Erding:Krankenhaus schreibt tiefrote Zahlen

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Das Geschäftsjahr 2012 wird mit einem Rekordminus von 3,7 Millionen Euro abgeschlossen. Klinikchef Sándor Mohácsi erwartet erst für 2015 wieder einen ausgeglichene Bilanz

Florian Tempel

Die Zahl der stationär und ambulant behandelten Patienten am Kreiskrankenhaus und der dazugehörigen Klinik in Dorfen ist so hoch wie noch nie. Auch die Zahl der Operationen erreicht zuletzt Rekordniveau- und trotzdem: Das Defizit ist höher denn je.  (Foto: Renate Schmidt)

Das Kreiskrankenhaus Erding hat das Geschäftsjahr 2012 mit einem Rekordminus von 3,7 Millionen Euro abgeschlossen. Das sind noch einmal 900 000 Euro mehr als im Vorjahr. Der Verlust 2012 wird voll mit Steuergeld ausgeglichen. Das hat der Kreistag einstimmig beschlossen. Zusätzlich zu den bereits im Juni vergangenen Jahres bewilligten und an das Kreiskrankenhaus ausgezahlten 1,9 Millionen Euro wird der Landkreis seinem Kommunalunternehmen nun den noch offenen Fehlbetrag von 1,7 Millionen Euro überweisen. Klinikchef Sándor Mohácsi sagte, er erwarte zwei weitere Jahre mit Verlusten. Sein Ziel sei es, 2015 wieder einen ausgeglichenen Abschluss zu erreichen. Mohácsi verwies darauf, dass es Zeichen der Besserung gebe. So sei "das operative Ergebnis" von einem Minus von 4,4 Millionen Euro 2011 im Jahr 2012 auf 2,6 Millionen Euro verringert worden. Rückstellungen für Nachforderungen der Sozialversicherungen erhöhten allerdings das bilanzielle Defizit auf die genannten 3,7 Millionen Euro.

Mohácsi ist seit zwei Jahren Klinikchef in Erding. Als er im Frühjahr 2011 kam, hatte das Kreiskrankenhaus gerade mächtigen Ärger hinter sich. Nach monatelangen Querelen zwischen einem Chefarzt und dem vom Klinikkonzern Sana AG ausgeliehenen Management hatte Sana die weitere Zusammenarbeit aufgekündigt. Immerhin schienen damals die Finanzen noch in Ordnung zu sein. Nach nur zwei Monaten als neuer Klinikleiter stellte Mohácsi jedoch fest, dass dem nicht so war. 2009 war das Ergebnis in Erding noch ausgeglichen. 2010 hatte das Kreiskrankenhaus ein Minus von 1,9 Millionen Euro zu verzeichnen, 2011 waren es bereits 2,8 Millionen Euro. Und nun ein weiteres Rekorddefizit.

Für Außenstehende ist dabei eines kaum verständlich: Die Zahl der stationär und ambulant behandelten Patienten am Kreiskrankenhaus und der dazugehörigen Klinik in Dorfen ist so hoch wie noch nie. Auch die Zahl der Operationen erreicht zuletzt Rekordniveau. Dass sich das Kreiskrankenhaus dennoch wirtschaftlich nicht rentiert, liegt vor allem daran, dass es wie so viele kommunale Krankenhäuser unter einer systematischen finanziellen Unterversorgung durch die Krankenkassen leidet. So erhöhte sich das dem Kreiskrankenhaus zugewiesen Budget zuletzt viel weniger stark als die Personalkosten durch Tarifsteigerungen. Laut einer Erhebung der Bayerischen Krankenhausgesellschaft befürchteten Ende Dezember 47 Prozent der befragten Kliniken im Freistaat, im Jahr 2012 ein Defizit erwirtschaftet zu haben. Darunter sind auch Krankenhäuser wie das in den vergangenen Jahren noch wirtschaftliche Klinikum Freising. 2010 gab es mit 1,9 Millionen Euro noch einen stattlichen Gewinn und 2011 noch ein kleines Plus von 160 000 Euro. Doch für 2012 wird nun ein Defizit von mindestens einer halben Million Euro erwartet.

Auf die Frage von Helga Stieglmeier, der Fraktionschefin der Grünen im Kreistag, ob das Kreiskrankenhaus durch ein vom Bund angekündigtes Hilfsprogramm finanziell spürbar entlastet werde, sagte Mohácsi, er habe noch keine offizielle Nachricht dazu erhalten. Der Bund will in diesem Jahr die Kliniken in Deutschland mit 330 Millionen Euro und 2014 mit 550 Millionen Euro unterstützen. Nach seiner Berechnung müsste das Kreiskrankenhaus Erding in diesem Jahr 200 000 bis 250 000 Euro und 2014 knapp das Doppelte erhalten. "Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein", sagte Mohácsi.

Das Kreiskrankenhaus Erding soll langfristig durch eine Ausweitung des medizinischen Angebots aus der Verlustzone kommen. Das Motto heißt "gesund wachsen". Investitionen wie die geplante Errichtung eines neuen Kliniktraktes für eine Dialyse-Abteilung, Strahlentherapie und einen hochmodernen OP-Saal mit einem Computer-Tomographie werden vermutlich auch in Zukunft eine finanzielle Unterstützung durch den Kreistag notwendig machen.

Eines kostet hingegen nichts: Das Kreiskrankenhaus ändert seinen Namen in "Klinikum Erding". Der neue Name, ein neues Logo, das im Juni vorgestellt wird, und ein neues Leitbild sind die Ergebnisse eines Neufindungs-Prozesses, "der schon zu einem Zeitpunkt begonnen wurde, als wir noch nicht wussten, wie schlecht es uns geht" , sagte Mohácsi. Von Sommer 2011 an habe man, unterstützt von einer Beratungsfirma, mit den Krankenhaus-Mitarbeitern gemeinsam in Workshops überlegt, "was wir tun müssen, um unsere Außendarstellung zu verbessern".

© SZ vom 24.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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