Erding:Mehr Barrierefreiheit

Erding: Siegfried Draxler ist mittlerweile bereits in seiner dritten Amtsperiode als Seniorenreferent des Stadtrats.

Siegfried Draxler ist mittlerweile bereits in seiner dritten Amtsperiode als Seniorenreferent des Stadtrats.

(Foto: pba)

Der Anteil älterer Menschen in Erding nimmt zu. Die Stadt ist zwar auf dem Weg, senioren- und behindertenfreundlicher zu werden. Doch es gibt noch viel zu tun

Von Denis Giessler, Erding

In Erding leben zurzeit etwas mehr als 35 000 Menschen - 7800 davon sind Senioren. Weitere 2639 Menschen weisen einen Behinderungsgrad von 50 Prozent auf, von denen wiederum mehr als 800 auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Angesichts dieser Zahlen und des demografischen Wandels stellt sich die Frage, ob die Stadt alten und körperlich beeinträchtigten Menschen einen barrierefreien Alltag ermöglichen und sie weiter unterstützen kann. Das erfreuliche Zwischenfazit: Erding ist auf einem guten Weg. Trotzdem gibt es noch einige Baustellen, an denen die zuständigen Betreiber nachbessern müssten. Zudem gibt es bislang keinen Seniorenbeirat in der Großen Kreisstadt.

Siegfried Draxler (SPD), Seniorenreferent des Stadtrats, stellte auf einer Versammlung der Landesseniorenvertretung Bayern (LSVB) die aktuelle Situation in Erding vor. Insgesamt sei sie positiv: "Volkshochschule, Landratsamt, Rathaus, nahezu alle öffentlichen Einrichtungen sind mittlerweile für Menschen erreichbar, die per Rollstuhl und Rollator unterwegs sind", sagt Draxler, der sich mittlerweile als Seniorenreferent in seiner dritten Amtsperiode befindet. Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) und der Stadtrat würde bei jedem Neubau im öffentlichen Raum darauf achten, dass sie "leicht zugänglich und barrierefrei sind". Als Beispiel nennt er das neue Lehrschwimmbecken im Erdinger Hallen- und Freibad mit höhenverstellbarer Wassertiefe. Als weiteres positives Exempel führt er den neu gestalteten Stadtpark an, an den die Pflegeheime Fischers Seniorenzentrum und Heiliggeist-Stift grenzen. "Die barrierefreie öffentliche Toilette ist eine große Errungenschaft für die Bewohner, die im Park spazieren gehen", sagt Draxler.

Kritik muss der Seniorenreferent an der Politik aber trotzdem üben. Neben einem fehlenden Gesamtkonzept für barrierefreie Bauvorhaben vermisst er einen Seniorenbeirat. Draxler zufolge seien für seniorenrelevante Angebote und Bauvorhaben nicht allein die Politik zuständig, sondern auch die Menschen, die es betreffe: "Deswegen fordere ich einen Beirat, bei dem ältere Menschen über relevante Themen diskutieren und Ergebnisse an den Stadtrat liefern." In Taufkirchen gibt es schon lange solch einen Beirat. In den Gemeinden Hohenlinden, Buch, Forstern und Pastetten wurde Anfang Mai die Einrichtung von Seniorenbeiräte beschlossen. Für Erding sei ein Beirat jedoch so bald nicht zu erwarten: "Im Moment sind Oberbürgermeister Gotz und die CSU im Stadtrat von der Idee noch nicht vollständig überzeugt", sagt Draxler, "die Gespräche laufen aber".

Um Schwachpunkte auszumachen, untersuchte der Sozialverband VdK Gebäude im öffentlichen Raum und notierte positive Beispiele sowie Schwachpunkte in einer Tabelle. "Die Ergebnisse der Recherche gaben wir dann an den Stadtrat weiter, jetzt sind sie in der Broschüre 'In Erding alt werden - Ein Wegweise für Senioren und Menschen mit Behinderung' neben anderen Angeboten zu finden", sagt Bernd Schabenberger, Vorsitzenden des VdK-Ortsverbandes. Sein Fazit: "Insgesamt steht Erding in Sachen senioren- und behindertengerecht gut da."

Reserven gibt es für Schabenberger aber nach wie vor an einigen Stellen. So sei im Hintergebäude des Finanzamtes zwei der Eingabenbereich nur über Treppen erreichbar. Und im Gegensatz zu öffentlichen Einrichtungen seien Restaurants und Gasthäuser nur selten barrierefrei. Auch das Erdinger Cineplex-Kino weist laut Draxler einen eklatanten Mangel auf. Zwar gebe es dort behindertengerechte Toiletten, eine barrierefreie Zugangsrampe und einen Behindertenparkplatz. Doch im jedem "Kinosaal findet man nur Treppenstufen vor - körperlich beeinträchtige Menschen müssen dort zum Platz getragen werden", klagt der Seniorenreferent, "die Verantwortlichen antworteten auf meine Bitte hin aber lediglich, dass eine Veränderung aus technischen Gründen nicht möglich sei."

Zahlreiche Freizeitangebote für Senioren bietet die Volkshochschule (VHS) Erding. Geschäftsführerin Gertrud Scheffelmann zählt mehrere Projekte auf: "Betriebsbesichtigungen, Wanderungen und der Seniorenclub - hier ist für jeden etwas dabei." Die VHS-Angebote und regelmäßigen Treffen seien laut Scheffelmann gemischt, um ältere und junge Menschen miteinander in Kontakt zu bringen. "In den Kursen geht es sehr familiär zu, Neulinge fühlen sich fast immer sehr schnell wohl. Alle Interessierten lade ich hiermit recht herzlich ein."

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