Erding:Sparkasse schließt vier Filialen

Erding: Die Erdinger Sparkasse am Schrannenplatz

Die Erdinger Sparkasse am Schrannenplatz

(Foto: Bauersachs)

Das Geldinstitut verbucht niedrigere Erträge. Es wird aber auch investiert - in eine neue Geschäftsstelle und in das Onlinegeschäft

Von Antonia Steiger, Erding

Ein Ende der Niedrigzinsphase ist nicht abzusehen, das zwingt die Sparkasse Erding-Dorfen zum Handeln: Wie der Vorstand um Joachim Sommer am Donnerstag in einem Pressegespräch erläuterte, wird die Sparkasse bis Anfang 2017 vier Filialen im Landkreis schließen und im Laufe von fünf Jahren 35 Stellen abbauen. Die Sparkasse investiert aber auch: Eine Online-Filiale mit fünf oder sechs Mitarbeitern wird eingerichtet. Und es soll eine Geschäftsstelle im Gewerbegebiet Erding West geben, wo man jetzt schon an einem Sparkassenautomat Geld abheben kann.

Die Erdinger Sparkasse ist nicht die erste, die in diesen Tagen Umstrukturierungen verkündet: Die Sparkasse München Starnberg Ebersberg hat vor einer Woche angekündigt, 20 ihrer 75 Filialen zu schließen. Und die Kreissparkasse Garmisch-Partenkirchen, die Vereinigten Sparkassen im Landkreis Weilheim und die Kreissparkasse Schongau werden fusionieren.

Am Mittwochabend hat das Erdinger Institut nun seine Mitarbeiter über die Maßnahmen informiert - und sei auf Verständnis gestoßen, wie Sommer und sein Vorstandskollege Ulrich Sengle sagten. Geschlossen werden zum Jahreswechsel die Filialen in Langenpreising und Inning am Holz, die jetzt noch zwei Tage in der Woche geöffnet sind. Bis Ende 2106 wird auch der Betrieb in Moosen und Oberneuching eingestellt. An allen vier Standorten gibt es dann noch Selbstbedienungsautomaten. Diese Maßnahmen sollen nicht nur Kosten einsparen, sie seien auch eine Reaktion auf das veränderte Verhalten der Kunden, die nur noch ein oder zwei Mal im Jahr in eine Filiale gingen. "Die Kunden informieren sich im Internet und wollen mit ihrem Berater online kommunizieren", sagte Sommer.

Gestrafft wird auch das Beratungsangebot: Künftig sitzt nicht mehr in jeder Filiale ein Berater, sie kommen auf Wunsch in die Filialen. Damit reagiert die Sparkasse auch auf eine "überbordende Bürokratie", die höhere Kosten verursache. "Grundsätzlich ist eine stärkere Regulierung der Banken gut", sagte er. Regionale Institute überfordere es aber, "wenn jeder, der 5000 Euro anlegen will, zwei Stunden beraten und mit drei Kilo Papier nach Hause geschickt werden muss". Ob allerdings die großen Institute so kontrolliert werden könnten, davon zeigte sich Sommer nicht überzeugt.

Auch wenn die Sparkassen wie die Genossenschaftsbanken an der 2008 ausgebrochenen Finanzkrise laut Sommer keine Schuld trügen, so litten sie doch wie alle Banken unter den Folgen: Mindestens drei oder vier Jahre hält die Phase der niedrigen Zinsen noch an, erwartet der Vorstand. Das bedeutet für die Sparkasse niedrigere Erträge, die sich laut Sommer zu achtzig Prozent aus Zinsüberschüssen speisen. Aus Zinsgeschäften, die es so nicht mehr gibt, weil auf eine Niedrigzinsphase eine "Niedrigstzinsphase" gefolgt sei.

Das aktuelle Maßnahmenpaket wird Sommer zufolge sowohl vom mit Kommunalpolitikern besetzten Aufsichtsrat als auch von den Mitarbeitern mitgetragen. Bei dem Versuch, die Mitarbeiterzahl um 35 zu senken, werde auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet, sagte Sengle. Zu zwei Drittel fielen die Stellen in der Verwaltung weg.

Einige Mitarbeiter bekommen die Chance auf eine Veränderung, denn für die Online-Filiale braucht die Sparkasse noch Personal. Die Kunden sollen sich dort über alle medialen Kanäle von 8 bis 18 Uhr beraten lassen können. Dazu müsse in Schichten gearbeitet werden, auch Teilzeit sei möglich. Wo diese Online-Filiale mit einer gehobenen technischen Ausstattung eingerichtet wird, ist demnach noch unklar. Ebenso konnte Sommer noch nicht sagen, wo die Geschäftsstelle im Gewerbegebiet Erding West entstehen soll.

Möglicherweise muss dazu der Bebauungsplan geändert werden. Derzeit wäre eine Geschäftsstelle nur in dem Areal erlaubt, in dem der Geldautomat der Sparkasse jetzt schon steht, das sagt Christian Wanninger, Pressesprecher der Stadt Erding.

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