Erding:Rhetorischer Schachzug

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Josef Widmann aus Erding unterleigt Andreas Lenz aus Ebersberg im Kampf um die CSU-Bundestagskandidatur. Der 31-Jährige Lenz will jüngere Wähler zurückgewinnen: "Ich stehe für WLAN und Weißbier"

Thomas Daller

Seine erste programmatische Rede hat Josef Widmann bei der Delegiertenversammlung in Forstern gehalten. Überzeugt hat er damit nicht alle, auch nicht alle Erdinger. Mindestens drei stimmten für den Kandidaten aus Ebersberg (Foto: Renate Schmidt)

Die CSU im Bundeswahlkreis Erding-Ebersberg wird zur Bundestagswahl am 22. September Andreas Lenz ins Rennen schicken. Der 31-Jährige aus Frauenneuharting im Landkreis Ebersberg hat sich bei der Delegiertenversammlung in Forstern gegen den Erdinger Kandidaten Josef Widmann durchgesetzt.

Je achtzig Delegierte aus den Landkreisen Erding und Ebersberg waren nach Forstern gekommen, um über den Nachfolger von Max Lehmer abzustimmen, der nach zwei Legislaturperioden nicht mehr für eine dritte kandidieren wollte. Nachdem die Erdinger acht Jahre lang den Bundestagsabgeordneten gestellt hatten, gingen manche in der Ebersberger CSU davon aus, nun sei es an ihnen, den nächsten Kandidaten zu stellen. Drei Anwärter fühlten sich berufen, darunter auch Sabine Heimbach, Pressesprecherin von Angela Merkel. Ferner wollte neben Lenz auch Jan Patrick Fischer kandidieren. Heimbach und Fischer zogen allerdings ihre Kandidatur zurück, als der Erdinger CSU-Kreisverband doch noch einen Kandidaten präsentierte: Josef Widmann. Der 46-jährige Jurist war unter anderem bereits als stellvertretender Geschäftsführer der CSU-Landtagsfraktion tätig und ist derzeit Leitender Ministerialrat im Landtagsamt.

Lenz hingegen hat Betriebswirtschaftslehre studiert, außerdem eine Zusatzausbildung an der bayerischen Eliteakademie absolviert, die herausragende Studenten für Führungsaufgaben qualifiziert. Darüber hinaus hat Lenz promoviert und arbeitet momentan als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Politisch engagiert er sich im Ebersberger Kreistag und als Ortsvorsitzender der CSU in Frauenneuharting; einer Gemeinde im Süden von Ebersberg mit 1500 Einwohnern.

Als die beiden CSU-Kreisvorsitzenden ihre Kandidaten den Delegierten empfahlen, ergaben sich zwei sehr unterschiedliche Porträts. Die Ebersberger Vorsitzende Angelika Niebler empfahl "den Andi", der "das Herz am rechten Fleck hat" und Ortsobmann des Katholischen Männervereins sei. Der Erdinger CSU-Kreisvorsitzende Martin Bayerstorfer warb hingegen für "Doktor Josef Widmann", der den "Parlamentarismus im Blut hat", und der sich bestens im Gesetzgebungsverfahren auskenne.

Dann ging die Runde an die Kandidaten, Josef Widmann durfte beginnen. Er gab sich staatstragend, wies auf seine imposante Berufslaufbahn hin und dass er Politik im Sinne des CSU-Mottos "Näher am Menschen" machen wolle. Er erörterte seine Standpunkte in der Familienpolitik, der inneren Sicherheit und zur Verkehrsinfrastruktur und betonte die Gemeinsamkeiten der beiden Landkreise. Er werde sich in seinem Engagement nicht davon leiten lassen, "wer welche Postleitzahl hat", sagte Widmann und versprach, Bürgersprechstunden in Ebersberg abzuhalten, wann immer er dazu eingeladen werde.

Andreas Lenz umriss ebenfalls kurz seinen beruflichen Werdegang und hatte mit der Bemerkung, er habe sich bei seiner Doktorarbeit "sehr angestrengt, dass ich richtig zitiert habe", die ersten Lacher auf seiner Seite. Er erzählte vom elterlichen Milchviehbetrieb, in dem er mithelfe, und dass er beim Burschenverein, beim Trachtenverein und bei der Feuerwehr Mitglied sei: "Wenn's brennt, bin ich zur Stelle." Mit seinen 31 Jahren stehe er für eine Generation, die als unpolitisch gelte. Aber gerade deswegen müsse man gegensteuern und die jungen Wähler gewinnen: "Natürlich sind Bürgersprechstunden auch wichtig", nahm er Widmanns Gedanken auf, aber man müsse sich auch der neuen Medien bedienen: "Die jungen Leute sind alle bei Facebook." Als er Ortsvorsitzender der Jungen Union in Assling geworden sei, "haben wir in zwei Jahren 35 Neumitglieder gekriegt". Man könne natürlich fragen, ob er mit seinen 31 Jahren nicht zu jung sei für diese Kandidatur, fuhr er fort. Aber Stoiber sei 32 Jahre alt gewesen, als er in den Landtag einzog und Ilse Aigner 30. Er wolle sich mit keiner der genannten Personen vergleichen, aber für zu jung halte er sich nicht. Er werde sich im Bundestag keinen "faulen Lenz" machen, kalauerte er, "ich brenne für diese Aufgabe". Die CSU stehe in Bayern für Laptop und Lederhose, er stehe in Ebersberg und Erding für WLAN und Weißbier.

Mit dieser Rede, die immer wieder von Beifall unterbrochen wurde, hatte er nicht nur die Ebersberger Delegierten geschlossen hinter sich gebracht, sondern auch einige Erdinger von sich überzeugt. Im ersten Wahlgang konnte er von 159 gültigen Stimmen 83 gewinnen und die Kandidatur zu seinen Gunsten entscheiden.

© SZ vom 25.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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