Erding:Null Bock auf Politik

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Lange dauerte der Kampf für ein Jugendparlament in Erding. Nun wissen die Jugendlichen nichts damit anzufangen

Charlotte Theile

Etwas mehr als ein Jahr ist es jetzt her, dass das Erdinger Jugendparlament zum ersten Mal öffentlich getagt hat. Schon der Weg dahin war weit und die Resonanz zunächst bescheiden. Auch ein Jahr später hat sich kaum etwas getan. Die Homepage mit dem Titel Jupa:ED sieht nur auf den ersten Blick gut aus. "Projekte", "Sitzungen" oder "Events" - die Überschriften klingen vielversprechend, doch wenn man drauf klickt, folgt jedes Mal: nichts. Leere Seiten, in flippig blauem Design - mehr ist es nicht, was die Erdinger zwischen 14 und 22 Jahren zustande gebracht haben.

Die Nominierungsversammlung für das Jugendparlament in der Stadthalle (Foto: Peter Bauersachs)

Was da mit der Homepage los ist, verstehe ich auch nicht" erzählt Loredana Colletta. Die 20-Jährige war die erste Vorsitzende des neugegründeten Parlaments. Mittlerweile muss sie jedoch kürzer treten. Das Studium hat begonnen, und Colletta pendelt jeden Tag von Erding nach München. "Wenn man sich anschaut, was wir erreicht haben, ist das natürlich ernüchternd", gesteht die Studentin ein. Nach längerem Nachdenken fallen ihr ein paar Anregungen zu Volleyball- und Basketballplätzen ein, die das Parlament gemacht hat.

Die machen halt alle gerade Abitur", verteidigt die jetzige Vorsitzende Ena Sofic das mangelnde Engagement der anderen Abgeordneten. Ein paar Arbeitsgruppen gebe es, doch auch da kämen selten alle Mitglieder. Allerdings bekomme das Parlament auch von der Erdinger Jugend kaum Rückmeldung. Briefkästen, wo die Jugendlichen ihre Anregungen einwerfen könnten, bleiben leer, auch die Wahlbeteiligung war gering.

Die Jugend von heute ist weniger politisch, als wir es damals waren" findet auch Hubert Sandtner (CSU), der das Parlament als Jugendreferent betreut. Das fehlende Echo aus der Erdinger Jugend könne man jedoch auch so interpretieren, dass es den jungen Leuten in Erding insgesamt gut "taugt". Sandtner deutet die fehlende Resonanz positiv: "Überquellende Briefkästen würden ja heißen, dass es an allen Ecken und Enden fehlt.

Christiane Kickum sieht die Bilanz des Parlaments dagegen mit Ärger. Als Jugendliche hatte sich die heute 25-Jährige über Jahre hinweg mit Nachdruck für das Zustandekommen des Parlaments eingesetzt und gegen viele Widerstände auch das Antragsrecht im Stadtrat durchgeboxt. Nun ist sie enttäuscht: "Vielleicht muss man sich eingestehen, dass die Jugendlichen es nicht haben wollen." Mehrfach hat sie dem Parlament ihre Unterstützung angeboten, doch auch darauf folgte: nichts. Inzwischen hat sich Kickum, die jahrelang sehr stark ehrenamtlich engagiert war, "ausgeklinkt". "Ich konzentriere mich erstmal auf meinen Beruf", sagt die Erzieherin.

In einem immerhin ist sie mit Parlamentsleiterin Ena Sofic einig: Das Höchstalter von 22 Jahren führe dazu, dass viele Engagierte und gut Eingearbeitete wieder aufhören müssten. Auch Loredana Colletta und Ena Sofic sind schon über 20 und damit bald zu alt für das Parlament. "Ob es dann weitergeht, weiß ich auch noch nicht", sagt selbst die Vorsitzende Ena Sofic. Denn die Jüngeren hätten kaum noch eigene Ideen. "Die schauen uns immer nur an und fragen: Was sind unsere Hausaufgaben? Was soll man da machen?"

© SZ vom 16.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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