Erding:Ohne Schnaps und Geistermobil

Erding: Die Moosgeister müssen in diesem Jahr auf ihr knatterndes, Qualm und Rauch spuckendes Geistergefährt verzichten.

Die Moosgeister müssen in diesem Jahr auf ihr knatterndes, Qualm und Rauch spuckendes Geistergefährt verzichten.

(Foto: Peter Bauersachs)

Die Moosgeister treiben am Faschingsdienstag traditionell ihr Unwesen in der Erdinger Innenstadt. In diesem Jahr übernimmt der Weißbräu erstmals die Organisation des Spektakels

Von Judith Issig, Erding

Die Geister, die sie riefen, werden die Erdinger jedes Jahr auch wieder los. Zum Kehraus treiben sie die Moosgeister quer durch die Innenstadt. Zum 33. Mal findet das Moosgeistertreiben in diesem Jahr statt. Doch dieses Mal ist der Erdinger Weißbräu der Veranstalter. Die Brauerei übernahm vor drei Wochen spontan die organisatorische Verantwortung für das Spektakel, weil der bisherige Veranstalter und Erfinder der Moosgeister, Walter Schweinberger, im August verstorben war. Die Moosgeister sind wilde Gesellen mit Furcht einflößenden Masken und dicken Fellen, die Passanten erschrecken. Der Sage nach entsteigen sie am 11. November dem Moor und treiben während der fünften Jahreszeit ihr Unwesen, bis die Erdinger sie am Faschingsdienstag zurück ins Moor schicken.

Zwar versichert Andreas Brenninger vom Erdinger Weißbräu: "Alles bleibt, wie es war." Die Brauerei übernehme lediglich die rechtliche Organisation und die Haftung, alles andere werde beibehalten wie bisher. "Wir als Brauerei wollen den Erdingern das Moosgeistertreiben gerne weiter ermöglichen." Nur auf den Bulldog, der bisher als knatterndes Geistergefährt durch die Innenstadt gefahren war, müssen die Erdinger Narren in diesem Jahr verzichten. "Aus versicherungstechnischen Gründen" sei dies nicht mehr möglich, sagt Andreas Brenninger. Das Gefährt sei immer mit sehr viel Pyrotechnik ausgestattet gewesen. Es spuckte Qualm und Rauch und war sehr, sehr laut. Doch in diesem Jahr habe man keinen ausgebildeten Pyrotechniker gefunden, der sich um das Feuerwerk kümmern kann.

Die Wirte werden in der Langen Zeile und auf dem Schrannenplatz zwar ihre Schankwagen aufstellen und Bier verkaufen, aber Schnaps und Mischgetränke mit hochprozentigem Alkohol sind wie schon in den vergangenen zwei Jahren in der gesamten Innenstadt verboten - auch mitgebrachte Flachmänner. "Das Problem mit dem Schnaps war nicht nur, dass viele Jugendliche stark alkoholisiert waren, sondern auch, dass viele sich an den Scherben von kleinen Schnapsflaschen verletzt haben", sagt Christian Wanninger, Sprecher der Stadt Erding. Der Leiter der Polizeiinspektion, Anton Altmann, kündigt an, dass die Polizei das Schnapsverbot mit Taschenkontrollen durchsetzen werde. Alkoholmissbrauch und Auseinandersetzungen ließen sich kaum vermeiden, wenn viele Menschen aufeinandertreffen und Alkohol im Spiel sei, sagt Altmann, "aber ich gehe davon aus, dass alles ruhig bleibt". Die Erdinger seien an sich nicht auf Krawall gebürstet, aber natürlich werden in der Innenstadt mehr Polizeistreifen in Zivil und in Uniform eingesetzt als anderen Tagen des Jahres.

Beim Hemadlenzen-Umzug in Dorfen am Donnerstag hatte eine junge Frau zunächst der Polizei gemeldet, sie sei von Flüchtlingen belästigt worden, aber erstattete keine Anzeige. Bei dem Einsatz waren die Dorfener Polizeibeamten von Umstehenden massiv gestört und beschimpft worden. Auch in Erding gab es Anfang des Jahres einen Vorfall, bei dem Polizeibeamte während der Personenkontrolle gestört wurden. "Damit müssen wir leben", sagt Polizeichef Altman, "ob wir zu viel oder zu wenig machen, wir stehen immer in der Kritik". Seine Beamten könnten damit umgehen, er habe sie nicht besonders auf derartige Vorfälle vorbereitet.

Wegen Sturmwarnungen waren einige der großen Rosenmontagsumzüge, zum Beispiel in Düsseldorf und Mainz, abgesagt worden. Doch für Erding ist am Dienstag lediglich ungemütlicher Regen vorhergesagt. Aber einem echten Moosgeist machen ein bisschen Nässe und Kälte natürlich nichts aus.

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