Erding:Selbst Bronze steht hoch im Kurs

Metalldiebstähle liegen auf Rekordniveau - ihre Zahl steht und fällt mit den Preisen auf den internationalen Rohstoffmärkten.

Thomas Daller

Die hohen Preise für Metalle locken Diebe an. Über Nacht verschwinden Kabeltrommeln, in Neubaugebieten werden Dachrinnen und Fallrohre aus Kupfer abmontiert und metallverarbeitende Betriebe können kein Material mehr im Freien lagern. Allein während der Pfingstfeiertage sind von einem Schrottplatz in Erding 58 Katalysatoren gestohlen worden, die Platin, Palladium und Rhodium enthalten. Selbst hinter Bronze sind die Diebe her: Ebenfalls am Pfingstwochenende wurde ein Ständer aus diesem Material auf dem Taufkirchener Friedhof gestohlen.

Ja, diese Diebstähle nehmen eindeutig zu", bestätigt Bodo Urban, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Erding. "In früheren Jahren war das nicht der Fall, aber seitdem die Preise auf dem Markt so angezogen haben, ist auch das Interesse der Diebe wesentlich größer." Die Erdinger Polizei fährt deswegen auch häufiger Streife in Baugebieten, weil dort besonders oft Regenrinnen, Fallrohre und Kabeltrommeln verschwinden, sagte Urban. Darüber hinaus wird bei Lastwagenkontrollen besonders genau hingesehen, wenn die Lkw Buntmetall geladen haben.

Die Zahl der Diebstähle steht und fällt mit den Metallpreisen auf den internationalen Rohstoffmärkten. Derzeit bekommt man für ein Kilo Kupfer rund 4,80 Euro; das ist etwa doppelt so viel wie vor fünf Jahren. Auch ein gebrauchter Kat enthält wertvolle Rohstoffe, denn der keramische Kern ist mit etwa drei Gramm Platin, Palladium und Rhodium beschichtet. Je nach Modell ist die Legierung bis zu 120 Euro wert. Das Gramm Platin kostet derzeit knapp 37 Euro, Palladium steht bei 15,50 Euro das Gramm. Rhodium hat zwar aktuell ein neues Drei-Jahres-Tief erreicht, kostet aber immer noch rund 36 Euro das Gramm.

Kupferdiebstahl hat besonders stark zugenommen in den vergangenen Jahren. Vor zwei Jahren entwendeten dreiste Täter vom Betriebsgelände der Erdinger Überlandwerke an der Rudolf-Diesel-Straße zehn Kabelrollen im Wert von 30 000 Euro. Zum Abtransport müssen sie einen Lastwagen benutzt werden. Auch im Spenglerhandwerk ist das Problem bekannt: Hans Fehlberger, der eine Spenglerei und einen Landmaschinenhandel betreibt, weiß von vielen Kollegen, denen auf der Baustelle die frisch montierten Dachrinnen über Nacht entwendet wurden. Ihm selbst ist das zum Glück bisher nur einmal passiert: "Vor zwei Jahren, das waren kupferne Fallrohre." Auf seinem Betriebsgelände lagert längst kein wertvolles Buntmetall mehr im Freien.

Die Diebe schlagen jedoch keineswegs nur auf den Baustellen zu: Im Juli des vergangenen Jahres wurden von einem längst fertiggestellten Betriebsgebäude in Finsingerau bei Finsing alle Dachrinnen und Abschlussbleche aus Kupfer abmoniert. Auch dabei muss für den Abtransport ein größeres Fahrzeug verwendet worden sein.

Erst im Februar dieses Jahres sind zwei "Köpfe" einer sogenannte "Kupferbande" zu dreieinhalb Jahren beziehungsweise zwei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt worden. Sie hatten in verschiedenen nieder- und oberbayerischen Landkreisen, darunter auch in Erding, das vor allem in Kabeln enthaltene teure Buntmetall von Baustellen, Firmen und gemeindlichen Bauhöfen im ganz großen Stil und tonnenweise entwendet.

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