Es hat lange gewährt und jetzt ist es endlich gut. Mehr als gut. Es ist super. Zumindest empfinden die Jugendlichen mit Hang zu spektakulären Tricks auf dem Skateboard und atemberaubenden Stunts auf dem BMX-Bike so. Und der Contest im neuen Skaterpark, eingebettet in die achte Auflage des Openairding, hat bewiesen: Die Stadt Erding hat bestens daran getan, tief in die Stadtschatulle zu greifen, um die Anlage neben dem Sepp-Brenninger-Stadion aufzumöbeln. Für große Resonanz wie am Wochenende braucht es aber offenbar nicht einmal einen Wettbewerb. "An schönen Tagen tummeln sich hier 70 bis 80 Jugendliche", berichtet Lars Müller, stellvertretender Leiter der offenen Jugendarbeit in Erding.
Zum ersten Mal stellte das Jugendzentrum, damals noch unter der Ägide von Petra Heilmann, im Jahr 2006 bei der Stadt den Antrag, den vorhandenen Skaterpark "zu ertüchtigen". "Der war damals etwas unglücklich platziert, nämlich zu einem Zeitpunkt, als die Haushaltsberatungen schon abgeschlossen waren", sagt Christian Wanninger, Pressesprecher im Erdinger Rathaus heute. Der Antrag sei zurückgezogen worden und erst 2008 wieder im Stadtrat aufgetaucht. 2009 verstarb Petra Heilmann, "deshalb musste sich zunächst die neue Leitung etablieren", begründet Wanninger, warum auf der Anlage weiterhin nicht Hand angelegt wurde. "Anschließend kam es zu Engpässen in der Verwaltung."
2011 plante die Stadt dann schließlich 170 000 Euro in ihren Etat für den Skaterpark ein. Aus dem Antrag auf eine Ertüchtigung war längst der Plan gereift, den Park zu vergrößern. Und in Heilmanns Nachfolger Ulrich Hofstaller, Leiter der offenen Jugendarbeit, war auch der passende Organisator gefunden. "Ich bin ja früher selber Inliner gefahren", sagt er. "Ich bin einfach zur Stadt gegangen und habe gefragt und war dann so eine Art Bindeglied zwischen Verwaltung, Jugendlichen und den Firmen."
Im Sommer 2011 wurde mit den Erdarbeiten begonnen. Der Erdinger Nachwuchs durfte unter Hofstallers fachkundigen Augen und der Federführung der Firma "IOU Ramps" ihren Park mitplanen und bauen. "Wir wollen ja mit den Jugendlichen ohnehin weg vom bloßen Konsumieren", sagt Hofstaller. Dass die Kids dabei halfen, die Pläne zu zeichnen, ihre eigenen Ideen und Vorstellungen von einem perfekten Park gerne mit einfließen ließen, hat Hofstaller gar nicht so großartig verblüfft. "Aber dass dann tatsächlich jeden Tag 20 Jugendliche da waren und gearbeitet haben - und zwar auch an Sonn- und Feiertagen - das hätte ich mir nicht träumen lassen." Großartig sei auch das Engagement von Andreas Schützenberger von IOU gewesen, der die Kinder unermüdlich angeleitet habe.
"Und bei der Stadt sind wir von Anfang an auf offene Ohren gestoßen und hatten auch die ganze Zeit Rückendeckung." Vergangenen Oktober wurde der Skaterpark fertig, innerhalb von nur acht Tagen war alles aufgebaut. Die Baukosten lagen schließlich bei 160 000 Euro. Längst hat sich die Qualität des Parks herumgesprochen. "Ich pendle täglich mit der S-Bahn zwischen München und Erding und die Jungs steigen in München und entlang der S 2 zu, um bei uns zu fahren", sagt Müller. Der Spieß ist herumgedreht, früher mussten die Erdinger Skater und Biker auf den Rampen in Riem, Lohhof oder Heimstetten trainieren.
Für das große Plus des Parks, der mit dem Contest am Samstag auch offiziell eingeweiht wurde, hat das außergewöhnliche Vorgehen bei der Planung gesorgt, weil alle "Architekten" aus der Praxis kommen. "Dieser Park ist sowohl auf die Bedürfnisse der Skater als auch der BMXer zugeschnitten und ist äußerst abwechslungsreich", sagt Hofstaller. Die Jugendlichen würden sich zudem sehr stark mit der Anlage identifizieren. Das hat auch die Stadt registriert: "Das Gute war, dass niemand den Kids etwas aufs Auge gedrückt hat. Der Park ist ihr Baby", sagt Wanninger.