Erding:Mit Rat und Tat

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5200 Männer und Frauen haben im vergangenen Jahr ein Angebot der Caritas Erding in Anspruch genommen. Ob bei Insolvenz, einer Erkrankung oder im Fall von Wohnungsnot: Die Probleme der Menschen waren vielschichtig

Von Philipp Schmitt, Erding

Wo Licht ist, da ist bekanntlich ebenso Schatten. Dass es auch Menschen im Landkreis gibt, denen es nicht so gut geht, daran haben die Caritas-Kreisgeschäftsführerin Barbara Gaab und ihr Team bei ihrem Jahresgespräch erinnert. "Der Druck in Erding steigt wegen der hohen Miet- und Lebenshaltungskosten, der Arbeits- und Wohnungsmarkt ist leer gefegt, die Armut in diesem reichen Landkreis nimmt zu," sagte sie am vergangenen Mittwoch. 2014 haben 5200 Männer und Frauen ein Angebot der Caritas in Anspruch genommen, das sind fünf Prozent mehr als noch im Vorjahr. Betreut wurden sie von 202 Mitarbeitern - zehn Prozent mehr als noch 2013.

Die Mitarbeiter beraten allen voran, wenn Geldnot herrscht. Grund hierfür seien etwa die hohen Immobilienpreise und die steigenden Lebenshaltungskosten. Problematisch sei auch der Fachkräftemangel sowie schwierige bürokratische und gesetzliche Neuerungen im Pflegesektor.

Ein weiteres Anliegen war eine bessere Inklusion von behinderten Menschen: Thilo Wimmer von der Kontaktstelle für Menschen mit Behinderung wies darauf hin, dass es immer noch zu wenig barrierefreien Wohnraum in Erding gebe. Er forderte deshalb die Entscheidungsträger im Kreistag dazu auf, einen konkreten Inklusionsplan zu erstellen und diesen auch umzusetzen. Überhaupt sei in diesem Bereich noch viel Nachholbedarf. "Wir brauchen bei allen Beteiligten ein Umdenken", sagte er.

Ralf Lohrberg von der Schuldnerberatung sagte, dass die Zahl der Menschen, die sich aus diversen Gründen verschuldet haben, in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sei. Zum Thema Insolvenz ließen sich 2014 138 Personen beraten - in 37 Fällen wurde die Insolvenz auch eröffnet. "Mehr als 60 Prozent der Betroffenen können sich nicht mehr über Wasser halten, obwohl sie arbeiten", sagte er. Gerade gebe es aufgrund der hohen Nachfrage sogar Wartezeiten für Beratungstermine.

Brigitte Fischer von der Sozialen Beratung verwies darauf, dass auch Trennungen und Erkrankungen zu Notlagen führen könnten. Schwierig werde es gerade für alleinerziehende Mütter, die nicht Vollzeit arbeiten können. Fischer appellierte an die Betroffenen, möglichst frühzeitig Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen. Sie sollten nicht - etwa aus Scheu - warten, bis die Kündigung auf dem Tisch ist und die Wohnung bereits geräumt werden muss. Auch Alfons Kühnstetter von den sozialpsychiatrischen Diensten sagte, dass nicht nur der fehlende bezahlbare Wohnraum ein Problem darstelle. Die steigenden beruflichen Anforderungen könnten gerade für Menschen mit psychischen Erkrankungen fatale Folgen haben.

Mit den Problemen des Fachkräftemangels hat Angelika Nitsche von der Kinderburg in Klettham zu kämpfen. Allen voran seien Erzieher, Kranken- und Altenpfleger, sowie Sozialpädagogen händeringend gesucht. Katrin Hartmann vom Beschäftigungs- und Qualifizierungsbetrieb Rentabel, einem Kooperationsprojekt von Erding und Freising, berichtete, wie Menschen wieder für den Arbeitsmarkt fit gemacht werden können. Im Juli zieht Rentabel in die neuen Räume in Altenerding um.

Zum Abschluss konnten Gaab und ihr Team der Caritas über erfreuliche Entwicklungen berichten: Sie konnten das "SWAT-Streitschlichterteam" für Kinder von Viktor Kuraja realisieren. Das Werkstattcafé in Taufkirchen sei ein Erfolg geworden und auch das Gartenprojekt im Mehrgenerationenhaus liefe gut. Die Jugendsozialarbeit an Schulen hätten sie verbessern können. Dieses umfangreiche Angebot hat seinen Preis: 5,1 Millionen Euro waren es 2014. Finanziert wurden die aus Einnahmen, Zuschüssen und Spenden. Ihren Teil beigetragen haben auch die etwa 230 ehrenamtlichen Helfer, die die Arbeit der Caritas im vergangenen Jahr unterstützt haben. Insgesamt konnten 2014 aus Stiftungsmitteln und Spendenaktionen 32 532 Euro Unterstützung an Betroffene ausgezahlt werden.

© SZ vom 15.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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