Erding:Suche nach dem Motiv

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Tötungsdelikt in Erding: Erst ließ der Mann den Krankenwagen rufen und sagte, er habe seine Frau leblos im Bad gefunden. Dann verwickelte sich der Mediziner in Widersprüche. Nun sitzt er in Untersuchungshaft - und schweigt.

Von Robert Gast

Der 54-jährige Arzt aus Erding, der verdächtigt wird, seine Ehefrau getötet zu haben, hat sich gegenüber der Polizei offenbar in Widersprüche verwickelt. Wie die SZ aus Polizeikreisen erfuhr, gehen die Beamten aktuell davon aus, dass die 60-Jährige entweder mit einem Gegenstand erdrosselt oder mit bloßen Händen erwürgt wurde. Der Beschuldigte schweigt zu den Vorwürfen, die Kriminalpolizei ermittelt. Über ein mögliches Motiv herrscht noch Unklarheit.

Der Arzt erzählte den Beamten zunächst eine Geschichte, die wenig glaubhaft war: Er sei am vergangenen Mittwoch nach Hause gekommen und habe seine Frau tot im Bad aufgefunden. An der Version schien es aber etliche Ungereimtheiten zu geben, die die Beamten zweifeln ließen. Bislang geht die Kripo jedenfalls nicht davon aus, dass jemand am Mittwoch in das Haus des Ehepaars eingebrochen sein könnte. Es gibt keine Einbruchsspuren oder Erkenntnisse, die auf Dritte schließen ließen. Da es sich um laufende Ermittlungen handelt, will die Polizei bisher keine Details an die Öffentlichkeit geben.

Die Leiche der 60-Jährigen war im Haus des Ehepaars in Erding gefunden worden. Laut einer Mitteilung der Polizei hatte der Erdinger Arzt am Mittwochabend gegen 19.15 Uhr einen Nachbarn gebeten, den Rettungsdienst zu rufen. Die Sanitäter fanden die tote Frau wenig später im Badezimmer des Reihenhauses, in dem das Ehepaar wohnte. Die Frau soll bekleidet gewesen sein.

Der hinzugezogene Notarzt habe die Todesursache nicht feststellen können, sagte Peter Grießer, Sprecher beim Polizeipräsidium Oberbayern Nord, am Sonntag der SZ. Daraufhin sei die Kriminalpolizei Erding eingeschaltet worden, die eine Obduktion anordnete. Demnach starb die Frau durch "stumpfe Gewalteinwirkung auf Körper und Hals".

Das Ehepaar soll bereits erwachsene Kinder haben. Es war erst im vergangenen Jahr nach Erding gezogen. Nach den ersten Befragungen des 54-Jährigen durch die Kripo und den auftretenden Widersprüchen hüllt sich der Arzt nun in Schweigen. Die Indizien reichten der Kripo jedoch aus, um bei der Staatsanwaltschaft Haftbefehl wegen Totschlags zu beantragen. "Die belastenden Momente waren schließlich so gravierend, dass ein Richter den Haftbefehl erlassen hat", sagt Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer. Nun sitzt der 54-jährige Mediziner in Untersuchungshaft.

Die Kriminalpolizei wolle in den kommenden Tagen Menschen aus dem Umfeld des Ehepaars vernehmen, sagt Peter Grießer. Angehörige, Nachbarn und Arbeitskollegen des Mannes sollen helfen, den Tagesablauf des Beschuldigten und seiner Frau zu rekonstruieren. "Wir befragen jeden, der dazu etwas sagen kann", sagt Grießer.

© SZ vom 09.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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