Erding:Nichts geht mehr

Der Hochwasserschutz beeinträchtigt die Stadtentwicklung immens

Von Mathias Weber, Erding

Was war das für ein Schock gleich im Februar: Erdings Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) präsentierte dem Stadtrat und der Öffentlichkeit während einer Stadtratssitzung neue Analysen zum Hochwasserschutz. Viele neue Hochwassergebiete haben die Experten eines Ingenieurbüros ausgemacht; im Falle eine hundertjährigen Hochwassers würden diese Gebiete - wie schon 2013 - überschwemmt werden. Zwei dieser Gebiete sind wichtige Entwicklungsgebiete der Stadt: Das Erdbeerfeld, also ein Teil der westlichen Sandgrubensiedlung in Klettham, sowie das Gebiet zwischen Haager Straße und der Bundesstraße B 388 in Altenerding, dürfen erst einmal nicht bebaut werden - so will es das Gesetz.

Seitdem ruhen die Planungen für diese wichtigen Baugebiete; sie sind einige der wenigen Gebiete, an denen Erding noch wachsen könnte. Der Hochwasserschutz stoppt also die Stadtentwicklung: Einige Bauträger, die in den Baugebieten schon fließig geplant hatten, fanden das gar nicht witzig, genauso wie der Stadtrat, der sich damals einigermaßen schockiert zeigte. OB Gotz aber warnte im Interview mit der Erdinger SZ vor Hysterie.

Und er verwies auf ein allumfassendes Hochwasserschutzkonzept, das - so hoffte Gotz im Frühjahr - noch 2015 hätte präsentiert werden können. Das war wohl zu optimistisch: Noch immer liegt dieses Konzept nicht vor, an allen Ecken und Enden wird an sinnvollen Hochwasserschutzmaßnahmen geplant. Einiges zeichnet sich aber dennoch ab: Im Vorlauf der Sempt zwischen Wörth und Erding wird wohl ein riesiges Rückhaltebecken auf der Fläche von einem Quadratkilometer entstehen, das im Falle des Falles geflutet werden kann. Dazu wird der Bau eines fast einen Kilometer langen Damms nötig sein. Im Stadtgebiet selbst werden wohl einige Hochwasserwände nötig werden; außerdem müssen die kleinen Bäche im Stadtgebiet angegangen werden, sie müssen vertieft oder verbreitert werden oder ganz aus ihren Rohren befreit werden. Wie viel das kosten wird? Achselzucken das Jahr über bei den Verantwortlichen - erst einmal müsse das Konzept stehen. Der Großteil der Erdinger merkt noch nichts von neuen, schnellen Hochwasserschutzmaßnahmen. Nur in Altenerding tut sich etwas: Der jahrzehntealte Steg über die Sempt ist plötzlich abgerissen worden, er galt als Staugefahr. Die Altenerdinger sind stinksauer auf die Stadt, Gotz aber bleibt auch in dieser Situation ruhig: Ein Wiederaufbau sei zwar teuer - aber vorstellbar.

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