Erding:TSV-Vereinsheim ist AfD-Stammlokal

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Das 1976 bezogene Vereinsheim des TSV Erding hat außer einem geräumigen Speiselokal auch eine Kegelbahn und Büros für den Vereinsvorstand. (Foto: Renate Schmidt)

Der Kreisverband der rechten Partei hält seine Zusammenkünfte regelmäßig im "Restaurant am Schwimmbad" ab. Der Präsident des TSV Erding sagt, man habe keinen Einfluss, der Pächter des Vereinslokals entscheide, wie er wolle

Von Florian Tempel, Erding

Der TSV Erding ist mit mehr als 3000 Mitgliedern in 20 Abteilungen der größte Sportverein im Landkreis Erding. Zwischen dem Erdinger Hallenbad und der Eishalle hat er ein eigenes Vereinsheim, einen gelb verputzten 70-er Jahre-Bungalow mit Büros für den Vereinsvorstand, einer Kegelbahn im Keller und einem geräumigen Lokal. Das vereinseigene "Restaurant am Schwimmbad" ist seit geraumer Zeit auch das Stammlokal einer gewissermaßen ganz und gar unsportlichen Vereinigung: Die Erdinger AfD hält hier seit Monaten regelmäßig ihre Zusammenkünfte ab. Am Samstag wird der Bundestagsabgeordnete und ehemalige bayerische Landesvorsitzende Petr Bystron erwartet.

Vertreter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Geschichtswerkstatt Dorfen und der politisch linken Gruppen Forum Links und AG International Dorfen haben nun die Nutzung des TSV-Vereinsheims durch die AfD scharf kritisiert. In dem gemeinsamen Brief heißt es: "Dass der mit über 3000 Mitgliedern größte Sportverein Erdings und des Landkreises einer Organisation wie der AfD eine Heimstatt und damit Leuten wie Bystron ein Podium bietet, ist kaum zu glauben und nicht hinzunehmen." Die Kritiker "fordern den TSV Erding auf, der AfD die Nutzung der Vereinsgaststätte am 10. Februar und in Zukunft zu verweigern sowie keine AfD-Werbung auf dem Vereinsgelände zuzulassen". Weiterhin wäre es nach Ansicht der Kritiker "wünschenswert, dass sich der TSV Erding wie auch andere Sportvereine am Beispiel von Eintracht Frankfurt orientieren und einen Beschluss über die Unvereinbarkeit von Vereinsmitgliedschaft und Mitgliedschaft in der AfD herbeiführen".

Eintracht-Präsident Peter Fischer hat mehrfach öffentlich bekräftigt, dass man nicht gleichzeitig Mitglied der Eintracht Frankfurt und AfD-Unterstützer sein könne. Bei der Jahreshauptversammlung seines Vereins sagte er: "Niemand kann Mitglied der Frankfurter Eintracht sein, der eine Partei wählt, die für Rassismus, Diskriminierung und Antisemitismus steht."

Thomas Zahn, der Präsident des TSV Erding, hält sich aus solche Dingen raus und sagt nur ganz wenig. Der Pächter des Vereinslokals dürfe machen, was er wolle. "Wir haben keinen Einfluss auf die laufende Betriebsführung", sagt Zahn. Und weil dem so sei, "ist es für mich damit erledigt". Auch sonst habe er zum Umgang mit der AfD nichts zu sagen: "Kein Kommentar - ich äußere mich nicht zu dem Thema."

Wirt Anto Jozak sagt, die AfD sei nicht die einzige Partei, die das "Restaurant am Schwimmbad" nutze. Auch die SPD und die Grünen seien schon bei ihm gewesen. Bis zum vergangenen Herbst hatte sich die AfD im Gasthof Adlberger in Altenerding getroffen. Nachdem die Wirtschaft im September schloss, siedelte die AfD in sein Lokal um. Wirt Jozak ist überzeugt, dass die Mitglieder der AfD "ganz normale Leute sind, keine Nazis". Er habe keine Probleme mit ihnen.

Der AfD-Kreisvorsitzende Wolfgang Kellermann hat sich mit einer "Stellungnahme zum Offenen Brief" zu Wort gemeldet. Er schreibt, es sei "eine absolute Frechheit, die Alternative für Deutschland zu diffamieren". Dafür dankt er "dem TSV Erding für sein demokratisches freundliches und unparteiisches Verhalten". Die Kritiker lässt er wissen, der "Faschismus der Moderne kommt von links".

Auf der Facebook-Seite der Erdinger AfD freute sich ein AfD-Freund schon im Dezember auf Bystrons Auftritt und riet allen anderen Interessierten, "kommt eine Stunde früher, weil Überfüllung des Veranstaltungsortes absehbar ist!" Mitte Oktober 2017 kam ein anderer Bundestagsabgeordneter, im November gab es einen AfD-Vortrag über "Heimat und Familie" und im Januar gründete sich der AfD-Kreisverband im "Restaurant am Schwimmbad". Für März und April sind weitere AfD-Funktionäre und Abgeordnete eingeladen.

Es gibt TSV-Mitglieder, die nicht mehr in ihr Vereinsheim gehen wollen - weil es nun das Stammlokal der AfD ist.

© SZ vom 08.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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