Schlechte Bausubstanz:Teurer Schutz eines Denkmals

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Erhaltenswerte Fassade? Das Landesamt für Denkmalschutz sagt: Ja. (Foto: N/A)

Abreißen darf die Stadt Erding ihr neues Gebäude nicht. Für den Umbau rechnet sie mit Kosten in Höhe von acht Millionen Euro

Von Antonia Steiger, Erding

Erhaltenswerte Fassade? Das Landesamt für Denkmalschutz sagt: Ja. (Foto: N/A)

Acht Millionen Euro muss die Stadt Erding ausgeben, um das Gebäude an der Landshuter Straße 4 umzubauen, in dem jetzt noch die Hypo-Vereinsbank eine Filiale betreibt. Der Bauausschuss hat am Dienstag den Weg frei gemacht für diese Maßnahme und stützte sich dabei auf mehrere Gutachten. Teuer wird der Umbau vor allem wegen der Forderung des Landesdenkmalamtes, die Fassade und die Ostwand zu erhalten. Somit dürfen sich die Erdinger nun also auf eine weitere interessante Baustelle freuen: In den Jahren 2017 und 2018 soll der Umbau erfolgen. 2019 soll alles fertig sein.

Voruntersuchungen, eine Bestandsvermessung, eine Baugrunduntersuchung und statische Bewertungen hatte die Bauverwaltung in die Wege geleitet, um die Entscheidung im Bauausschuss vorzubereiten. Am Dienstag wurden die Ergebnisse publik: Der Erhalt des Gebäudes sei nicht wirtschaftlich, weil der Untergrund und die Wände in einem zu schlechten Zustand seien.

Gegen einen Totalabriss stellte sich jedoch das Landesamt für Denkmalschutz, das - zum Erstaunen nicht weniger - die Fassade und die östliche Wand mitsamt einem Türmchen für erhaltenswert erachtete. Das Gebäude ist als Teil des denkmalgeschützten Ensembles Altstadt Erding in der Denkmalschutzliste verzeichnet. Jetzt hat die Stadt Erding bereits einen Antrag auf Abbruch des Gebäudes und des Kellers gestellt - mit Ausnahme der beiden Wände und dem Türmchen. Dieser Antrag ist genehmigt worden, wie die Stadträte im Bauausschuss erfuhren.

Dass die Fassade, die für einen Betrachter mit ungeschultem Auge nicht herausragend wirkt, erhalten werden muss, stieß im Bauausschuss nicht auf Begeisterung. OB Max Gotz (CSU) warb jedoch für diesen Plan und verwies auch auf die Vorbildfunktion der Stadt. Absolut unstrittig ist in Politik und Verwaltung jedoch, dass das Rathaus mehr Platz braucht.

Der höhere Arbeitsaufwand seit der Erhebung zur Großen Kreisstadt und die stetig wachsende Bürgerschaft sind zwei wichtigste Argumente dafür, dass das Rathaus mehr Platz benötigt. Die Lage des Gebäudes gegenüber dem bestehenden Rathaus ist zudem als ideal zu bezeichnen, daher hat die Stadt das Gebäude in diesem Sommer gekauft.

Bei einer Begehung wenige Wochen später staunten aber einige Stadträte nicht schlecht über die erbärmliche Bausubstanz. Doch eine wirkliche Überraschung für die Fachleute war die Erkenntnis wohl nicht, dass das Gebäude nicht erhaltenswert ist - auch wenn das Landesdenkmalamt diese Sichtweise nicht ganz teilt und auf den Erhalt der Fassade besteht. Sie stammt aus den 50er-Jahren und ist somit noch nicht einmal besonders alt.

Wie weitere Untersuchungen ergeben haben, wird das neue Gebäude mit alter Fassade über eine Nutzfläche von etwa 1600 Quadratmeter verfügen. Eine vorläufige Kostenermittlung belief sich auf 7,9 Millionen Euro - wobei vor allem die aufwendige Baustelleneinrichtung bei den Kosten zu Buche schlagen wird.

Die Fassade wie auch die Ostwand müssen während der gesamten Baumaßnahme gesichert werden wie auch die Nachbarhäuser, wenn es tief in den Untergrund geht. Unklar ist noch, was sich in diesem Untergrund alles finden wird, darauf wies OB Gotz hin. Fliegerbomben oder kontaminierte Böden - alles sei möglich. Bei hinreichend interessanten Funden gebe es vielleicht eine Baugrubenbegehung, kündigte er an.

© SZ vom 15.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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