Erding:Platz für neue Mitbürger

Lesezeit: 2 min

Stadtplaner kommt zum Ergebnis, dass es in Erding genügend Potenzial für weiteren Wohnraum gibt

Von Antonia Steiger, Erding

Die Erdinger Stadtpolitik beschäftigt sich mit der Frage, wie die Stadt im Jahr 2030 aussehen wird - besser gesagt: wie sie ihrer Meinung nach aussehen soll. Heute zählt Erding knapp 38 000 Einwohner, damit ist die 40 000 Einwohner-Schwelle in Sichtweite geraten und ruft die Politik zum Handeln auf. Der größte Entwicklungsschub steht Erding jedoch noch bevor: die Entwicklung eines neuen Stadtteils, wenn die Bundeswehr abgezogen sein wird, was für 2019 angekündigt ist. Ein Termin, dessen Einhaltung OB Max Gotz (CSU) mittlerweile öffentlich anzweifelt. Als Steuerungsinstrument soll ein fortgeschriebener Flächennutzungsplan dienen. Dazu erfolgte eine Bestandserhebung, Diskussionen werden folgen.

Analysen und Prognosen zu Einwohnern, Arbeitsplätzen, Flächenpotenzialen und ökologischen Zielsetzungen erfolgen auf der Basis von Daten. Zuletzt war die Zahl der Einwohner laut Statistisches Landesamt um etwa 400 jedes Jahr gestiegen, diese Dynamik wird sich abschwächen. Ein Plus von 235 Einwohner jedes Jahr werde erwartet, sagte Stadtplaner Harald Bruder vom Münchner Büro CL Map. Das Statistische Landesamt spreche von einem "leicht gebremsten Wachstum". Bei der Analyse der Flächen kam Bruder zu dem Ergebnis, es sei genügend Potenzial da. Für die Hälfte der Flächen seien Bebauungspläne in unterschiedlichen Stadien des Verfahrens, so dass seiner Auffassung nach "relativ schnell" genügend Wohnraum geschaffen werden könne. Eine Einschätzung, die Gotz nur bedingt teilte: "Wir können ausweisen, was wir wollen. Wenn die Eigentümer sich nicht einig sind, passiert nichts", sagte er auch in Hinblick auf den Bebauungsplan für den so genannten Poststadl an der Taufkirchener Kreuzung, der seit zwanzig Jahren immer wieder hervorgezogen, beraten und anschließend wieder verräumt wurde. Im Moment befindet er sich in einer Phase einer vorgezogenen Bürgerbeteiligung. Erding sei "für alle Fälle gewappnet", stellte dennoch voller Zuversicht Bruder fest. Selbst ohne die Entwicklung des Fliegerhorstareals gebe es genügend Platz, um für die künftigen neuen Mitbürger Wohnungen zu bauen.

Auch zur Altersverteilung der Erdinger Einwohnerschaft wagte Bruder Vorhersagen: Ihm zufolge wird im Jahr 2030 jeder fünfte Erdinger ein Senior sein. Im Vergleich zu heute werde der Anteil der Kinder und Jugendlichen geringer. Wegen des Zuzugs gebe es trotzdem eine Zunahme von 372 Kinder und Jugendlichen. Gotz fügte an, dass das Schulamt zu einem anderen Ergebnisse komme: dass die Zahl der Kinder und Jugendlichen auch in absoluten Zahlen abnehmen werde.

Eine nicht unerhebliche Rolle in der Bevölkerungsentwicklung spielen laut Gotz die Flüchtlinge: Seit Dienstag wisse er, dass der Landkreis bis Jahresende nicht 1000, sondern 1250 Flüchtlinge aufnehmen müsse. Zudem wachse die Zahl der anerkannten Flüchtlinge, was sich auf dem Wohnungsmarkt auswirke. Ohnehin betrachtet Gotz die Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung mit Skepsis: Das statistische Landesamt könne zählen, was es wolle. "Ich lege aktuelle Zahlen auf den Tisch." Und die besagen für 2013 eine Zunahme von 868 und für 2014 von 401 Einwohnern.

Auch die Entwicklung der Arbeitsplätze hat Bruder analysiert. Ihre Anzahl hat sich von 1995 bis 2012 um gut zwanzig Prozent auf 12 500 erhöht. Bis 2030 könnten weitere 3600 dazu kommen. Die Verlagerung in Richtung Dienstleistung gehe weiter, das produzierende Gewerbe hingegen stelle nur noch ein Zehntel der Jobs. In seiner Gesamtbilanz kam Bruder zu dem Ergebnis, dass bis 2030 die Fläche der Wohngebiete um 38 Hektar wachsen, es 47 Hektar mehr Gewebegebiete und 181 Hektar mehr Grünfläche geben werde - dies alles vor allem wegen der Auflösung des Erdinger Fliegerhorstes.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: