Erding:"Land und Leute"

Volkshochschule will Verständnis für andere Kulturen wecken

Von Jan-Hendrik Maier, Erding

Als Ergänzung zu ihren Sprachkursen lädt die Volkshochschule Erding in der ersten Hälfte des kommenden Jahres in der neuen Rubrik "Land und Leute" zu drei landeskundlichen Veranstaltungen ein. Vor dem Hintergrund von Flucht und Migration sollen sie helfen, "Verständnis für die Kultur des Anderen zu entwickeln", sagt Eleni Lehner, Leiterin des Programmbereichs Sprachen, Literatur und Kinder-Uni an der VHS.

Am Donnerstag, 3. März 2016, steht das Tagebuch der litauischen Autorin Dalia Grinkeviciute im Mittelpunkt. In "Aber der Himmel - grandios" berichtet die damals 22-Jährige von ihren Erlebnissen in den sowjetischen Gulags. 1940 von der Roten Armee nach Sibirien deportiert, überleben Grinkeviciute und ihre Mutter mehr als acht Jahre Gefangenschaft, bis ihnen die Flucht gelingt. 1950 interniert das Regime Dalia erneut. Erst nach ihrem Tod wird das unbeschädigte Manuskript wiederentdeckt, vergraben unter einem Busch im Garten der Eltern. Vytene Muschick stellt in der Altenerdinger Auferstehungskirche ihre 2014 erschienene Neuübersetzung der Aufzeichnungen vor. Musikalisch begleiten den Abend die kubanische Pianistin Yamile Cruz Montero und der griechische Schlagzeuger Christos Asonitis.

Der ehemalige Radiomoderator und SZ-Theaterkritiker Michael Skasa liest am Dienstag, 15. März, in der Erdinger Stadtbücherei Texte über Emigration und Flucht, Verfolgung und Asyl. Darin stellt er sich Fragen wie "Vaterland - wo liegt das?" oder " Muttersprache - wie geht das?" und stellt fest: "Zur Zeit brodeln wieder mal alle durcheinander, sie fliehen, sie emigrieren, sie retten sich und gehen unter. Das geht alle unheiligen Zeiten in Wellen (...) seit die Israeliten aus Ägypten auszogen - und weit vorher schon."

Antoine Parinis präsentiert am 2. Juni an der VHS die Musik griechischer Auswanderer aus dem Amerika der Zwischenkriegszeit. Vor allem Musiker der byzantinischen Schule waren 1920 infolge des griechisch-türkischen Krieges nach Übersee geflohen. Als "zeitlos und minimalistisch" beschreibt das Programm ihren Stil, bei dem sich traditionelle Lieder, Rembetiko - auch "griechischer Blues" genannt - und klassische Serenaden abwechseln. Der Autodidakt Antoine Parinis, geboren 1977 in Lamia, spielt an diesem Abend auf Bouzouki oder Baglama.

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