Erding:Partner auf Augenhöhe

Im November wählt die CSU ihren Bundestagskandidaten. Erstmals haben Erding und Ebersberg gleich viele Delegierte. Ob Max Lehmer nochmals antritt, ist noch nicht bekannt.

Barbara Mooser

Die Kür des CSU-Bundestagskandidaten für den Stimmkreis Erding-Ebersberg könnte sich in diesem Jahr spannend wie nie zuvor gestalten: Erstmals hat die CSU im Landkreis Erding keine Mehrheit an Delegierten mehr. Somit ist es bei weitem nicht mehr so sicher wie in der Vergangenheit, dass sich der Erdinger Kandidat durchsetzt. Ob die Ebersberger das neue Kräfteverhältnis ausnutzen werden, ist noch unklar. Ausschließen wollen Vertreter des Kreisvorstands allerdings nicht, dass Ebersberg einen eigenen Kandidaten vorschlägt - selbst wenn sich Amtsinhaber Max Lehmer entscheiden sollte, nochmals anzutreten.

Erding: Der Bundestagsabgeordnete Max Lehmer hat noch nicht entschieden, ob er nochmals antreten wird. Hier  bei einem Besuch im Anne-Frank-Gymnasium in Erding

Der Bundestagsabgeordnete Max Lehmer hat noch nicht entschieden, ob er nochmals antreten wird. Hier  bei einem Besuch im Anne-Frank-Gymnasium in Erding

(Foto: Peter Bauersachs)

Der 65-jährige Abgeordnete aus Neuching will sich Anfang November in einem Sechs-Augen-Gespräch mit Angelika Niebler und Martin Bayerstorfer, den CSU-Kreisvorsitzenden aus Ebersberg und Erding, definitiv dazu äußern, ob er seine Arbeit in Berlin fortsetzen möchte. Bereits Ende November soll die offizielle Delegiertenversammlung stattfinden, die den Bundestagskandidaten kürt.

Im Kreisvorstand habe es über diesen Zeitplan "kontroverse Diskussionen" gegeben, verriet Christa Stewens, die Ebersberger Landtagsabgeordnete und Ehrenvorsitzende des Ebersberger Kreisvorstands, bei der CSU-Hauptversammlung in Poing: "Einige sagten, er solle eher entscheiden." Von dieser Kritik will Lehmer bisher nichts gehört haben: Der Zeitplan sei schon Anfang des Jahres mit Niebler und Bayerstorfer so abgesprochen worden. Gesundheitlich gehe es ihm jedenfalls derzeit "traumhaft", betont Lehmer, der sich im 2011 einer schweren Herzoperation unterziehen musste. Die Entscheidung, ob er noch einmal kandidieren werde oder nicht, werde er gemeinsam mit seiner Familie fällen - und sie werde ihm nicht leicht fallen.

Mitglieder des Ebersberger Kreisvorstands stellen sich demonstrativ hinter den Amtsinhaber: "Unser Wahlkreis ist durch Max Lehmer extrem gut vertreten", sagt Kreisvorsitzende Angelika Niebler. Der Zeitplan für die Kandidatenkür sei vom Kreisvorstand zudem einstimmig verabschiedet worden. "Es ist eine Frage des Respekts und der Fairness, dass man die Entscheidung des Amtsinhabers abwartet." Ähnlich sieht es Thomas Huber, stellvertretender Kreisvorsitzender der Ebersberger CSU: "Je früher Personaldebatten beginnen, desto weniger wird inhaltlich gearbeitet."

Allerdings hat Lehmer selbst bereits eine mögliche Nachfolgerin für seine Position ins Spiel gebracht: Ulrike Scharf, die nicht nur im Erdinger Kreistag sitzt, sondern als Bezirksvorsitzende der Frauen-Union und CSU-Landesschatzmeisterin überregional Bekanntheit erlangt hat. Bisher hat Scharf jedoch eher Interesse an einem Landtagsmandat bekundet.

Ob und mit wem die Ebersberger CSU gegen Lehmer oder einen anderen Erdinger Kandidaten halten wird, dazu geben sich die Mitglieder des Ebersberger Kreisvorstands bedeckt. Ausgeschlossen sei es jedenfalls nicht, dass ein Kandidat aus den Reihen der Ebersberger CSU vorgeschlagen werde, sagt Thomas Huber: "Es liegt im Interesse eines jeden Kreisverbands, dass die besten Köpfe als politische Kandidaten zur Verfügung stehen." In einem demokratischen Prozess sei immer mit mehreren Kandidaten zu rechnen, sagen auch Niebler und Stewens.

Klar ist daher bisher nur eines: Erstmals haben Erding und Ebersberg beide 80 Delegierte, die über den oder die Kandidaten abstimmen dürfen. Bisher hatte Erding immer ein paar Stimmen mehr als Ebersberg; weil aber die CSU im Kreis Erding bei der Bundestagswahl 2009 etwas schlechter als zuvor abgeschnitten hat, wurde die Zahl der Delegierten neu berechnet - und nun gibt es ein Patt. Sollten beide Kreisverbände Kandidaten präsentieren, würde es zum Sieg reichen, wenn nur ein einziger Delegierter für den Kandidaten aus dem anderen Landkreis stimmt.

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