Erding:Mädchenrealschule öffnet sich Buben

Schulleitung und Diözese wollen gute Hauptschüler zur Mittleren Reife führen, aber der Elternbeirat ist skeptisch

Florian Tempel

Ein neues Schulmodell jagt das andere: In Oberding entsteht eine neue Realschule in Kooperation mit der dortigen Mittelschule, in Wartenberg werden Spätzünder nach der neunten Klasse in zwei Jahren einen mittleren Schulabschluss machen können. Da will die katholische Mädchenrealschule Heilig Blut nicht im Abseits stehen. Dort sollen Mittelschüler nach dem Quali in zwei Jahren die Mittlere Reife machen können. Nicht nur Mädchen, sondern auch Buben. Dieses spezielle 9+2-Konzept, das bereits an der Realschule im niederbayerischen Arnstorf erprobt wird, unterscheidet sich von dem Wartenberger Modell dadurch, dass die Schüler an Heilig Blut einen echten Realschulabschluss machen würden.

Erding: Unter den Absolventen der Mädchenrealschule Heilig Blut könnten bald auch ein paar Buben sein - falls die Eltern einverstanden sind.

Unter den Absolventen der Mädchenrealschule Heilig Blut könnten bald auch ein paar Buben sein - falls die Eltern einverstanden sind.

(Foto: Bauersachs)

Die Grundidee, ein solches Angebot auch im Landkreis Erding zu unterbreiten, stammt vom Finsinger Bürgermeister Max Kressirer (parteifrei). Der Rektor der Mädchenrealschule Heilig Blut, Josef Grundner, das erzbischöfliche Ordinariat und die Schulverbände Finsing, Isen und Forsten haben sie bereits grundsätzlich für gut befunden. Weniger begeistert scheint hingegen der Elternbeirat der Mädchenrealschule zu sein. Die Aussicht, dass künftig auch Buben die bislang reine Mädchenschule besuchen könnten, werde vom Elternbeirat skeptisch beurteilt, räumt Grundner ein. Der Realschulrektor hat deshalb nun alle Eltern seiner Schule am Donnerstag mit einem Rundbrief informiert und will in einem weiteren Schritt die Meinung möglichst vieler Eltern einholen.

Das vorläufige Konzept sieht so aus: Ganz normale Mittelschüler - also keine M-Zug-Schüler -, die einen guten Quali mit einem Notenschnitt von mindestens 2,5 schaffen, könnten zwei Jahren an der Mädchenrealschule dranhängen. Die 9+2-Schülerinnen und Schüler würden eine eigene Klasse bilden, also nicht in bestehende Klassen integriert werden. In seinem Rundbrief weist Grundner ausdrücklich daraufhin, dass das "keine generelle Öffnung für Buben bedeuten würde". Einen Entwurf für einen Lehrplan mit Stundentafel hat er schon mal ausgearbeitet.

Demnach sollte in der 9+2-Klasse der hauswirtschaftliche Realschulzweig angeboten werden. Das würde wohl "in erster Linie Mädchen ansprechen", schreibt Grundner, und nur einen Handvoll Buben. "Aus meiner Sicht würde das das Gepräge unserer Schule in keiner Weise verändern, wir würden eine Mädchenschule mit allen Vorteilen bleiben." Ganz grundsätzlich erwartet Grundner, dass es sowieso nur ein Schulangebot für ein "relativ kleines Klientel" wäre. Die 9+2-Klasse an der Realschule Arnstorf hat gerade einmal 13 Schülerinnen und Schüler.

Für Finsings Bürgermeister Kressirer sprechen für das Modell mehrere gute Gründe. Normale Mittelschüler würde eine attraktive Perspektive erhalten, nach dem ganz normalen Quali noch einen echten Realschulabschluss machen zu können. Das würde zugleich die Mittelschulen stärken, die keinen M-Zug anbieten. Dass das 9+2-Modell in Wartenberg prinzipiell allen Landkreis-Mittelschülern offen steht, sei kein Argument gegen seine Idee. Der Schulweg für Mädchen und Buben aus Finsing, Isen oder Forstern bis nach Wartenberg sei schlicht zu weit.

Doch zunächst haben es die Eltern der Mädchenrealschule in der Hand, ob aus der Idee auch Realität wird. Sagen sie nein, ist schon wieder alles vorbei. Sind sie dafür, muss allerdings erst noch das Kultusministerium zustimmen. Wenn auch das klappt, könnte es zu Beginn des Schuljahres 2013/14 mit dem neuen Modell losgehen.

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