Erding:Krankenhaus weitet Angebot aus

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Die Dialyse startet im April, aber auch eine Strahlentherapie und eine neue Abteilung für Altersmedizin sollen in Erding etabliert werden. Das Defizit will Vorstand Mohácsi trotzdem bis 2015 behoben haben

Antonia Steiger

Gesundwachsen soll das Erdinger Krankenhaus, um im härter werdenen Wettbewerb zu bestehen. (Foto: Renate Schmidt)

- Eine Herkulesaufgabe liegt vor dem Erdinger Kreiskrankenhaus: Wie der Krankenhausvorstand Sandor Mohácsi dem Kreistag am Montag erklärte, soll die Verweildauer der Patienten weiter sinken, die Leistungsfähigkeit des Hauses muss wachsen und die Prozesse müssen optimiert werden - dies alles unter vermutlich wachsendem Kostendruck. Trotzdem werde das Krankenhaus 2015 die Verlustzone verlassen, sagt Mohácsi. Er nennt diesen Vorgang "Gesundwachsen" und genießt dafür die Rückendeckung des Verwaltungsrates und des Kreistages.

49 Prozent der Krankenhäuser öffentlicher Träger haben 2011 mit einem Defizit abgeschlossen, in diesem Jahr werden es 56 Prozent sein, dieses Ergebnis hat laut Mohácsi eine Umfrage unter den deutschen Krankenhausdirektoren erbracht. "Wir werden in diesem Jahr noch dazu gehören", sagt der Erdinger Krankenhaus-Chef. Doch bis 2015 soll der Trend gedreht sein. Wie das gehen soll, brachte er auf eine einfache Formel: "Die Leistungswachstum muss das Kostenwachstum übersteigen."

Optimistisch sei er im Bereich der Leistungen, dagegen nur "gedämpft optimistisch" auf der Kostenseite. Diese Skepsis liegt zum einen in den Tarifverhandlungen begründet, auf die die Klinik keinen Einfluss hat. Mohácsi betonte, er gönne jedem Mitarbeiter einen "hohen Tarifabschluss". Aber er hat zum anderen Bedenken, was die Gegenfinanzierung betrifft: Alles dreht sich um den sogenannten Landesbasisfallwert, der bestimmt, wie viel Geld ein Krankenhaus pro Case-Mix-Punkt bekommt, deren Anzahl sich wiederum aus den erbrachten Leistungen errechnet. Auf etwa 15 000 Case-Mix-Punkte bringt es das Krankenhaus in diesem Jahr, pro Punkt rechnet Mohácsi mit etwa 3300 Euro - der aktuelle Landesbasisfallwert -, und daraus errechnet sich, dass das Kreiskrankenhaus 2012 mit etwa 46 Millionen Euro für sämtliche Ausgaben auskommen muss.

In der Verantwortung des Krankenhauses liegt es dagegen zumindest zu einem Teil, welche Leistungen es anbieten will. Und hier will Mohácsi kurz- und mittelfristig das Spektrum erweitern. Er erklärte den Kreisräten, dass die Klinik schon jetzt über ein "sehr breit ausgefächertes Programm" verfüge, dass "hochspezialisierte Experten" hier arbeiteten - und dass dies alles keine Selbstverständlichkeit für ein Krankenhaus dieser Größe sei. Doch die Angebote werden ausgeweitet: Als nächstes startet die lang erwartete Dialyse im April 2013 mit zehn Plätzen, die auf dreißig ausgebaut werden. Fest eingeplant ist auch das Strahlen- und Tumorzentrum, für das sich im Laufe des Jahres mehrere Praxen beworben hätten, wie Mohácsi sagte. Zwei Bewerber sind übrig geblieben, der Start wird in zwei bis drei Jahren folgen. Und weiterhin soll Erding eine neue Hauptabteilung für Akut-Geriatrie bekommen - für Altersmedizin. Hierzu gebe es bereits Überlegungen, es liefen Evaluierungen und Planungen. Angesichts der sich ändernden Bevölkerungsstruktur erscheine eine solche Abteilung sinnvoll, sagte Mohácsi. Angebote dazu gebe es in der näheren Umgebung in Wartenberg und Haag.

Ein ganz wichtiger Baustein in der Entwicklung des Krankenhauses soll das neue Bildungszentrum für Gesundheits- und Sozialberufe sein, in dem man die eigenen Pflegekräfte ausbilden will. Mohácsi betonte, dass der Mangel an Arbeitskräften schon deutlich zu spüren sei. Weniger bei den Ärzten, hier profitiere das Krankenhaus von seinem Status als Lehrkrankenhaus der Universität. "Es ist ein attraktiver Standort für Ärzte." Für das Bildungszentrum wird es einen Neubau geben müssen und für das erweitere Leistungsspektrum einen Anbau.

Nicht ohne Skepsis nahmen die Kreisräte die Ankündigung einer Prozessoptimierung zur Kenntnis, Helga Stieglmeier (Grüne) fragte nach, ob dies bedeute, dass Mitarbeiter länger arbeiten müssten. Mohácsi erwiderte ihr, dies sei nicht der Fall. Im Gegenteil: Die Zeiterfassung dokumentiere neuerdings die Zahl der Überstunden genauestens. Optimiert werden könne aber die Aufteilung der Arbeit unter den Berufsgruppen. Zum Beispiel müsse nicht ein Assistenzarzt Blut abnehmen, dies könnten auch erfahrene Pflegekräfte. Auch die Patientenaufnahme ließe sich effektiver gestalten. Er betonte jedoch, dies werde nicht "mit einem Federstrich" erledigt, sondern mit viel Geduld und Kommunikation. Trotz aller dieser Probleme will er das Krankenhaus binnen drei Jahre aus den roten Zahlen führen. Wie? Ganz einfach: "Mehr Patienten, mehr Fälle."

© SZ vom 14.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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