Raumknappheit bei Behörden:Tauschverfahren bewährt sich

Bei der Lösung des Raumproblems helfen sich die Erdinger Behörden gegenseitig. Im Stadtwerke-Neubau wird das Amtsgericht zum Untermieter - zuvor fanden die Energieversorger Unterschlupf beim Abwasserzweckverband

Von Florian Tempel, Erding

Neu bauen, erweitern, anmieten: Mehrere Behörden und öffentliche Einrichtungen hatten und haben in Erding das gleiche Problem, sie brauchen mehr Platz. Bei der Lösung hilft man sich in Erding gegenseitig. Das Grundbuchamt des Amtsgerichts ist in den vergangenen Wochen als Untermieter in den schmucken Neubau der Stadtwerke Am Gries umgezogen. Die Stadtwerke selbst waren für die Zeit der Bauarbeiten zwei Jahre lang im ehemaligen Verwaltungsgebäude des Abwasserzweckverband (AZV) am Hofmarkplatz in Altenerding. Der AZV war günstigerweise genau davor in sein neues Haus in Eitting umgezogen. Und das alte AZV-Gebäude in Altenerding wird nun vorübergehend vom Landratsamt angemietet.

Als die Stadtwerke ihr neues Gebäude planten, habe man sich "schon relativ frühzeitig" dafür entschieden, deutlich mehr Büroflächen zu bauen, als man aktuell müsse, sagt Neubau-Projektleiter Thomas Altsetter. Wann das städtischen Versorgungsunternehmen die als Reserve eingeplanten Zimmer tatsächlich brauchen wird, sei heute zwar schwer abzuschätzen. Doch angesichts der dynamische Entwicklung des städtischen Unternehmens seit der Liberalisierung des deutschen Strommarktes vor 15 Jahren, wollten die Stadtwerke Erding auf lange Sicht vorsorgen. "Man kann ja einen Teil vermieten", sagt Altstetter, das sei von Anfang an der Plan gewesen.

Raumknappheit bei Behörden: Der 7,5 Millionen Euro teure Neubau der Stadtwerke Erding wurde vorsorglich großzügig geplant.

Der 7,5 Millionen Euro teure Neubau der Stadtwerke Erding wurde vorsorglich großzügig geplant.

(Foto: Renate Schmidt)

Dass der Mieter das Amtsgericht Erding sein würde, war da noch nicht klar. Für das Gericht kam die Gelegenheit, Büroflächen für die zwölf Mitarbeiter des Grundbuchamtes und einen Teil des Kellers für die Registratur anzumieten, jedoch genau zum richtigen Zeitpunkt. Das Erdinger Amtsgericht ist das am stärksten wachsende Gericht im Freistaat. Das liegt am Flughafen München, für den das Amtsgericht Erding zuständig ist. Wenn sich Flüge verspäten oder ausfallen, kommt es sehr oft zu Streitigkeiten über die Entschädigung der betroffenen Passagiere. Die sogenannten Reisevertragssachen machen bereits mehr als die Hälfte aller Zivilverfahren in Erding aus. Doch das ist nicht alles. Die Stadt und der Landkreis seien ja eine "Boomregion", sagt Amtsgerichtsdirektorin Ingrid Kaps. In einer stark wachsenden Gegend falle auch für die Justiz zunehmend mehr Arbeit an. Nicht zuletzt das Grundbuchamt habe angesichts der regen Bautätigkeit im Landkreis immer mehr zu tun.

Beim Umzug der etwa 70 000 Grundbuchakten mussten alle Mitarbeiter "richtig anpacken", sagt Kaps. Die alten Kladden und neuen Bände wurden sorgsam der Reihe nach eingepackt, damit die Ordnung nicht durcheinander kommt. Bei der Schlepperei, die am vergangenen Freitag zu Ende gebracht wurde, kamen sogar Häftlinge aus dem hinter dem Amtsgericht gelegenen Gefängnis zum Einsatz. Die freien Büros und Räume im Amtsgerichtsgebäude werden nun renoviert. Dann soll der Eingang des Gerichts barrierefrei umgebaut und danach ein dringend benötigter vierter Gerichtssaal konzipiert werden. Langfristig kann das Gericht auf die Zusage des bayerischen Justizministers hoffen und mit einer Aufstockung am alten Standort rechnen. Für die Auslagerung des Grundbuchamtes bei den Stadtwerken hat man einen Mietvertrag über fünf Jahre mit der Option um fünf Jahre Verlängerung abgeschlossen, sagt Kaps. Dann könnte es so weit sein, dass die Stadtwerke ihre Räume selbst brauchen.

Raumknappheit bei Behörden: Das alte Amtsgerichtsgebäude soll in einigen Jahren - das hat der Justizminister versprochen - ausgebaut werden.

Das alte Amtsgerichtsgebäude soll in einigen Jahren - das hat der Justizminister versprochen - ausgebaut werden.

(Foto: Peter Bauersachs)

Die Stadtwerke waren von Juni 2013 an zwei Jahre lang ausgelagert. Im Mai 2013 war der AZV in sein neues und schönes Verwaltungsgebäude in Eitting umgezogen. Der nun wieder leer stehende Altbau in Altenerding wird jedoch bald wieder genutzt. Der Landkreis hat das Gebäude gemietet. Denn im alten Trakt des Landratsamtes muss der Brandschutz verbessert werden. Für die Zeit der Baumaßnahmen, die nacheinander drei Stockwerke betreffen, werden die Mitarbeiter der Etage, die gerade dran ist, für jeweils einige Wochen nach Altenerding umziehen. Wer das alte AZV-Gebäude am Hofmarkplatz anschließend nutzen wird, steht noch nicht fest. Eines ist jedoch wohl schon sicher: Es wird kaum lange leer stehen.

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