Erding:Mieterverein befürchtet Wohnungsnot

In Erding soll der Geschosswohnungsbau vorangetrieben werden, darin sind sich Bürgermeister und der Verein einig. Wie das gehen soll, darüber diskutiert die Politik.

Philipp Schmitt

Wegen Zuzug und Siedlungsdruck droht Erding in den nächsten Jahren eine gravierende Wohnungsnot. Weichen für den Bau neuer Wohnungen müssten gestellt werden: "Wir müssen handeln, denn wir stoßen an unsere Grenzen. Die Dynamik unserer Region ist enorm. Bis 2030 wird ein Bevölkerungswachstum von 16 Prozent prognostiziert", sagte Bürgermeister Max Gotz (CSU) am Mittwoch bei der Jahreshauptversammlung des Mietervereins Erding im Gasthaus Mayr-Wirt.

Rohbau Betreutes Wohnen , Dorfener Straße

Wohnraum für Senioren ist an der Dorfener Straße entstanden. Geschosswohnungen für junge Familien fehlen dagegen in Erding.

(Foto: Florian Peljak)

Der Druck auf den Immobilienmarkt in Erding wachse spürbar. Wenn Erding nicht jetzt mit neuen Baugebieten gegensteuere, befürchte er bald Engpässe und eine Wohnungsnot, führte Gotz weiter aus. Der Stadtrat suche deshalb intensiv nach Lösungen für eine weitere Wohnbebauung. "Wir Politiker müssen jetzt handeln und dürfen keine Angst vor Veränderungen haben", sagte er. Gotz zufolge soll Erding trotz der Dynamik und Immobiliennachfrage eine "soziale Stadt" bleiben, in der auch erschwinglicher Wohnraum angeboten werde.

Vorwürfe gegen Lokalpolitiker, sie müssten entschiedener handeln, seien Gotz zufolge oft unberechtigt, weil eine rasche Bebauung in vielen Fällen verzögert werde, was den Druck auf den Immobilienmarkt weiter erhöhe und die Preise steigen lasse. In diesem Zusammenhang hat die Arbeit des vor mehr als zwanzig Jahren gegründeten Erdinger Mietervereins in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen: "Eva Kolenda leistet mit ihrem Team sehr gute Arbeit, der Mieterverein ist eine wichtige Stimme in der Öffentlichkeit geworden", sagte Gotz. Um die Herausforderungen zu meistern und eine Wohnungsnot zu vermeiden, werde die Stadt auch künftig eng mit dem Mieterverein zusammenarbeiten.

Dass der Druck auf dem Wohnungsmarkt steigt, spüren Kolenda, ihr Team und die drei für den Mieterverein tätigen Rechtsanwälte auch in den zahlreichen Beratungsgesprächen: "Es muss dringend etwas passieren, vor allem der Geschosswohnungsbau muss forciert werden", sagte Kolenda. In diesem Bereich gebe es viel zu wenig Projekte. Die Vorsitzende des Mietervereins und Dritte Bürgermeisterin Erdings forderte den Bau größerer Wohnhäuser, um bezahlbaren Wohnraum vor allem für junge Leute und Familien zu schaffen.

Im Stadtrat werde nach zukunftsweisenden Wegen gesucht, sagte Kolenda, die für die SPD im Stadtrat sitzt. Sie will sich, wie sie sagte, nach der Fortschreibung des 2009 erarbeiteten Mietspiegels nun für die Neuerstellung eines aktuellen qualifizierten Mietspiegels für Erding ins Zeug legen, wie sie sagte. Stadtrat Willi Scheib (SPD) fügte an, dass sich die Situation auf dem Immobilienmarkt in Erding wohl weiter zuspitze, wenn Erding wie geplant Große Kreisstadt und damit noch stärkerer Zuzugsmagnet werde.

Zur Sprache kam bei der Versammlung des Mietervereins auch dessen 20-jähriges Bestehen: Gotz, Scheib, die stellvertretende Vereinsvorsitzende Gerda Kopp und der Vorsitzende des Landesverbands des Deutschen Mieterbundes, Alfred Poll, würdigten das jahrzehntelange enorme Engagement Eva Kolendas, des "Motors des Vereins". Von den 25 Gründungsmitgliedern wurden Marlies Hässler, Hubert Schürmann und Peter Stahl mit Ehrenurkunden gewürdigt: Eva Kolenda zog ein positives Fazit. Der Verein (www.mieterverein-erding.de) zählt derzeit 1468 Mitglieder.

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