Erding:99 neue Nachbarn

Erding: 200 Betten hat die Caritas den Flüchtlingen in der Turnhalle der Berufsschule zur Verfügung gestellt. 22 sind noch frei.

200 Betten hat die Caritas den Flüchtlingen in der Turnhalle der Berufsschule zur Verfügung gestellt. 22 sind noch frei.

(Foto: Renate Schmidt)

Die nächsten der nun 178 Flüchtlinge sind in der Turnhalle der Berufsschule eingetroffen. Sie sollen sechs Wochen bleiben

Von Sebastian Fischer, Erding

Es war schon zehn Uhr abends, als am Montagabend die Sanitäter in ihre Autos stiegen und vom Parkplatz hinter der Erdinger Berufsschule nach Hause fuhren. Ja, das sei dann schon ein später Feierabend gewesen, sagt Helmut Haider von der Malteser und lacht. Ansonsten: "Alles Routine."

Seit Montag leben im Notquartier in der Turnhalle der Berufsschule 178 Flüchtlinge. In der vergangenen Woche hatte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) die Ankunft von 200 Asylbewerbern aus der Erstaufnahmestelle in München angekündigt. Wie eine Sprecherin des Landratsamtes am Dienstag erklärte, sei es nicht ausgeschlossen, dass in den kommenden Tagen die restlichen 22 in Erding eintreffen. Die Ankunft am Montag sei ohne besondere Vorkommnisse abgelaufen, nur kamen die Busse wie bereits am Donnerstag, als die ersten 79 Menschen in die Turnhalle einquartiert worden waren, mit reichlich Verspätung an. Doch um kurz vor zehn Uhr waren dann die persönlichen Daten aller 99 Neuankömmlinge aufgenommen.

Die Helfer von Malteser und Bayerischem Roten Kreuz sollten den Flüchtlingen vor allem Ängste nehmen, erklärt Haider. "Als Signal: Hier stehen nicht nur Leute von den Behörden." Die Malteser hatten im Vorfeld 200 Gästebetten sowie Handtücher und Babywindeln zur Verfügung gestellt. Am Montag händigten die Helfer Schlaf- und Hygieneutensilien aus und zeigten den Flüchtlingen die Unterkunft und ihre Schlafplätze. Von Dienstag an übernahm das Gesundheitsamt die Arbeit, die Sanitäter von Malteser und Rotem Kreuz stehen nur noch auf Abruf bereit.

Die Unterbringung der Flüchtlinge in der Turnhalle ist zunächst für sechs Wochen geplant. Um die Menschen derweil betreuen zu können, hat das Landratsamt in einer Rundmail ehrenamtliche Organisationen um weitere Mithilfe gebeten. Doch auch dort sind die Kapazitäten ausgelastet: "Wir haben lange intern diskutiert", ob eine Unterstützung der Flüchtlinge im Notquartier möglich sei, erklärt Christian Lenz von der Aktionsgruppe Asyl (AGA): "Doch wir haben weder die körperlichen, noch die fachlichen Kapazitäten." Deshalb habe die AGA davon abgesehen, ihnen angebotene Räumlichkeiten im benachbarten Schulgebäude zu beziehen. Die Betreuung in einem Erstaufnahmelager unterscheide sich von Flüchtlingshilfe, zum einen, weil die rechtliche Situation der Menschen noch ungeklärt sei, zum anderen weil vor allem Krisenintervention notwendig sei. Konflikte jedweder Art habe es in der Turnhalle bislang allerdings keine gegeben, die Polizei war jedenfalls noch nicht im Einsatz, erklärte ein Sprecher. Er rechne auch nicht damit, dort in Zukunft präsent sein zu müssen.

Wie geht es nun weiter? "Ich gehe davon aus, dass die Verweildauer kurz sein wird, das hat uns das Landratsamt zugesagt", sagt Lenz. Darauf hoffen auch die 178 Menschen die, wie etwa 600 andere Flüchtlinge pro Tag, in der überfüllten Münchner Erstaufnahme eintrafen und nun erst einmal weiterhin auf engstem Raum zusammenleben müssen. Natürlich sei dies "jenseits von optimal", sagt Lenz, doch gebe es zur jetzigen Situation keine Alternative: "Da sind wir mit dem Landratsamt einer Meinung."

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