Welt

Von Thomas Daller, Erding

Die Therme Erding hat eine neue Attraktion: ein Wellenbad, umgeben von 300 großen Palmen. Damit avanciert das privat betriebene Bad mit einer Gesamtfläche von 185 000 Quadratmetern zur größten überdachten Badelandschaft der Welt. Die Technik, mit denen die Wellen erzeugt werden, ist einzigartig: Anstatt wie herkömmliche Wellenmaschinen energieintensiv große Wassermassen zu pumpen, erzeugen sechs Druckluftzylinder Schwingungsfrequenzen durch Über- und Unterdruck. Das gesamte Aggregat läuft dadurch so sparsam, dass es Strom im Wert von nur zwei Euro pro Stunde verbraucht.

Josef Wund, Eigentümer und Architekt, erinnerte bei der Vorstellung der neuen Anlage an die Anfänge der Therme, die vor genau 15 Jahren eröffnet wurde. Seither haben sich die Therme und auch die Stadt Erding rasant entwickelt. Die Therme habe die gesamte Infrastruktur geprägt: Gastronomie, Hotellerie, Zulieferbetriebe, Mitarbeiter - "eine ganze Region hängt an uns", sagte Wund. Und das bedeute auch viel Verantwortung: "Stellen Sie sich vor, wir würden ausfallen."

Mittlerweile habe er Angebote von Bürgermeistern der großen Metropolen der Welt, die sich als Thermenstandorte bewerben und ihm beste Grundstücke in Innenstadtlage anbieten würden; unter anderem in New York und in London. "Wenn ich wollte", sagte er mit Betonung auf dem Konjunktiv.

In den 9000 Quadratmeter großen Neubau in Erding hat Wund rund 100 Millionen Euro investiert. Er umfasst neben dem Wellenbad auch das Thermenhotel, das voraussichtlich noch im Oktober eröffnet werden soll. Wund ist insbesondere auf die Wellentechnik stolz, die er selbst entwickelt hat. "Durch konsequentes Anwenden von Naturgesetzen wird der natürliche atmosphärische Druck im Wechselspiel mit modernster Lufttechnik hocheffizient genutzt. Dank der Pneumatik braucht diese einzigartige Attraktion nur einen Bruchteil der Energie anderer, bisher bekannter Lösungen", sagte er. Die Wellenbewegung lässt sich mittels verschiedener Frequenzen von der sanften Woge bis zur drei Meter hohen "Big Wave" programmieren. "Der Wellenrhythmus wird geradezu musikalisch erzeugt", sagte Wund. "Wir bewegen nur Luft." Nach dem ersten Probelauf der größten Welle sah man sich veranlasst, die Beckenumrandung aus Spezialglas zu verstärken. Sie ist jetzt sechs Zentimeter stark: "Kein Panzer hat so dicke Scheiben", sagte Wund. Für die Badenden bestehe jedoch keine Gefahr, denn die ausgeklügelte Technik ermögliche einen Wellengang, der ausschließlich in vertikaler Höhe arbeite. Dadurch werde man von den Wellen nicht gegen den Beckenrand geschleudert. Geschäftsleiter Marcus Maier ergänzte, dass man zur Sicherheit auch noch weitere Maßnahmen ergreife: Alle Mitarbeiter, die Aufsicht im Wellenbad haben, seien speziell für die Rettung bei hohem Wellengang geschult. "Wir hatten in den 15 Jahren seit Bestehen der Therme noch keinen einzigen tödlichen Unfall und das soll auch so bleiben." Darüber hinaus hat man auch an die Gäste des Thermenhotels gedacht; die eventuell nachts versehentlich in das Wellenbad fallen könnten, wenn es unbeaufsichtigt ist: Unter dem Wellenbad befindet sich ein riesiges Becken. Nachts wird das Wasser des Bades dorthin abgepumpt und morgens innerhalb von zehn bis zwölf Minuten wieder zurück gepumpt.

Der Neubau, der am 3. Oktober eröffnet wird, ist sowohl über einen Durchgang im Rutschenparadies "Galaxy" erreichbar als auch über einen künstlich angelegten Flussarm schwimmend von Außenbereich her; "Crazy River" wird letzterer genannt. Im Neubaubereich gibt es zudem einen Sprudelbrunnen mit 34 Grad warmen Thermalwasser und kräftigen Sprudeldüsen. Ferner gibt es einen Kleinkinderpool und hunderte Sonnenliegen. Außerdem ist ein weiteres Restaurant für 380 Gäste im Entstehen; bis es fertig ist, können die ersten Hotelgäste unter den hunderten Großpalmen frühstücken.

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