Erding:Respekt und Anerkennung

Erding: Die Vizepräsidentin des Bundesverbands Renate Falk, der Ortsvorsitzende Willi Scheib und die Landesvorsitzende Barbara Hölzel (von links)

Die Vizepräsidentin des Bundesverbands Renate Falk, der Ortsvorsitzende Willi Scheib und die Landesvorsitzende Barbara Hölzel (von links)

(Foto: Renate Schmidt)

Der Sozialverband Deutschland feiert seine Gründung vor 100 Jahren

Von Philipp Schmitt, Erding

Das Jubiläum "100 Jahre Sozialverband Deutschland" hat der Ortsverband Erding und Umgebung mit einer Festveranstaltung im Gasthaus Mayr-Wirt gefeiert. "Respekt dem starken Verband und Dank den vielen ehrenamtlichen Helfern des sozialen Netzwerkes, das auch in einer vom Wandel geprägten Region den Blick für Menschen in Not nicht verloren hat. Meine große Wertschätzung gilt Willi Scheib und seiner Mannschaft", sagte Oberbürgermeister Max Gotz (CSU). Der stellvertretende Landrat Jakob Schwimmer (CSU) bezeichnete den Sozialverband als "soziales Gewissen der Gesellschaft mit dem Fokus auf sozialer Gerechtigkeit". Er habe stets "sehr gute Arbeit geleistet und Grund zum Feiern - Glück auf!".

Der Sozialverband wurde 1917 von Gründungsmitgliedern als politisch neutraler "Bund der Kriegsteilnehmer und -geschädigten" ins Leben gerufen. 1933 wurde der Verband aufgelöst und nach dem Zweiten Weltkrieg 1949 in Hamburg neu gegründet. In den 1990er Jahren erfolgte die Umbenennung in Sozialverband Deutschland. Der Verband hat deutschlandweit 560 000 Mitglieder. Der 1950 gegründete Erdinger Ortsverein, der von Willi Scheib und Rosi Bauer geleitete wird, zählt 170 Mitglieder. Scheib wies in seiner Ansprache darauf hin, dass in einer Arbeitswelt mit steigenden Anforderungen halten viele Arbeitnehmer dem Leistungsdruck nicht mehr bis zum Rentenalter stand hielten. Es sei auch eine Aufgabe des Sozialverbands, bei solchem Burn-Out zu helfen, sagte Scheib.

"Als Eckpfeiler der deutschen Sozialgeschichte" bezeichnete die Sozialverbands-Vizepräsidentin Renate Falk in ihrer Festrede den Verband. Falk forderte einen grundlegenden Wandel der Arbeitswelt um die vielfach drohende Altersarmut künftig zu verhindern. Vor der Bundestagswahl habe der Sozialverband bereits massiv Forderungen zur Alterssicherung und für ein stabiles Rentenniveau an die Parteien gestellt, sagte Falk.

Die Landesvorsitzende in Bayern, Barbara Hölzel, würdigte die Arbeit der Mitarbeiter des Sozialverbands. Ohne die vielen freiwilligen Helfer - meist Frauen - hätte der Sozialverband jedoch nicht den aktuellen Stellenwert: "Was die Ehrenamtlichen leisten kann kein Staat bezahlen", zitierte Hölzel den früheren Bundespräsidenten Roman Herzog. Die stillen Helfer seien trotz ihrer wichtigen ehrenamtlichen Arbeit für Menschen in Not nur selten in den Schlagzeilen, aber ihr Engagement müsse in der Öffentlichkeit "ernst genommen werden", sagte Hölzel zum zustimmenden Applaus der Festgäste im voll besetzten Saal. Die Ehrenamtlichen dürften in den Verbänden jedoch nicht als Lückenbüßer dienen, wenn Geld für teure hauptamtliche Mitarbeiter fehle.

Auch die Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz (CSU) und Ewald Schurer (SPD) zollten dem Sozialverband und dessen Mitarbeitern ihren Respekt. Sie erinnerten an die aus heutiger Sicht unvorstellbare soziale Not nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Inzwischen habe sich ein moderner Sozialstaat mit einem sozialen Netz entwickelt, das verzweifelte Menschen in Not auffangen könne, dazu habe der Sozialverband beigetragen. Schurer fügte jedoch an, dass Verbände wie der Sozialverband weiterhin dringend nötig seien, um mit sozialpolitischen Forderungen "Politiker immer wieder wach zu rütteln." Denn auch in einer inzwischen reich gewordenen Region mit Vollbeschäftigung dürfe "versteckte Armut" nicht übersehen werden. Hohe Mieten, hohe Baulandpreise und Lebenshaltungskosten seien für viele Menschen Herausforderungen.

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