Erding:Soldaten brechen alle Rekorde

"Aktion Erbe" bringt 55 000 Euro ein. Doch das Ende dieses Engagements für bedürftige Menschen ist absehbar - der Abzug der Soldaten ist beschlossen.

Antonia Steiger

Die militärischen und zivilen Mitarbeiter des Fliegerhorstes Erding haben sich in der Adventszeit des vergangenen Jahres selbst übertroffen: Mehr als 55 000 Euro sammelten sie mit ihrer Aktion Erbse ein - sehr viel mehr als jemals zuvor. Es sei eine Art Trotzreaktion gewesen, sagte Kommandeur Michael Rethmann am Freitag anlässlich einer kleinen Feierstunde im Offiziersheim der Bundeswehr. Denn wenige Wochen vor Start der Aktion hatten die Soldaten erst erfahren, dass der Bundeswehrstandort Erding aufgelöst wird im Zuge der Reformvorhaben des Verteidigungsministers Thomas de Maizière (CDU). Anfangs sei die Motivation am Boden gewesen, sagte Rethmann. Aber dann habe man sich gesagt: "Jetzt erst recht." Schon bald nach Bekanntwerden von de Maizières Plänen begann man sich in Erding Sorgen um die "Aktion Erbse" zu machen. Sie gehört zum vorweihnachtlichen Stadtbild Erdings mit den zahlreichen Soldaten, die mit ihren Sammelbüchsen vor den Geschäften um eine Spende bitten, und vor allem mit dem Verkauf der Erbsensuppe am Grünen Markt an den Adventssamstagen. Vor allem aber sind einige Organisationen, die sich für die bedürftigen Menschen in Stadt und Landkreis einsetzen, dringend auf diese Unterstützung durch den Fliegerhorst angewiesen. Auf lange Sicht müssen sich die Erdinger Bürger Gedanken machen, was aus der Aktion werden soll, das stellte Rethmann in seiner Ansprache klar. Zwar sei der Zeitplan für den Abzug der Soldaten aus Erding ungewiss. Dass sie aber abziehen, sei unverrückbar. "Das wird nicht mehr diskutiert", sagte Rethmann. Ein paar Jahre haben die Erdinger jedoch noch Zeit, um diese große Lücke des bürgerschaftlichen Engagements zu schließen, das der Abzug des Militärs aus Erding reißen wird. Vor 2014 rechnet Rethmann nicht mit einer nennenswerten Reduzierung des Personals; etliche Veränderungen werde es bis dahin zwar geben, doch die würden in der Öffentlichkeit nicht spürbar sein. Nach einem ganz kleinen Einbruch im vergangenen Jahr, als die Soldaten 38 000 Euro gesammelt haben, haben sie in der vergangenen Adventszeit eine neue Rekordmarke erreicht: Die 55 000 Euro stellten ein Novum dar, sagte Rethmann voller Stolz. Er zeichnete nicht nur die fleißigsten Spendensammler aus, sondern er erwähnte auch die eifrigen Köche, die 1200 Liter Erbsensuppe gekocht hätten, sowie die zahllosen Menschen, die im Hintergrund dafür gesorgt hätten, dass die Aktion funktioniert. Wie immer geht das Geld an Initiativen, die sich um Menschen kümmern, die es nicht so einfach im Leben haben. So wird Rethmann zufolge in besonders großzügigem Umfang der Fendsbacher Hof wieder bedacht, die Frühförderstelle und die St. Nikolaus-Schule. Weitere Vereine und Verbände bekommen Geld. Bis auf einen kleinen Rest werde das gesamte Geld verteilt, beteuerte Rethmann. Einen kleinen Rest behalte man, damit die Aktion im kommenden Winter mit einer Auftaktveranstaltung wieder einen gelungenen Start hinlegen könne. Auch die Auslagen für Suppe und für den Strom hätten mit den Spendengeldern bezahlt werden müssen. "Denn leider gibt der Bund dazu kein Geld."

Erding: Christian Kuhn und Mike Quan waren die fleißigsten Spendensammler. Von Oberst Rethmann bekamen sie dafür Gutscheine für Freiflüge.

Christian Kuhn und Mike Quan waren die fleißigsten Spendensammler. Von Oberst Rethmann bekamen sie dafür Gutscheine für Freiflüge.

(Foto: Renate Schmidt)
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