Erding:Mehr Tempo für alle

700 für Icking

Die Glasfaser ermöglicht besonders schnelle Internetverbindungen. Das Problem: Auf den letzten Metern in die Häuser und Wohnungen liegen oft noch herkömmliche Kabel.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Stadt Erding will auch die Bürger und Firmen in der Peripherie mit schnellerem Internet versorgen. Mit Glasfaserkabel bis ans Haus sollen mindestes 50 Mbit/Sekunde möglich sein

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die Stadt will nun auch die letzten weißen Flecken ohne schnelles Internet mit Glasfaserkabeln versorgen. Das hat der Ausschuss für Stadtentwicklungs-, Umwelt- und Verkehrsausschuss einstimmig beschlossen. Das Kabel soll direkt bis in die Haushalte und Betriebe führen und Geschwindigkeiten von mindestens 50 Mbit/Sekunde zulassen. Je nach Ausbaumodell wird dies zwischen 2,3 und 2,6 Millionen Euro kosten. Nach Abzug der Fördermittel von Bund und Freistaat müssen bei einem 80-prozentigen Zuschuss zwischen 444 000 und 492 000 Euro von der Stadt übernommen werden.

Dass der weitere Ausbau auch in der Peripherie der Stadt erfolgen muss, darüber bestand Einigkeit, auch wenn Johanna Heindl (FW) anmerkte, dass es sich schon um einen "dicken Brocken" handle. Stadtrat Günther Kuhn (Grüne) wollte sogar noch eine Schritt weiter gehen und regte an, sich über ein Sonderprogramm des Bundes mit 1 Gbit/Sekunde zu erkundigen. Ebenfalls Einigkeit herrschte darin, dass Glasfaserkabel bis in jedes einzelne Gebäude verlegt werden sollen. Bei der zweiten Variante würden die Glasfaserverbindung in einem Verteilerkasten endet, von dem aus es per Kupferdraht zu den Verbrauchern weiter geht. Der Nachteil: die Geschwindigkeit ist bei Kupfer beschränkter und zudem kommt der Ausbau - obwohl weniger Kabel verlegt werden müssen - auch nicht viel billiger, je nachdem mit welchem Model man später das Netz betreiben will.

Zwei Modelle sind möglich

Wie der städtische Breitband-Experte Paul Michael erklärte, gibt es zwei Möglichkeiten: Beim "Wirtschaftlichkeitslückenmodell" baut ein Unternehmen das Netz, das ihm dann gehört, betrieben wird es anschließend von einem Netzanbieter. Beim Betreibermodell tritt die Stadt selbst als Bauherr auf und kann die Anlage vermieten. Während sich Günther Kuhn für das Betreibermodell erwärmen konnte und das Netz als künftige Einkommensquelle für die Stadt sieht, zeigte sich Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) skeptischer. In dem Fall müsste die Stadt erst einmal die dazugehörige Infrastruktur aufbauen. Gotz sieht aber die Stadt oder die Stadtwerke nicht in der Rolle des Bauherrn und Betreibers. Das könnte der Einstieg in eine Schuldenspirale sein, sagte Gotz. Aber über das Model müsse man nicht sofort entscheiden. Zunächst gehe es um den Ausbaubeschluss, damit rechtzeitigen die Fördermittel beantragt werden können, denn der Förderantrag für das Bundesprogramm muss bis 28. Februar gestellt sein.

Mit dem Beschluss sollen nun Bereiche nordwestlich von Eichenkofen, östlich von Siglfing, südwestlich von Itzling, Weiherhäuser, Straß und Graß, Teile Pretzens sowie der Abschnitt von Ammersdorf über Neuhausen bis Indorf mit schnellem Internet versorgt werden. Die größten Anschlusspunkte liegen im Gewerbegebiet West, dem Gewerbegebiet Süd und im Bereich der Therme Erding. Durch den Eigenausbau der Telekom werden im verdichteten Stadtgebiet fast alle Bereiche mit schnelleren Bandbreiten versorgt. Die Telekom verlegt zurzeit in Eichenkofen, Langengeisling, Itzling, Bergham, Aufhausen-Süd und Werndlfing Kabel. Durch das Erschließen der weißen Flecken sollen 307 Haushalt, 148 Firmen und fünf land- und forstwirtschaftliche Betriebe künftig mit mindestens 50 Mbit/Sekunde im Internet surfen können.

Von Johanna Heindl kam der Hinweis, dass in Pretzen vom Abwasserzweckverband 2018 einige Leitungen neu verlegt werden müssen. Man sollte doch die Baustellen gleich für die Glasfaserkabelverlegung nutzen. Wie der Fliegerhorst versorgt ist, konnte OB Gotz nicht sagen. "Aber die Breitbandversorgung dort ist bei dem Thema meine kleinste Sorge."

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