Erding Gladiators:Schuldenfreier Neuanfang

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Der TSV Erding übernimmt die 110 000 Euro Defizit seiner Eishockeyabteilung. Ein kollektives Leitungsgremium ohne echten Abteilungsleiter will "mit starker Fokussierung auf den Nachwuchs ein neues Fundament aufbauen".

Von Florian Tempel, Erding

Die zuletzt schwer gebeutelte Eishockey-Abteilung des TSV Erding hat die herben Nackenschläge der verkorksten Saison abgehakt und die Weichen für einen vollständigen Neubeginn gestellt. Nach dem Beschluss des TSV-Vereinsrats, die Erding Gladiators aus wirtschaftlichen Gründen aus der Oberliga zurückzuziehen, und dem Pech, dass in der Bayernliga kein Platz für die Erdinger frei ist, wird die erste Mannschaft in der kommenden Saison voraussichtlich in der Landesliga spielen. Auch bei der Führung der Abteilung will man einen völlig neuen Weg gehen: Ein mit sechs oder mehr Leuten besetztes Gremium soll die Abteilung kollektiv leiten - ohne einen echten Abteilungsleiter. Und die zirka 110 000 Euro Schulden aus den vergangenen vier Spielzeiten übernimmt der Hauptverein komplett.

Mit deutlichen Worten machte der stellvertretende TSV-Präsident, Hermann Meilinger, bei der Jahreshauptversammlung der Eishockey-Abteilung noch einmal klar, dass man alle Ambitionen nach höherklassigem Eishockey in Erding begraben müsse: "Wollen Sie in der Oberliga spielen? Haben Sie 400 000 Euro?", fragte er in die Runde, "Nein? Damit ist das Thema erledigt." Wer das noch immer nicht einsehe, sei ein Träumer. Die Realität sei vielleicht hart, aber doch ganz einfach: "Es geht nur um Kohle und nichts anderes."

Meilinger kritisierte dabei allerdings nicht die bisherige Abteilungsleitung um Bernd Karbach. Er stellte nur nüchtern fest, dass sich der TSV Erding angesichts der enormen Verlusten gezwungen sah, einen Schlussstrich zu ziehen. Wobei der Hauptverein aber einen Neubeginn zu fairen Konditionen möglich mache: "Der TSV zahlt die Schulden, wir werden die 110 000 Euro abstottern. Die neue Abteilungsleitung kann bei Null anfangen." Was allerdings nicht heiße, dass bei der Nachwuchsarbeit gesparte werden müsse: "Unsere Prämisse ist, dass die Jugend nicht hintan gestellt wird." Beim Jugendetat werde es keine Abstriche geben.

Bei den angesetzten Neuwahl fand sich indes niemand, der das Amt des Abteilungsleiters übernehmen wollte. Dann aber offenbarten sich eine Gruppe von Willigen, die wenige Tage zuvor bereits dem TSV-Präsidium ihr Konzept vorgestellt hatten. Patrick Kressler, Axel Schütz, Daniel Krzizok, Claudia Modlmayr und Andreas Weigel traten nach vorne und stellten ihren Plan vor: "Wir wollen gemeinsam die Abteilung führen und die Arbeit auf mehreren Schultern verteilen", sagte Kressler. "Wir wollen mit einer starken Fokussierung auf den Nachwuchs langfristig ein neues Fundament aufbauen", sagte Schütz. Dazu soll möglichst einen hauptamtlicher Nachwuchstrainer angestellt werden. Und die Gladiators, die höchstwahrscheinlich in der Landesliga antreten können, sollen zu zwei Dritteln aus Nachwuchsspielern bestehen. Ziel sei in jedem Fall, "irgendwann wieder in der Bayernliga zu spielen".

Meilinger lobte das neue Führungsgremium als "genau die richtigen Leute" und ihre Ideen als "ein Riesenkonzept, das Hand und Fuß hat". Gleichwohl müsse der TSV Erding noch prüfen lassen, ob eine kollektive Abteilungsleitung vereinsrechtlich überhaupt zulässig sei. Dennoch kann das Leitungsgremium - der bisherige Abteilungsvorstand trat freiwillig und geschlossen zurück - kommissarisch sofort mit der Arbeit beginnen. Zudem scheint es auch möglich, dass das TSV-Präsidium formal die Leitung der Abteilung übernimmt. Diese Fragen sollen bis zu einer weiteren Abteilungsversammlung in etwa zwei Wochen geklärt sein.

© SZ vom 06.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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