Erding:Rückkehr in die Welt der Bilder

Der Erdinger Lehrer Franz Hausner war bis zu seinem Schlaganfall 2001 ein gefragter Sportfotograf. Obwohl er seither halbseitig gelähmt ist, fotografiert er weiter und stellt nun im Landratsamt aus

Von Thomas Daller

Franz Hausner

Aufnahmen von geradezu explodierender Dynamik schoss Franz Hausner in seiner Zeit als Sportfotograf.

"Apoplex" ist der medizinische Ausdruck für einen Schlaganfall. Apoplex steht aber auch für den Schicksalsschlag, den der ehemalige Sportfotograf und Lehrer Franz Hausner durchleben musste. 2001 hatte er eine Basilaristhrombose, eine Minderdurchblutung des Hirnstamms, die im Krankenhaus anfänglich nicht erkannt wurde. Mit katastrophalen Folgen: Seit diesem Schlaganfall ist Franz Hausner halbseitig gelähmt, sitzt im Rollstuhl, ist Frühpensionär und kann am alltäglichen Leben nicht mehr ohne fremde Hilfe teilnehmen.

Zum Zeitpunkt dieser persönlichen Apokalypse war Hausner an der Hauptschule Altenerding Lehrer und hatte sich aber auch als Sportfotograf für die Erdinger Neuesten Nachrichten in Fach- und Sportkreisen einen respektablen Ruf erworben. Dieses Leben war von einer Sekunde auf die andere vorbei. Damit hätte die Geschichte eines Fotokünstlers vorbei sein können. Linksseitig gelähmt, im Rollstuhl sitzend, kämpfte er sich jedoch zurück ins Leben - in den Alltag, aber auch wieder zurück in die Fotografie.

Mit einer kleinen Digitalkamera, die mit nur einer Hand zu bedienen ist, startet er nach den ersten Wochen der Lebensdepression vorsichtig zurück in die Welt der Fotografie. "Apoplex" ist eine Ausstellung, die einen einzigartigen Blick in das Denken und Fühlen eines von einem Schlaganfall Betroffenen in äußerst eindrucksvollen Bildern zeigt. Franz Hausner hat dafür in der Ausstellung sein Gesamtwerk in zwei große Blöcke geteilt.

Im ersten Teil "Sport ist Leben" sind die Bilder vor dem Schlaganfall zu sehen. Fotos in denen die Dynamik, die Anstrengung, der Kampf des Sportlers gegen sich selbst und gegen die Gegner eindrucksvoll dokumentiert sind. Jene Fotos also, die die Sportfotografie zu einem Genre machten, indem sie die Aktion in jener tausendstel Sekunde festhalten, in der die Aktion des Sportlers am Explodieren ist. Es sind hoch emotionale Fotos voller Empathie.

Der zweite Teil der Ausstellung "Gelassenheit" zeigt die Sichtweise des Fotografen nach dem Schlaganfall. Auf keinem der Bilder sind Menschen zu sehen. Es sind Fotografien, die Einsamkeit und das Gefühl der Hilflosigkeit wiedergeben. Auf den ersten Blick fehlt der originäre künstlerische Ansatz, das Einzigartige. Aber wenn man sich als Betrachter darauf einlässt, entdeckt man eine Welt, die so anders ist als die eigene Lebenserfahrung. Der Knopf eines Aufzugs verliert die reine Funktionalität und wird zum Symbol für Mobilität. Die Gegenlichtaufnahme eines Baums, aufgenommen bei Beendigung der Akut-Reha, wird zum Hoffnungsstrahl für die Zukunft. Ein Ergotherapieschild ist der temporäre Lebensmittelpunkt des Fotografen. Nüchtern aufgenommen, ohne Emotion.

"Apoplex" ist die vierte Ausstellung, die der Fotograf nach seinem Schlaganfall veröffentlicht. Sie steht für seinen Kampf zurück in den Alltag. Für den Betrachter ist sie sicherlich nicht einfach in der Wahrnehmung, aber sie dürfte in ihrer Art wohl einmalig sein.

Franz Hausners Wunsch war es immer, nach dem Schlaganfall in seiner alten Heimat Erding, in der er mit seinem künstlerischen Werk begonnen hatte, mit einer Ausstellung eine neuerliches Lebens- und Arbeitszeichen zu setzen. Das Landratsamt Erding gibt ihm jetzt die Gelegenheit dazu. Für die künstlerische Umrahmung sorgt der Tenor Udo Kaiser, dessen Vater, Oberst Josef Kaiser, einst Leiter der Erdinger Jugendamtes war. "Mit Apoplex", so Franz Hausner, "wächst in Erding für mich zusammen, was zusammen gehört."

Ort der Ausstellung: Landratsamt Erding Alois-Schießl-Platz 2, Dauer: 16.9. bis 30.9.2013, Öffnungszeiten: Werktags von 8 bis 18 Uhr.

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