Flüchtlinge:Lernen nach Maß

Flüchtlinge: Die 26 Gemeinden im Landkreis finanzieren sieben Kurse für 140 Teilnehmer über eine Sonderumlage von einem Euro pro Einwohner.

Die 26 Gemeinden im Landkreis finanzieren sieben Kurse für 140 Teilnehmer über eine Sonderumlage von einem Euro pro Einwohner.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Volkshochschule hat bei ihren Deutschkursen ein Konzept mit unterschiedlichen Unterrichtsniveaus für die Flüchtlinge ausgearbeitet. "Wir haben mit jedem ein Einzelgespräch geführt", sagt Abteilungsleiterin Eleni Lehnen.

Von Florian Tempel, Erding

Anfang März beginnen die von den Kommunen des Landkreises mit einer Sonderumlage von einem Euro pro Einwohner finanzierten Deutschkurse für Flüchtlinge. Die Kurse werden von der Volkshochschule (VHS) organisiert. Mit den etwa 130 000 Euro, die der VHS für diesen speziellen Zweck zur Verfügung gestellt werden, wird es sieben Kurse mit je 20 Teilnehmern geben. Zunächst starten fünf Kurse in Erding, Wörth und Taufkirchen. Zwei weitere werden etwas später in Dorfen beginnen. Die ursprünglich avisierte Teilnehmerzahl von 100 Flüchtlingen erhöht sich so auf 140.

Die für den Sprachkurse zuständige Abteilungsleiterin der Volkshochschule, Eleni Lehner, hat ein Konzept mit unterschiedlichen Unterrichtsniveaus ausgearbeitet. Bei drei Informationsnachmittagen in Erding, Wörth und Taufkirchen, zu denen alle im Landkreis lebenden erwachsenen Flüchtlinge eingeladen waren, klärten Lehner und ihre Mitarbeiter zunächst "den Bildungshintergrund" der künftigen Kursteilnehmer ab. "Wir haben mit jedem ein Einzelgespräch geführt", berichtet Lehner, um anschließend möglichst sinnvolle Kurseinteilungen vornehmen zu können.

In Erding und in Wörth wird es je einen Intensivkurs für junge Erwachsene bis 25 Jahre geben. Unterricht ist an fünf Tagen in der Woche mit je sechs Schulstunden. In insgesamt 600 Unterrichtseinheiten sollen die Teilnehmern bis September - es wird keine Ferien geben - möglichst das Sprachniveau B1 erreichen. Im Allgemeinen gelten Deutschkenntnisse auf diesem Niveau als Voraussetzung dafür, sich um einen Job oder einen Ausbildungsplatz bewerben zu können.

Der Unterricht in drei weiteren Kurse wird mit je 300 Schulstunden deutlich weniger intensiv sein. Lehner räumt ein, dass es in diesen Kursen deshalb nicht das Ziel sein kann, die Teilnehmer fürs Berufsleben fit zu machen. In einem speziellen Kurs werden zudem Flüchtlinge Unterricht erhalten, die kaum Schulbildung oder keine Kenntnisse des lateinischen Alphabets haben. Hier heiße es für die Teilnehmer vor allem, "die notwendigsten Kenntnisse zu erlangen, um den Alltag zu bewältigen". Da man möglichst vielen Flüchtlingen Deutschunterricht zukommen lassen wolle, habe man eine Reduzierung des Kursumfangs im Kauf nehmen müssen, so Lehner.

Die Volkshochschule wird in Erding, Wörth und Taufkirchen insgesamt acht Deutschlehrer einsetzen. Die Kurse in Dorfen, die erst etwas später beginnen werden, da von Mitte März an noch Dutzende Flüchtlinge in Dorfen untergebracht werden sollen, werden am Dorfener Zentrum für Integration und Familie (DZIF) stattfinden. Das DZIF hat eigene Lehrkräfte, die seit Jahren Deutschkurse geben.

Derzeit leben im Landkreis 369 Flüchtlinge - 84 Frauen, 188 Männer und 97 Kinder und Jugendliche. Die nächste Gruppe von etwa 20 Flüchtlingen wird bereits erwartet und soll im Pastettener Gemeindeteil Harthofen untergebracht werden. Die Flüchtlinge im Landkreis stammen aus 20 verschiedenen Ländern, die meisten kommen aus Afghanistan, Syrien und Eritrea.

Neben den Deutschkursen, die von den Kommunen des Landkreis finanziert werden, gibt es einen vom Europäischen Sozialfonds finanzierten Kurs am Berufliche Fortbildungszentrum (BFZ) in Erding, sowie eine Klasse für Flüchtlinge an der Berufsschule. Bereits anerkannte Flüchtlinge können an normalen Integrationskurse teilnehmen. Alle die, deren Asylverfahren jedoch noch nicht abgeschlossen ist, dürfen das nicht.

Die Bürgermeister der 26 Kommunen im Landkreis haben die Finanzierung der VHS-Kurse einmütig beschlossen, um möglichst allen Flüchtlingen Deutschunterricht zu ermöglichen. Die bayerische Staatsregierung hat zwar flächendeckenden Sprachunterricht für Flüchtlinge angekündigt. In Bayern konnten 2014 aber nur 2800 Flüchtlinge an staatlich bezahlten Kursen teilnehmen.

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