Erding:Lichterzug durch das Wasser

Erding: Die kühle Wassertemperatur der Sempt von nur fünf Grad Celsius macht den knapp 70 Teilnehmern des Neujahrsschwimmens nichts aus.

Die kühle Wassertemperatur der Sempt von nur fünf Grad Celsius macht den knapp 70 Teilnehmern des Neujahrsschwimmens nichts aus.

(Foto: Renate Schmidt)

Bereits zum 18. Mal wagen sich die Fackelschwimmer an Neujahr in die Sempt - mit einer Wette fing alles an

Von Jan-Hendrik Maier, Erding

Bei Dunkelheit, nur mit einer Fackel in der Hand, in der Sempt schwimmen - dazu laden am Freitag die Wasserwacht und die Feuerwehr Erding ein. Der Lichterzug zwischen der Brücke am Heilig-Geist-Seniorenzentrum und dem Schönen Turm hat in der Kreisstadt zu Beginn des Jahres Tradition. 2016 wagen sich die Erdinger bereits zum 18. Mal ins Wasser. Um 18 Uhr gibt Oberbürgermeister Max Gotz das Startsignal für die knapp 70 Teilnehmer. Die Schnellsten schaffen die zweieinhalb Kilometer stromabwärts in einer halben Stunde. Siegfried Ippisch, der Vorsitzende der Wasserwacht, schätzt das "tolle Flair", wenn der Fluss an diesem Abend ein bisschen zu leuchten beginnt.

Seinen Ursprung hat das Neujahrsschwimmen in einer Wette am Stammtisch vor 20 Jahren. "Zwei Wasserwachtler dachten sich zu später Stunde, es müsste doch ein Leichtes sein, von der Brücke am Schönen Turm bis zum Grünen Markt zu schwimmen", erzählt Ippisch. Weit gefehlt. Bis zum heutigen Tag habe es keiner von beiden versucht und daran würde auch der Wetteinsatz von 50 Litern Bier nichts ändern. Das Vorhaben sei zunächst in Vergessenheit geraten. Als man vier Jahre später eine besondere Aktion für das 50. Jubiläum der Wasserwacht suchte, erinnerte sich Ippisch an die Idee von einst. "Wir wollten der Bevölkerung einmal das Schwimmen in der Sempt ermöglichen. Gegen die Strömung ist es zu schwer. Warum also nicht umgekehrt mit ihr im Rücken?" Dass das "Spektakel" so gut angenommen wird, damit habe keiner gerechnet. Der Erfolg hält an, das würden die vielen Teilnehmer zeigen, die schon seit Jahren dabei sind, sagt Ippisch. Der Kälteschock beim Einstieg sei "schnell vergessen" und der Spaß überwiege nach wenigen Momenten.

Das Fackelschwimmen sei nicht nur ein Erlebnis für die Menschen im Wasser und die Zuschauer, sondern auch ein Beitrag zum Umweltschutz. Am vergangenen Wochenende haben 18 ehrenamtliche Helfer die Strecke drei Stunden lang nach gefährlichen spitzen Gegenständen abgesucht und grob gereinigt. Seit Jahren kommen dabei zahlreiche Glasscherben zum Vorschein. Am Sonntag zogen die Bergungstaucher fünf Fahrräder und einen Leitpfosten aus dem Fluss. Mit der Aktion sollen die Schwimmer außerdem vor Vorletztungen bewahrt werden, da sie an seichten Stellen in der Sempt waten.

Wer ins Wasser steigen will, muss gesund sein und gut schwimmen können. Um sich vor einer Unterkühlung zu schützen, benötigen die Männer und Frauen einen passenden Neoprenanzug. Zusätzliche Ausrüstung wie Taucherbrille, Handschuhe und Füßlinge sind erlaubt, müssen aber selbst mitgebracht werden. Ippisch empfiehlt denen, die zum ersten Mal dabei sind, sich an der Gruppe zu orientieren. "Man sollte zwar Respekt haben, ängstlich muss aber keiner sein. Es ist relativ sicher und natürlich sind auch unsere Rettungsschwimmer unterwegs." Mit etwa fünf Grad Celsius wird es im Wasser voraussichtlich wärmer als am Ufer sein. Frieren sollen die Zuschauer deswegen aber nicht: Es gibt selbst gemachten Eintopf, Glühwein und Kinderpunsch. Der Erlös aus dem Verkauf kommt der Jugendarbeit und den sozialen Aufgaben der Wasserwacht zugute. Die Durchfahrt am Schönen Turm ist für den Verkehr von etwa 17 bis 20.30 Uhr gesperrt.

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