Erding:Lauter Faschingsausklang

2500 Narren beenden in Erding die Faschingssaison mit ausgelassener Stimmung und schrillen Kostümen. Mit Ratschen und Raketen treiben die Moosgeister das schwarze Kalb zurück in das Moos

Von Leonie Fössel Und Julia Sgolik

Prinzessinnen, ein großer rosa Plüschelefant, zahlreiche Teufel und Katzen haben am Faschingsdienstag mit lautem Getöse die Erdinger Narrensaison beendet. Bei Leuten im Kartoffelsack und grüner Farbe im Gesicht ist der Bezug zur Tradition noch zu erahnen, richtige Moosgeister sind jedoch kaum zu sehen - bis der Umzug beginnt. Auch wenn sich nicht alle an das Schnapsverbot halten, ist die Atmosphäre friedlich und die Veranstaltung insgesamt familienfreundlich.

Viele Erdinger Bürger sind regeltreu und bleiben beim gekauften Bier. Sie komme, um alte Bekannte zu treffen und gemeinsam den Fasching ausklingen zu lassen. "Früher hatten wir schon immer was dabei. Aber seit dem Schnapsverbot halten wir uns auch dran, draußen nur Bier zu trinken", sagen Mitglieder einer Fußballmannschaft. Viele Narren stärken sich nach dem Umzug in den Gaststätten, und dort gibt wo es dann noch eine Runde Obstler.

Trotz des von der Stadt Erding verhängten Verbots trinken manche Verkleideten auch in diesem Jahr auf offener Straße Schnaps. Sie lassen sich auch von den Polizeikontrollen nicht abhalten. Aus Gewohnheit bleiben andere aber beim Bier. Und nicht nur für die Frauen gibt es auch mal einen Prosecco. "Wir wollen ja noch den ganzen Tag durchhalten", sagt ein junge Frau im Amy Winehouse-Kostüm. Eine Gruppe junger Männer steht am Straßenrand neben ihrem Bierkasten und kippt eine Runde Feiglinge. Auch sie setzen sich damit über die polizeilichen Anordnungen hinweg. "Fasching ist die coolste Zeit zum Feiern, da gibt man nichts auf die Anweisungen der Polizei", sagen sie. Die Jungs kommen her, um sich "wegzuballern", wie sie sagen. Kaum sind die Polizisten an ihnen vorbei gegangen, holt einer von ihnen die nächsten Stamperl aus seinem Kostüm hervor.

Polizeibeamte kontrollieren die Erdinger Innenstadt, doch ihnen bleibt offenbar einiges verborgen. Bis auf zwei Personen hielten die Schnapstrinker ihre Stamperl gut versteckt, denn laut einem ersten Polizeibericht wurden nur zwei Besucher verwarnt. "Sonst scheint sich jeder an das Verbot zu halten", meinte am frühen Nachmittag ein Polizist. Wichtig sei, dass die Stimmung zwar ausgelassen, aber friedlich sei. Und das ermöglicht auch vielen Familien einen bunten Nachmittag zwischen Moosgeistern und anderen Fantasiefiguren. Feiern macht hungrig, doch Erding hat vorgesorgt: Um die Lange Zeile herum finden sich zahlreiche Essensstände. Die Würstchenbude am Schrannenplatz ist mit knapp 400 Würstchen für die hungrige Meute gewappnet. "Wenn es so gut läuft wie vor zwei Jahren, kommt alles weg. Letztes Jahr war es zu kalt, da haben wir einige Würstchen wieder mitnehmen müssen", sagt der Standbesitzer.

"Das Moosgeistertreiben gehört einfach zu Erding dazu", sagt eine Frau im aufblasbaren Hexenkostüm. Und darin sind sich viele einig. "Ein Erding ohne Moosgeister wäre nicht komplett", sagt ein Besucher. Die Moosgeister selbst stehen voll hinter ihrem Treiben. "Für mich ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen, als ich das erste Mal mit traditioneller Maske teilgenommen habe", sagt ein weiblicher Moosgeist. Sie ist eine von etwa 60 grünen Kreaturen, die den Umzug anführen. Kaum hat sie zu Ende geredet, knallen schon die ersten Böller und Raketen vom Moosgeisterwagen. Mit Ratschen und Trommeln setzt sich die Menge in Bewegung. Das schwarze Kalb wird ins Erdinger Moos zu den anderen Geistern getrieben, wo es bis zum November bleibt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: