Erding:Stress in allen Altersstufen

Die Schulpsychologen an den Gymnasien im Landkreis haben viel zu tun, aber nur wenig Zeit. Doch ihre Hilfe wird dringend benötigt.

Lena Kluth

Dass Stress längst keine reine Managerkrankheit mehr ist, sondern durchaus auch Kinder betrifft, zeigt die Arbeitsbelastung der Schulpsychologen an den Gymnasien im Landkreis. "Sehr viel Arbeit" gebe es, darin sind sich Beate Karbaumer vom Gymnasium Dorfen und Verena von Cube vom Korbinian-Aigner in Erding einig. "Anzeichen von Stress und Überforderung gibt es in allen Altersstufen", sagt von Cube.

Fototermin Zentralabitur NRW

Der Stress ist in allen Jahrgangsstufen am Gymnasium groß - nicht nur bei den Abiturienten

(Foto: dpa)

Gerade zu Prüfungszeiten würden vermehrt Schüler aller Altersklassen psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, sagte Karbaumer. Die Probleme der Schüler seien verschieden: "Man kann es grob in drei Gruppen einteilen. In der Unterstufe, insbesondere in der fünften Klasse, sind Prüfungsangst und Überforderung ein Thema. In der Mittelstufe geht es dann hauptsächlich um die Null-Bock-Phase. Das haben Schüler in der Pubertät halt. Bei den älteren Schülern in der Oberstufe sind es dann meist persönliche Probleme oder Zukunftsangst", erzählt von Cube. Die fünften Klassen seien mittlerweile sogenannte Gelenkklassen, in denen man verstärkt Förderkurse anbiete.

In Fällen von Legasthenie oder Lernschwäche würde besonders auf die Kinder eingegangen, sagt Karbaumer. Allerdings sei "Intelligenz nur ein Baustein im Schulerfolg". Die Schule versuche, neben der Leistungsförderung auch auf persönliche und soziale Probleme einzugehen: "Wir haben tolle Tutoren, und auch unsere Nachmittagsbetreuung wird gut angenommen". Die Schule sei Lebensraum, wo die Schüler auch ihre Freizeit verbrächten, sagt Karbaumer. Trotzdem: "Wenn die Kinder die Anforderungen des Gymnasiums nicht schaffen, ist es besser, eine andere Schulform für sie zu wählen", sagt von Cube. Es sei keine Schande, schließlich könne man das Abitur später auch an der FOS/BOS machen.

Doch Überforderung ist nicht das einzige Problem, mit dem die Schulpsychologen zu kämpfen haben. Gerade in der Oberstufe gebe es Fälle von Angststörungen und Depressionen, teilweise sogar Suizidgefahr. "Bei solchen Fällen muss ich natürlich an einen Arzt oder Therapeuten verweisen. Selber therapieren kann ich die Schüler nicht", sagt von Cube. Überhaupt habe sie zu wenig Zeit: Nur vier Stunden in der Woche seien für Gespräche gedacht - und das bei 1300 Schülern. "Die Schule würde mehr Stunden ja unterstützen, aber das Kultusministerium nicht.

Das ärgert mich, wenn ich aus Zeitgründen nicht helfen kann." Immerhin wird die wenige Zeit, die den Schulpsychologen eingeräumt wurde, sinnvoll genutzt. An beiden Gymnasien wird die Hilfe gut angenommen, sowohl von Schülern aller Altersklassen als auch von den Eltern. Beide Schulpsychologinnen halten auch ganz normalen Unterricht ab: "Dadurch kennen uns die Schüler natürlich und haben weniger Hemmungen, mit Problemen zu uns zu kommen", sagt Karbaumer. "Es wäre trotzdem sinnvoll, nicht immer erst einzugreifen, wenn ein Problem schon besteht", findet von Cube. "Ich würde mir mehr Präventivmaßnahmen wünschen, damit die Schüler gar nicht erst solch massive Probleme bekommen."

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