Erding:Ohne Mangelerscheinung

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Im Landkreis Erding werden zwar auch Erzieherinnen für Kindertagesstätten gesucht. Doch im Vergleich mit der Situation in München und den großstadtnahen Kommunen ist die Lage hier entspannt

Von Florian Tempel

In München und den nah an der Großstadt gelegenen Kommunen werden Erzieherinnen für Kindertagesstätten händeringend gesucht. Der Landkreis scheint in dieser Hinsicht nicht zum Großraum München zu gehören. Hier ist die Lage trotz des zuletzt intensiven Ausbaus der Krippenplätzen deutlich entspannter. Zwar gibt es auch im Landkreis eineinhalb Monate vor dem Start des neuen Kita-Jahres noch unbesetzte Stellen. Doch ihre Zahl übersteigt nicht das gewöhnliche Maß, das durch normale Mitarbeiterinnen-Fluktuation immer besteht.

Schon der Blick in die aktuellen Stellenausschreibungen bei der Agentur für Arbeit zeigt, dass im Landkreis Erding viel weniger Erzieherinnen gesucht werden als andernorts. Unter anderen hat die Arbeiterwohlfahrt Erding (AWO) noch Bedarf an zwei neuen Mitarbeiterinnen.

Doch AWO-Geschäftsführerin Karin Seibt bleibt ganz gelassen. Grundsätzlich seien die Teams in den sechs und zum Teil sehr großen AWO-Einrichtungen in Erding und Moosinning "gut besetzt". In der Internet-Jobbörse der Arbeitsagentur finden sich für den Landkreis Erding derzeit nur fünf weitere offene Stellen für Erzieherinnen oder Kinderpflegerinnen in Erding, Finsing, Neuching und Berglern.

"Der Personalmangel ist das drängendste Problem"

Bernhard Freitag, der Leiter der Hauptabteilung Kindertageseinrichtungen beim erzbischöflichen Ordinariat, hat den Überblick über die Situation in der Diözese München-Freising, die weite Teile Oberbayerns umfasst. Er weiß um die geografischen Unterschiede. "Im Großraum München ist der Personalmangel momentan das drängendste Problem, das wir haben." Mit zunehmender Entfernung von München sei dieses Problem aber immer weniger existent. Aus den 26 katholischen Kindergärten, die im Landkreis Erding von Pfarreien geführt werden, habe er jedenfalls keine aktuellen Notstandsmeldungen vorliegen. In Mühldorf oder Traunstein sei die Lage sogar gänzlich entspannt.

Auch die Stadt Dorfen, die im September zwei neue Krippengruppen eröffnet, hatte keine Probleme, das nötige Personal zu finden, bestätigt der Pressesprecher der Stadt, Georg Seitz. Für Uschi Hauschild, die in Taufkirchen die evangelische Kinderkrippe "Spatzennest" mit vier Gruppen leitet, gibt es mehrere Gründe, warum insbesondere der Osten des Landkreises nicht vom Erzieherinnenmangel betroffen ist: Die Großstadt München ist weit weg und die Lebenshaltungskosten im Raum Taufkirchen oder Dorfen sind deutlich geringer als in der teuren Landeshauptstadt. Das sei für viele Mitarbeiterinnen ein gewichtiger Grund, hier zu leben und zu arbeiten.

Außerdem profitiere der östliche Landkreis davon, dass es in Landshut und Mühldorf Fachakademien gibt, in denen mehr Erzieherinnen ausgebildet werden, als in den Nachbarlandkreisen selbst benötigt werden. Die von der Diakonie geführte Mühldorfer Fachakademie habe vorausschauend schon vor Jahren die Zahl ihrer Ausbildungsplätze erhöht. In Landshut haben man später reagiert, aber die Zahl der Ausbildungsplätze nun ebenfalls deutlich ausgebaut. In Erding ist aus dem Wunsch, eine eigene Erzieherinnen-Fachakademie zu gründen zwar nichts geworden. Doch dafür hat in der Nachbarstadt Freising im September 2012 eine Fachakademie eröffnet, von der mittelfristig auch Erding profitieren sollte.

Die Fachleute sind sich in einem einig: Dass es - bei allen regionalen Unterscheiden - zu einem Mangel an Erzieherinnen vor allem in den Ballungsräumen gekommen ist, liege daran, dass in den vergangenen Jahren zu wenig ausgebildet worden sei. Denn eine Ausbildung zur Erzieherin dauert alles in allem rund fünf Jahre. Da nun die Zahl der Ausbildungsplätze an den bestehenden und durch neue Fachakademien erhöht wurde, sollte sich die Lage in den kommenden Jahren wieder entspannen, glaubt Uschi Hauschild. Nachwuchskräfte, die sich als so genannte Berufspraktikantinnen auf die Ausbildung vorbereiten, gebe es derzeit genügend.

© SZ vom 17.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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